Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
lichterloh brennen?«
Sie zuckte zusammen. Die Stimme der Dunklen Flamme sprach erneut zu ihr. Und doch war es nicht jemand anders. Ein Teil ihres Wesens, ein dunkler Aspekt der menschlichen Seele war Heim der schrecklichen Macht geworden, die sie zwar herbeirufen konnte, die sie aber nicht in dem Maß beherrschte, wie man ihr weisgemacht hatte. Oder doch? War sie der Herausforderung nur nicht gewachsen? War sie unfähig diese Bürde zu tragen? Was, wenn sie versagte und die Dunkle Flamme sie kontrollierte, statt umgekehrt?
Sie spürte eine Hand auf der Schulter und zuckte zusammen. Es war Kassandra. Ihre Gegenwart beruhigte sie. Sie liebte den Klang ihrer Stimme, er erinnerte sie an ihre Mutter.
»Zweifel nicht an dir, Liebes! Du hast ein gutes Wesen.«
Seraphia nickte und war sehr dankbar für die wenigen Worte. Sie vertraute Kassandra und ihrem Urteil, obwohl sie die geheimnisvolle Seherin nur vom Namen her kannte. Sie wusste immer noch nicht, wie sie mit ihr oder den anderen umgehen sollte. Sie hatte von Kassandra gelesen, wie alle anderen Adeptinnen seit mindestens zehn Generationen. Ihr Name fand Erwähnung in vielen Schriften. Es hieß, sie konnte ins Reich der Toten sehen und die Zukunft prophezeien. Womöglich, überlegte sie, waren ihre Worte so voller Zuversicht, weil sie durch eine Vision wusste, dass sie die schreckliche Macht der Dunklen Flamme meistern würde.
Kassandra nickte ihr zu, als sie dankbar lächelte, und ging hinaus. Faunus hob die Eishexe auf und legte sie umsichtig in die steinerne Wanne. Er holte einen leichten Holzschirm aus der Ecke des Zimmers und platzierte ihn so, dass niemand, der den Raum betrat, sofort sah, was sich dahinter befand. Sie verließen den Baderaum und schlossen die Tür. Die Priesterinnen und Diener waren bereits aufgebrochen, um die umliegenden Gebäude gemäß Charnas Anweisungen zu durchsuchen. Sie folgte Faunus zu Kassandra und Thanasis, der jetzt zu ihnen sprach.
»Wir werden den nördlichen Teil der Anlage untersuchen. Ihr beiden den südlichen Bereich. Die Priesterinnen und Diener konzentrieren sich auf die Privatunterkünfte und Lagerräume. Wir werden die offiziellen Räume und Plätze durchforsten.«
»Ich könnte einen erheblich größeren Radius abdecken, wenn ich mich teilen würde«, sagte Faunus überlegend.
»Mach das! Aber ich möchte, dass einer deiner Aspekte stets bei Seraphia bleibt. Wir müssen einander den Rücken decken.«
Faunus nickte und sah sie aufmunternd an. Sie verabschiedete sich von Thanasis und Kassandra und verließ mit ihm das Gebäude.
11 - Ein Kentaur an fremdem Gestade
Mikar sah dem lachenden Thanasis hinterher und schüttelte den Kopf. Wo sollte er mit der Erkundung beginnen? Im Palast würden alle anderen suchen, doch er glaubte nicht, dass die verschlagenen Echsen so dumm waren, sämtliche Artefakte der Macht hier zu lagern. Einige der mächtigeren Gegenstände waren womöglich an entlegenen Orten versteckt.
Er packte Maraks Speer und hatte eine Idee. Er war vor vielen Jahren auf einer Insel, die zum Herrschaftsbereich der Sidaji gehörte, auf eine eigenartige Sache gestoßen. Er hatte eine Gruppe offiziell aussehender Würdenträger der Sidaji auf dem Strand angetroffen. Helfer hatten Gerätschaften und Material mit sich geführt und eine Riege der reptilienartigen Maschinenwächter der Sidaji hatte sich beinahe auf ihn gestürzt. Sie vermieden im letzten Augenblick eine Auseinandersetzung, er wurde jedoch mit unmissverständlichen Worten darum gebeten, die Insel nie wieder zu betreten.
Wenn die Sidaji etwas zu verbergen haben, dann finde ich es dort. Mit etwas Glück ist es eines der Artefakte.
Er versetzte sich auf die Insel Loros. Sie lag südlich vom Festland des Sidaji-Reiches und war die erste Insel einer Gruppe, die sich etwa von der Mitte des Sidaji-Festlandes bis weit in den Nordosten hinauf um die Küsten des Echsenreiches zog.
Mikar betrat den Strand des verschwenderisch begrünten Eilands und stutzte. Er war nicht, wo er sein wollte. Er gab Maraks Speer einen neuen Gedankenbefehl, aber das erste Mal seit langer Zeit weigerte sich der Speer, Mikars Befehlen zu gehorchen. Sidaji-Artefakte hatten die Eigenschaft, die Wirkung des Speers zu stören, wie er einst bei anderer Gelegenheit festgestellt hatte. Der Effekt war ihm bei seinen früheren Besuchen an diesem Ort nicht aufgefallen, aber möglicherweise hatte er den Speer nach seiner Ankunft schlichtweg nicht mehr benutzt.
Er stand jetzt vor
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