Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Männer zeigten immer eine körperliche Veränderung. Was war mit ihm geschehen, dass er so normal aussah?
»Nun, sie hat mir befohlen, das Tor zu nutzen. Ich soll Euch zum Tempel bringen ... so schnell es geht. Ich war bei den Sidaji. Sie sterben«, stotterte Seraphia und widerstand der Versuchung, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken - sie wollte nicht so verunsichert erscheinen, wie sie sich fühlte.
Faunus veränderte seine Haltung und sein vergnügtes Lächeln wich urplötzlich einem Ausdruck der Sorge und Anspannung.
»Kommt! Wir brechen am besten sofort auf. Es sei denn, Ihr habt hier noch etwas Dringendes zu erledigen«, sagte er und setzte bei den letzten Worten wieder das verdammte spitzbübische Lächeln auf.
Seraphia wünschte sich, der Boden möge sie verschlingen. Faunus reichte ihr die Hand, doch sie stieg an ihm vorbei aus dem Teich und folgte dem Pfad zurück zur Lichtung mit dem Portal.
Er kam ihr einen Moment später nach und holte sie ein.
»Warum so missgelaunt? Wie lautet Euer Name? Oder hat man im Tempel keine Manieren mehr?« Faunus sprach mit einem Ton der Entrüstung, doch es klang nicht besonders überzeugend in Seraphias Ohren.
»Manieren? Gehört es zum guten Ton im Wald von Garak Pan, Priesterinnen aufzulauern?«
Ein warnender Unterton mischte sich in seine Worte. »Aufzulauern? Ihr seid im Sahm nahe seiner Quelle baden gegangen. Die Priester Garak Pans erachten das als Sakrileg.«
Sie erschrak und hielt inne. Unter Umständen hatte sie unwissentlich etwas verbrochen, als sie in das Wasser gestiegen war.
»Ich ... ich hatte nicht vor ... Verzeiht mir bitte!« Sie neigte das Haupt. »Mein Name ist Seraphia.«
Faunus musterte sie überrascht. »Ich habe von Euch gehört! Ihr seid die Herrin der Dunklen Flamme. Die Gerüchte haben nicht übertrieben.«
Er warf einen wohlwollenden Blick auf Seraphias tropfnasse Rundungen, bevor er mit einer Hand zur Lichtung wies. Sie wünschte sich sehnlichst ihre Robe herbei und war wütend auf die Hohepriesterin, weil diese sie ohne Kleidung hatte gehen lassen.
Sein Blick ... hat sie mich vielleicht absichtlich so hierher geschickt?
Trotz ihrer Wut riss sie sich zusammen und bemühte sich um einen höflichen Tonfall, als sie wohl überlegt antwortete.
»Es tut mir leid, dass ich ein Sakrileg begangen habe. Die letzten Tage waren sehr anstrengend und ich hatte keine Zeit für ein Bad. Ich werde Buße leisten, wenn Ihr es verlangt.«
»Buße leisten ... Oh!« Faunus ließ es klingen, als hätte er dabei etwas Unanständiges im Sinn und Seraphia versuchte, einmal nicht rot zu werden.
Es gelang ihr nicht.
Warum passiert mir das andauernd!
Faunus trat etwas näher an sie heran. »Welche Form der Buße habt Ihr im Sinn?«
»Schluss damit, egal was es ist!«
Seraphia fuhr erschrocken herum. Sie sah Faunus hinter sich stehen. Sie drehte sich um. Faunus stand vor ihr. Sie lief ein paar Schritte zur Seite und schaute ungläubig von einem Mann zum anderen.
Es war Faunus.
Zweimal.
»Faunus der Tausendfache! Das ist wortwörtlich gemeint?«, rief sie und schüttelte den Kopf.
»Was hat er wieder angestellt?« Der zweite Faunus sprach wie der ernste, verantwortungsbewusste Bruder des Ersten.
»Nichts!«, riefen der erste Faunus und Seraphia unisono. Sie warf einen empörten Blick aus dem Augenwinkel zu dem ersten Faunus, der schuldbewusst zu Boden blickte.
»Na, was auch immer! Verschwinde!«
Seraphia drehte sich zu allen Seiten um, doch er war nicht mehr zu sehen. Sie sah den verbliebenen Faunus skeptisch an.
»Das ist ein Trick, oder?«
Er zog eine Grimasse. »Ein Trick? Ich bin Legion . Das weiß hier jedes Kind. Ich nehme an, Charna schickt Euch. Oder habt Ihr euch bloß verlaufen?«
Seraphia hatte das Gefühl, dass dieser Faunus keinen Humor hatte. Aber wo war der erste Faunus geblieben? Nahm er sie auf den Arm? Die magische Macht der Männer hatte sie nie richtig verstanden.
Sie nickte. »Charna schickt mich in der Tat. Mein Name ist Seraphia.«
Er blickte überrascht auf. »Die Herrin der Dunklen Flamme. Zumindest in einem Punkt haben die Gerüchte nicht übertrieben. Ihr seid der neue Aufsteiger im Tempel, Eure Aura ist mächtig.«
Seraphia schaute diesen Faunus misstrauisch an, aber er sah ihr nur in die Augen. Mit Respekt. Er schien mehr an ihrer Rolle als Botschafterin Charnas interessiert zu sein, als an ihrem Körper. Der erste Faunus hatte entweder ein anderes Gerücht gehört oder die Gerüchte um sie enthielten zu
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