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Kains Erben

Kains Erben

Titel: Kains Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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schickt mich nicht weg.«
    Sachte klopfte ihm Randulph auf die Schulter. »Das war bemerkenswert tapfer. Schaffst du noch mehr? Darauf, dass ich dich nicht wegschicke, wenn du hierbleiben willst, hast du mein Wort.«
    Matthews Erleichterung war spürbar, auch wenn die Muskeln seines Rückens eisenhart verspannt blieben. »Danke.«
    »Also weiter. Statt in noch einen Krieg zu ziehen oder die Tonsur zu nehmen, hättest du mindestens eine dritte Möglichkeit: Du könntest dich auf deine Baronie zurückziehen, dein Land bestellen und Beizvögel ausbilden oder mit was für Getier du dich sonst umgeben willst. Hier drinnen dürftest du kein Tier bei dir haben, es sei denn, du nimmst mit den Wanzen vorlieb, und um die Pferde kümmern sich die Laien. Das ist ein Opfer, das wehtut, oder?«
    Kurz schwieg der andere. »Ja«, gestand er dann ein.
    »Aber du traust es dir zu? Dann mache ich es noch härter. Du könntest nicht heiraten, Matthew. Ich hätte dich gern hier, das leugne ich nicht. Aber etwas in mir ist trotzdem versucht zu beten: Herr, mein Gott, bitte schick diesem Kerl endlich wieder eine Frau, die nicht höflich fragt, sondern ihn gnadenlos in die Arme nimmt.« Das Zucken, das über die harten Muskeln glitt, zeigte ihm, dass er richtig gezielt hatte. In seiner Jugend war er alles andere als ein übler Jäger gewesen.
    »Dazu tauge ich nicht«, presste Matthew heraus.
    Randulph gönnte ihm und sich eine Pause, in der er ausnahmsweise sich selbst für seine Tapferkeit lobte. Er hatte diesen Mann gemocht, als der noch ein Kind gewesen war, das verletzte Vögel aufsammelte, und in den Wochen, in denen er seine Wunden gepflegt hatte, hatte er ihn tief und innig in sein Herz geschlossen. Er war alt. Die Vorstellung, den Jüngeren bei sich zu haben, wenn es ans Sterben ging, war unendlich verlockend, und dieser begabte Bursche mit seiner erstaunlichen Zähigkeit, seinem Feuer und seiner Beherztheit würde lediglich ein bisschen Zucht brauchen, um einen feinen Zisterzienser abzugeben. Dafür, dass er sich dennoch zwang, ihm zu sagen, was nötig war, und die Entscheidung Gott überließ, verdiente Randulph, so fand er selbst, mindestens ein Schulterklopfen.
    »Nun gut«, sagte er schließlich. »Ich nehme zur Kenntnis, dass du die Opfer nicht scheust. Wenn du also, nachdem du deine Belange geordnet hast, hierher zurückkommst und nach Art der Zisterzienser leben willst, weil du diesen Weg mit Freude als den deinen erkennst, dann werde ich dich der Obhut von Bruder Alban übergeben und Gott bitten, dass er dich in deiner Entscheidung segnet und stützt.«
    Er räusperte sich, fasste seinen Neffen scharf ins Auge und fuhr fort: »Solltest du allerdings in meine Abtei kommen, weil du glaubst, du seist für etwas, das du nicht getan hast, noch immer nicht hart genug bestraft worden, dann lese ich dir die Leviten, dass es kracht. Komm wieder, wenn du gelernt hast zu verzeihen. Auch dir selbst. Und wenn es dir zu schwer wird, geh wieder und wieder auf deine Knie und bitte deinen Schöpfer um Hilfe. Soweit ich mich erinnere, hatten mein Bruder und ich dir ein herrliches Gebet beigebracht, an dem du Demut und Jubel zugleich lernen solltest. Dieser Orden ist nicht begründet worden, um eine Geißel Gottes zu verkörpern, sondern Gottes offene Arme.«
    Ich wollte, mir hätte jemand vor einem halben Leben dasselbe gesagt, dachte Randulph nicht frei von Stolz. Aber letzten Endes habe ich es auch so gelernt.
    Matthew atmete schwer und schluckte ein Stöhnen herunter. Aber er widersprach nicht. Brav, dachte Randulph. Du bist erwachsen, stellst dich deinen Dämonen, und alles andere überlassen wir dem Herrn. »Ich bin fertig«, sagte er und klopfte ihm auf die Wange. »Du darfst dein dringendes Anliegen also jetzt vortragen.«
    Blitzschnell straffte Matthew die Schultern und sah zu Randulph auf. »Ihr müsst mir sagen, wo Amicia ist. Ich war in Fountains, aber dort ist sie nicht mehr, und eine Auskunft gibt man mir nicht. Ihr seid der Letzte, der es mir sagen kann.«
    »Soso«, knurrte Randulph. »Hast du mir nicht eben erzählt, dass du dir das Haar scheren lassen und ein Gelübde leisten willst? Und waren wir uns nicht einig, dass du diesem Mädchen, was immer auch geschieht, seinen Frieden lassen musst? Dass du nie wieder versuchen wirst, dich ihm zu nähern, damit es nicht noch mehr verletzt wird?«
    »Ja, aber darum geht es hier nicht.«
    »Aha«, höhnte Randulph. »Deshalb muss einer wie du also ständig schwören: weil er, sooft

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