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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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    Simodes.
    Wo war Simodes?
    Volkerts letzte bewusste Erinnerung war, wie die Klinge des Griechen ihn zusammen mit zwei Speeren der hinteren Reihe vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Er musste dem Kameraden und Freund dafür danken.
    Volkert fand sich selbst durch das Lager irrend, laut Simodes' Namen rufend. Er fand sich über das Schlachtfeld laufend, an einem für ihn immer noch namenlosen Dekurio vorbei, der ihn ruhig gewähren ließ, bis er die grausam entstellte Leiche des Griechen fand, unter den Körpern zweier toter Barbaren, in seinem Gesicht mehr erstaunte Verwunderung als Schmerz, aber nichts mehr von jener heiteren Leichtigkeit, die ihn zu Lebzeiten ausgezeichnet hatte.
    Es war jetzt endgültig zu viel für Volkert. Viel zu viel.
    Er merkte gar nicht, wie er sprachlos und ohne weitere Regung über dem zerbrochenen Leib seines Freundes zusammensackte. Die Dunkelheit, die ihn nun umgab, hieß er herzlich willkommen.
     

 
     
30
     
    Godegisel und seine Männer hatten Glück. Offenbar aus Angst vor den vorrückenden Goten hatten die römischen Behörden begonnen, Flüchtlinge von der Stadt wegzuschicken und die Tore zu verschließen. Während enttäuschte römische Bürger mit Sack und Pack kehrt machen mussten, um ihr Heil in einer anderen Siedlung zu suchen, kam die Tarnung der Goten als ehemals wohlhabende, aber nun Zuflucht suchende Händler ihnen zugute. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch die Freigebigkeit, mit der Godegisel Solidi unter den Wachsoldaten verteilte, die ihn und seine Männer erst misstrauisch beäugten. Doch von den Legionären hier waren die wenigsten auch nur in den Genuss eines Handgelds gekommen, und das seit langer Zeit. Als die vermeintlichen Flüchtlinge mit klingender römischer Münze in der Hand um Zuflucht nachsuchten und dabei wortreich ihr grausames Schicksal bejammerten – das heißt, eigentlich jammerte nur ihr Wortführer, während der Rest eher schweigsam auf den Pferden saß und erschöpft dreinblickte –, fanden sich solche, die die Münzen in Empfang nahmen und anschließend den Weg freimachten, und das alles ohne viel Aufhebens. Waren sie erst durch das Stadttor, verschmolzen die Goten mit der Menge in der völlig überfüllten Stadt. Ihrer Tarngeschichte treu führte Godegisel sie in eine Herberge, deren Preisschild ihm bereits zeigte, dass hier nur solche Unterkunft finden würden, die über ausreichend Barmittel verfügten. Damit hatte sich der Gote in weiser Voraussicht hinreichend eingedeckt. Ein mürrischer Herbergsvater wies ihnen zwei enge Räume zu – selbst diese Gaststätte gehobener Kategorie war hoffnungslos überfüllt – und auch für die Pferde fand sich ein Platz. Die Mahlzeit, die man ihnen für ein horrendes Geld kredenzte, war ebenso schlecht wie wenig, Versorgungsengpässe machten sich deutlich bemerkbar. Bis die gotische Armee wieder abzog – ob nun siegreich oder geschlagen –, würde sich das auch noch weiter verschlimmern. Bilimer sah angesichts dieser Perspektive ganz besonders frustriert aus.
    Sie waren nicht die einzigen Goten in der Stadt. Eine so große Metropole wie Thessaloniki beherbergte gerade in diesen aufregenden Zeiten eine Vielzahl von Völkerschaften und es war ja auch keinesfalls so, als habe es vorher keine Goten im Römischen Reich gegeben. Dominiert wurde die Stadt aber eindeutig von Griechen und Thrakern, und Godegisel gab seinen Männern die ausdrückliche Anweisung, so weit wie möglich in der Herberge zu bleiben, nicht die Tavernen zu besuchen und Alkohol nicht anzurühren.
    Dann begann er selbst, die Stadt zu durchstreifen. Anfangs war er der Decumanus Maximus, der Hauptstraße, gefolgt, die als direkte Verlängerung der Via Egnatia bis hin zum zentralen Marktplatz, der Agora, führte. Er beeilte sich nicht, aber das war angesichts der vollgepackten Straßen auch kaum möglich. Hatte Thessaloniki zu Friedenszeiten sicher bereits gut 30.000 Einwohner, so hatten die vielen Flüchtlinge die Stadtbevölkerung stark anschwellen lassen. Obgleich weiterhin das kaiserliche Gesetz galt, das den Verkehr von Lastkarren tagsüber in Städten verbot, reichte die schiere Masse der Menschen, um Godegisels Vorankommen arg zu behindern. Von der Hauptstraße kam er auf die Agora, bewunderte die lange Einkaufsstraße mit dem Cryptoporticus, der gigantischen Lagerhalle der Stadt. Hier war das Zentrum des öffentlichen Lebens und für ihn als Goten war der Eindruck überwältigend. Godegisel mochte gegenüber den Römern

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