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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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die beiden besprachen. Ihre Stimmen waren zu leise. Der Raum schien sich um sie zusammenzuziehen. Sie sah im Tunnelblick den Fremden lächeln. Bergs Mimik und Gestik, das sah sie auch, entglitt immer mehr dessen Kontrolle. Fraglos, ihn erfüllte grenzenlose Verständnislosigkeit darüber, was sich abspielte. Und dann spürte Monterrey es irgendwie. Daß es zu spät war. Daß Bergs Ende gekommen war. Es unmittelbar bevorstand. Ihre Hände zitterten.
    Der Fremde schloß die weißen Augen. „Ich sehe es. Ich sehe Feuer am Himmel stehen. Fusionsbomben, gezündet von im Mittelmeer und Nordatlantik kreuzenden Unterseeschiffen.“ Er öffnete die Augen. „Ich sehe Atomexplosionen über den Städten.“
    Im Saal hing atemlose Spannung. Das Wesen im Körper Bergs schnappte nach Luft.
    Dann drückte Bosetti dem blinden Mann den Lauf seiner Kanone an die Schläfenader. „Das reicht jetzt. Die Hände, wo ich sie sehen kann. Zurücktreten. Aber langsam.“
    Der Mann rührte sich nicht vom Fleck. Er schüttelte in einer Geste milder Resignation nur den Kopf. „Dies hier geht schon Äonen lang.“
    „Wie bitte?“
    Der Blinde sah ihn an. Da war eine Kraft in seinem Blick, die Bosetti in die Knie zwang. Der Italiener ging dagegen an, vergebens. Die uralte Macht, die hinter all dessen stand, wischte, wenn sie wollte, einen Menschen beiseite wie Staub.
    „Wer ... sind Sie, Mann?“, stieß Bosetti hervor. „Was tun Sie?“
    „Verschwinden Sie. Dies ist nicht für Sie bestimmt. Gehen Sie.“
    Bosetti mußte gehorchen. Er wußte, daß er sonst sterben würde, irgendwie war es ihm klar. Er kroch auf allen Vieren davon, solange, bis der Würgegriff um seinen Geist nachließ. Schwer atmend weitete er sich die Krawatte und starrte auf die beiden Gestalten, die sich weiter vorn gegenüberstanden. Er mußte keinen entsprechenden Befehl geben: seine Männer wußten, daß es ihnen nicht bestimmt war, auf irgendeine Weise einzugreifen. Das Gefühl der Machtlosigkeit war kräftezehrend.
    Verhaßte Itani
, dachte der Blinde.
Die Infiltration ist schon zu weit fortgeschritten.
Er mußte bewerkstelligen, weshalb man ihn gesandt hatte. Der feindliche Agent war entschlossen, den Shumgona die Erde auf keinen Fall zu überlassen, sie notfalls in einen Feuerball zu verwandeln. Die Itani kämpften gegen die Possessoren, jene höhere, uralte Macht, der die Shumgona Untertan waren.
    „Nett, wie du das anstellst“, sagte der Itani. „Sag, wie nennst du dich auf diesem Planeten?“
    „Ich trug viele Namen an vielen Orten. Hier ist es Sazi – Sazi Mthembi.“
    „Und dein wahrer Name?“
    „Ich bin Sibah.“
    „Gut, R´yll.
    Das war Mthembis Volk.
R´yll.
Sie waren der Feind der Possessoren. Der Konflikt zwischen beiden Mächten war zu einem galaktischen Flächenbrand geworden. Niemand konnte sagen, wie er sich entwickelte. Zumal es in den Weiten des Alls immer noch etliche Mächte gab, die nicht eingriffen, sondern abwarteten, was als nächstes geschah. Wie die
Vism
, die stärkste aller Mächte, die auch auf der Erde waren und die jeder für sich gewinnen wollte...
    Sazi Mthembi konnte nicht länger warten. Die Zeit eilte. Berg zu retten, war unmöglich; sein Geist war längst hinübergegangen. Ins
Drüben
. Was Mthembi zu tun blieb, war, den Itani zu töten, oder doch wenigstens von der Erde zu verbannen. Er gönnte sich einen letzten Augenblick der Ruhe und des Friedens. Und dann ließ er es geschehen.
    „
Jag-ash!

    Der Laut war unmenschlich gewesen, und kurz verzerrte sich auch Mthembis Gesicht zu etwas Unmenschlichem.
    Mthembi sagte: „Ich weiß, was mit Aron Berg passiert ist: Am Anfang hat er von Feinden geträumt, die er nicht sehen konnte, boshafte Wesen, die ihn aus der Ferne verwirrten. Sie erscheinen ihm als Puppenspieler. Das – Itani – seid ihr“, sagte Mthembi. „So weit also ist es schon.“
    Dann geschah es.
    Aron Berg, dessen Hülle, stieß Worte einer unbekannten Sprach aus, flüsterte mit einer unmöglich tiefen und bedrohlichen Stimme. Nur Mthembi hörte, was er sagte. „
Macrá-mäi
“, sagte der Itani. „Uralter Feind. Wir fragen uns, wie du es geschafft hast, uns so schnell an diesem Ort aufzuspüren. Ihr verschwendet eure Zeit mit diesen hier. Wenn ihr sie nicht unterwerft, werden sie dereinst ihre Maske der Harmlosigkeit abstreifen. Sie sind ängstlich und darum erst recht gefährlich.“
    „Das wissen wir.“
    Der Itani lachte. „Die Galaxis ist ein Zirkus!“
    „Nicht für alle. Nicht für

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