Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
in ihr aufkeimte, und wandte sich so gelassen wie möglich und mit einem gezwungenen Lächeln den Neuankömmlingen zu, die sich von der anderen Seite des großen Platzes näherten.
Sie waren zu dritt.
Ein Mann massig und schwer gebaut und zwei zierliche Frauen. Charna erkannte Gorak, den glatzköpfigen Barbarenkönig der Nomaden. Sein muskelbepackter Körper war von Narben überseht. Er trug Hosen aus braunem Leder und weiche Stiefel, ein Schwert mit breiter Klinge und langem Griff hing auf seinem Rücken.
Mit einigem Abstand zu ihm ging Olana, deren gänzlich weiße Augen, Haut und Haare überhaupt keinen Kontrast bildeten. Wie immer war sie ganz in Weiß gekleidet und sah damit aus wie eine lebendig gewordene Statue aus Porzellan. Das grünliche Licht Irians lies sie jedoch beinahe wie ein Gespenst erscheinen. Sie war die Herrin der Unerwünschten Träume. Sie trug ihr langes Haar in einem hochgebundenen Pferdeschwanz. Ihr weißer Anzug verhüllte weniger, als er preisgab, doch war es schwer, Haut und Kleidung voneinander zu unterscheiden. Sie trug Silberschmuck, von dem es hieß, er würde sie unverwundbar machen.
Zwischen den Beiden stolzierte eine jung aussehende hellhäutige Frau mit hellblauen, hüftlangen Haaren und Augen, die so blau waren, dass sie leuchteten. Ihr jugendlicher Körper steckte in einem weißen Lederanzug, der ihr bis zum Kinn reichte, aber ein ansehnliches Dekolletee freiließ, in dem eine goldene Kette schimmerte. Silberne Platten und glasklare Kristalle waren in das Leder eingearbeitet. Auf ihrer Stirn ruhte ein Diadem mit dem blauen Juwel des Nordens darin.
Jenara, die Gottkaiserin der Völker der Frostreiche sprach mit einer Stimme, die ihr Alter Lügen strafte.
»Charna, mein Kind. Was genau bezweckst du mit deinem Vorgehen?«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich weiß nicht wie, aber du bist für das Verschwinden der Echsen verantwortlich. Mit welcher Absicht wird mir wohl noch offenbar werden.«
Charna schnaubte verächtlich. »Was hätte ich davon?«
»Der Tod der Sidaji war unvermeidbar. Du versuchst, mit ihrem Verschwinden die Tatsachen zu verschleiern und die Macht über Kabal an dich zu reißen. Das kann ich nicht zulassen, nicht, wenn unsere Welt eine Zukunft haben soll. Ob die Sidaji noch da sind oder nicht, ihr zweifelhafter Einfluss auf die Geschicke Kabals ist nun nicht mehr von Belang. Du weißt, was das bedeutet.«
»Das Verschwinden der Sidaji ist dein Machwerk, Hexe!«, sagte Mikar und machte einen Schritt nach vorn.
Mit einer fließenden und blitzschnellen Bewegung hatte Gorak sein Schwert gezogen und postierte sich schützend vor Jenara, die Mikar nur ein Lächeln zuwarf. Gorak sah den Kentauren hingegen herausfordernd an.
»Mikar«, sagte Charna leise und er trat zögernd und angespannt zurück, seinen starren Blick auf den Barbarenkönig gerichtet, bis dieser wegsehen musste und sein Schwert langsam in die Scheide zurückschob.
»Du nimmst mir die Sicht, Gorak«, sagte Jenara tadelnd und der Barbar trat widerwillig zur Seite. »Ich denke, ich verstehe jetzt, welche Absichten du verfolgst. Du lässt die Sidaji verschwinden, schiebst die Schuld anschließend auf mich ab und sorgst auf diese Weise dafür, dass mein Anspruch geschwächt wird. Das ist gleichermaßen ungeschickt wie töricht. Kindisch, wie man es von dir gewohnt ist.«
Charna atmete kontrolliert ein und aus. Jenara hatte das Talent sie mit jedem Wort, das ihrem Mund entsprang, wütender zu machen.
»Ich bin nicht für das Verschwinden der Sidaji verantwortlich. Was auch immer heute Nacht geschah, ist dein Verdienst. Niemand sonst ist es gewesen. Warum leugnest du das noch? Warum hast du eine deiner Sjögadrun in Idrak eingeschleust und einen Mordversuch unternehmen lassen? Im Inneren Sanctum, Jenara! Hast du keine Skrupel mehr?«
Die Gottkaiserin sah für einen Lidschlag überrascht aus, dann erwiderte sie Charnas Blick mit Bestimmtheit und schüttelte den Kopf.
»Ich trage nicht die Schuld an dem, was hier oder angeblich in Idrak geschehen ist. Aber ich werde dieses Spiel nicht mitspielen! Ich werde vielmehr beweisen, dass du oder deine Gefolgsleute für die Vorfälle hier verantwortlich sind. Die Völker der Frostreiche werden nicht für das Unrecht schuldig gemacht werden, das du angerichtet hast. Ich werde Stellung beziehen und den Ort untersuchen, bis ich die Beweise für deine Tat gefunden habe.«
»Dann ist es nur gerecht, wenn ich dafür sorge, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
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