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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Sterne von nah beschauen. Obwohl, so was wie dich schicken sie vielleicht gleich nach unten weiter, aber das weiß ja eh niemand so genau. Die Baptisten an der Zechenstraße sagen, dass es keine Hölle gibt, aber das können die wohl von Gemeinde zu Gemeinde selber entscheiden.
    Ich fahre zu schnell. Ich habe noch ein virtuelles Rondeewuh. Mit meinem schönen Italiener … Oh, Mario! Wenn du wüsstest, wie glücklich du mich machst! Ich fühle mich endlich wieder als Frau – nein, Mario hat mich erst zur Frau gemacht! Er liebt mich mit jedem Buchstaben, den er mir schenkt. Von A bis Z, in Klein- und in Großbuchstaben. Er ist wie der üppige Roman, der mein Leben hätte sein können. Nicht wie der billige Kalenderspruch neben mir.
    Wie gut, dass der seine Nächte öfter in seinem Stallbüro verbringt. Da stört er Mario und mich wenigstens nicht beim Chat.
    Hab ich eigentlich den Laptop zum Aufladen angesteckt? Nicht, dass Lothar das Kabel sieht, denn in der Speisekammer ist ja keine Steckdose! Lothar glaubt immer noch, ich könnte einen Taschenrechner nicht von einem Telefon unterscheiden.
    Der rote kik – Klotz in Westerbönen sieht jetzt in der Nacht aus wie ein vergessener Legostein. Ich glaub, ich hätt gern zwei Söhne gehabt. Aber die Ella war wie ein nutzloses Parvovirose- Schwein, spuckt jede Menge Biestmilch, aber trägt keine Früchte.
    Zum Glück lässt sie mich in Ruhe im Büro. War eine gute Entscheidung, den Schlachtcomputer ans Internet anzuschließen . Geht jetzt alles online, mit dem Schlachthof und den Terminen. Einer der Fahrer hat mir dann das mit den Frauen im Internet gezeigt, die nur darauf warten, dass man sie findet. Ich habe eine aus der Gegend gesucht. Und gefunden. Das Perlchen. Davon und von der Technik hat Ella keine Ahnung. Sie denkt immer noch, ein Handy ist so was wie ein Taschenrechner.
    Manchmal frage ich mich, ob wir uns mal im richtigen Leben über den Weg gelaufen sind. An der Schranke oder in der Mühle, bei einer dieser Ausstellungen, zu denen Ella mich hinschleppt …
    »Wart nicht auf mich. Ich muss noch die Fütterung der Ferkel kontrollieren.«
    Und weg bin ich!
    Und wenn du mit den Schnitzeln höchstpersönlich Skat klopfst, es wäre mir so unfassbar egal!
    Mario, ich eile … aber vorher muss ich mich frisch machen. Zum Glück kann man heutzutage alles im Internet bestellen: Strümpfe mit Netz, Dessous im aktuellen Design (blutrot!). Ich versteck das alles drunter, unter den langen Unterhosen und dem kotzegrünen Frotteebademantel.
    Nicht dass der Lothar plötzlich reinkommt und sich fragt: Was sitzt denn meine Alte mit dem Laptop in roten Schlüpfern und Babydoll inner Speisekammer bei den sauren Gurken?!
    Er würde sich wundern, wenn ich ehrlich sagen würde: Liebling, ich plane mit der späten Liebe meines fast verwesten Lebens deinen Tod. Und, ja, ich trage zur Feier des Themas Dessous, die du nicht mal bemerken würdest, wenn ich damit auf einer Muttersau durch Altbögge reiten würde.
    Ich lasse noch ein paar fliegen und frage mich, warum man sich selbst eigentlich viel lieber riechen kann als den Wind von jemand anderem. Stelle das Radio auf WDR4. Mache mir ein Iserlohner auf, fahre den Rechner hoch, öffne unser IM-Chatprotokoll, abgespeichert unter ›Brunstkalender‹, und tippe mit zwei Fingern: Ich bin hungrig, will deinen Mund …
    Das ist von Pablo Neruda und den Tipp hab ich von einem der Wurstleute aus Osnabrück: »Das war DER Schenkelspreizer in den Achtzigern«, hat er gesagt und mir den alten Schmöker gegeben. Dutzende Studentinnen hat er angeblich damals damit flachgelegt. Heute verkauft er fettreduzierten Aufschnitt.
    Hier, das könnte meinem Zuckerperlchen gefallen.
    Kämest du eines Tages wieder, Geliebte …
    Sie denkt natürlich, das ist von mir. Sie denkt aber auch, dass ich Eissalons am Hellweg mit Erdbeeren beliefere. Erdbeeren haben einfach mehr Sexappeal als Nackensteaks. Und Mario hört sich auch besser an als Lothar. Was soll’s: Sie wird mir verzeihen …
    Mein letzter Furz knattert wie das Wort ›Knäggebrot‹.
    Ich frage mich, ob Mario so aussieht, wie er sich beschrieben hat. Kräftig, eine Frisur wie Bruce Willis … und sehr sinnlich. Er sagt, er spricht mit seinem Körper. Wie aufregend!
    Ich verrate ihm nicht alles über mich, Lothar habe ich vorsichtshalber in ›Heinz‹ umbenannt. Nicht, dass er Mario von irgendwoher kennt, hier am Hellweg ist ja alles ganz überschaubar. Das wäre mal eine Bombe.
    Ich kann es ihm ja

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