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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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römischen Zivilbeamten, und die Befreiung von jeder Steuer für zwei Jahre, um alle Mittel in den Aufbau ihrer Siedlungen stecken zu können.
    Diese Mittel waren sicher begrenzt, denn vieles von dem Plündergut, das sie seit Adrianopel angehäuft hatten, war zurückgegeben worden. Doch auch hier hatten die Römer eine erstaunliche Milde, ja großes Verständnis an den Tag gelegt: Saatgut, landwirtschaftliche Werkzeuge, Rinder und anderes Vieh war ihnen als Eigentum zugestanden worden, um auch die Produktion von Nahrungsmitteln so schnell wie möglich wieder in Gang zu bringen. Von den zahllosen Pferden, die sie besessen hatten, waren mehr als die Hälfte an die Römer übergeben worden, und jene, die sie behalten durften, wurden vornehmlich als Zugtiere eingesetzt. Nur eine genau benannte Gruppe von Adligen durfte Reitpferde behalten oder gar eine kleine Truppe von Kämpfern unter Waffen als persönliche Wache in ihrem Dienst belassen, ein winziger Bruchteil im Vergleich zur machtvollen Armee, über die sie einst geboten hatten.
    Die Goten hatten die Bedingungen ihrer Kapitulation relativ schnell akzeptiert. Dies deckte sich mit den Gründen, deretwegen sie in erster Linie hierher gekommen waren. Sie hatten eine neue Heimat gefunden und waren bereit, sich mit ihrem Schicksal zu arrangieren. Es hätte schlimmer kommen können. Die Sklaverei wäre eine andere Option gewesen.
    Weniger begeistert waren die Alanen und die Hunnen gewesen. Die Alanen hatten sich letztlich bereiterklärt, als Hilfstruppen in die Dienste der römischen Armee zu treten, eine Tradition, die es ohnehin schon länger gab. Auch Kaiser Gratian umgab sich vorzugsweise mit einer Truppe alanischer Kavalleristen, durchaus zum Missfallen konservativer militärischer Kreise.
    Die Hunnen waren letztlich nicht zu bändigen gewesen. Einige waren dem Vorbild der Alanen gefolgt und hatten sich rekrutieren lassen. Keiner von ihnen war bereit gewesen, das Pferd gegen Pflug und Ochse einzutauschen. Schon im Verlauf der Verhandlungen hatten sich immer mehr von ihnen davongestohlen, und als die Bewachung durch die Legionäre schließlich völlig aufgehoben wurde, waren die meisten von ihnen verschwunden. Wenig in Zahl und ohne ihre Waffen, die von der Legion vorausschauend eingesammelt worden waren, hatten sie sich rasch gen Nordosten auf den Weg gemacht, zurück in jene Gebiete außerhalb der Reichsgrenzen, aus denen sie gekommen waren. Für die Goten und die Römer waren sie damit aus den Augen und auch aus dem Sinn. Nur jene seltsamen Zeitreisenden, von deren Existenz Godegisel berichtet hatte, waren besorgt und voller Misstrauen gewesen, hatten vor einer Rückkehr der Hunnen gewarnt – nicht dieser kleinen Gruppe, sondern einer großen, mächtigen Armee unter der Führung eines Mannes, der noch gar nicht geboren war.
    Eine allzu ferne, allzu abstrakte Vorstellung.
    »Was ist mit Godegisel?«, war dann eine oft gestellte Frage. Godegisel, der einen der Anführer der Zeitreisenden niedergestreckt, der mit seinen Männern das Torhaus in Brand gesteckt hatte. Godegisel, der sie alle mit so eindringlichen Worten vor den Wunderwaffen der Fremden gewarnt und so viel Verachtung und Unglauben ausgelöst hatte – Verachtung und Unglauben, die dann in stille, unwillige Bewunderung und Anerkennung umgeschlagen waren. Auch der größte Kritiker hatte verstanden, dass der junge Adlige letztlich verhindert hatte, dass die Goten ihr Gesicht vor Thessaloniki gänzlich verloren. Godegisel war dabei gewesen, als die Verhandlungen mit den Römern zu ihrem Abschluss gekommen waren, und er hatte, wie alle gotischen Kämpfer, Amnestie und Freiheit erhalten. Seltsamerweise hatten die Zeitreisenden dagegen nur schwach protestiert. Fritigern versuchte immer noch zu begreifen, wie diese Menschen dachten.
    Er hatte Godegisel dann fortgeschickt. Ein letzter Akt des Stolzes, so sagte er sich selbst. Nur sehr wenige Vertraute hatte er darüber informiert. Es war eine wichtige Mission, wenngleich eine, deren Konsequenzen letztlich nicht absehbar waren. Abgesehen von Bilimer hatten die zehn Verrückten, die Godegisel nach Thessaloniki geführt hatte, die Schlacht verletzt, aber lebend überstanden. Der junge Adlige hatte darum gebeten, die höchst seltsame Schar von Gefährten behalten zu dürfen, als persönliche Gefolgschaft, und Fritigern hatte ihm diese Bitte nicht abgeschlagen. Dazu hatten sie einen Wagen bekommen und Zugpferde und etwas Gold. Dann hatte Fritigern sie fortgeschickt.

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