Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
verfehlen, waren die fünf vorgewarnt und würden mit Sicherheit nicht mehr so leicht zu treffen sein. Oh großer Gott Jugan, bitte lenke meinen Pfeil, damit uns dieser verdammte Zauberer erspart bleibt. Er atmete tief durch und ließ den Pfeil zwischen den fünf Reitern hin und her wandern. Komm schon, du Bastard. Zeige dich endlich.
Die Reiter waren auf dreißig Schritt herangekommen, als sich endlich einer der fünf aus dem Sattel erhob und langsam seine rechte Hand in ihre Richtung ausstreckte.
»Taros«, sagte Kali Darad mit bebender Stimme; das Herz schlug ihr bis zum Halse.
»Ich sehe ihn«, knurrte Taros Goll und versuchte sich an dem, was seine damalige Liebschaft ihm zwischen den gemeinsamen Schäferstündchen versucht hatte beizubringen. »Bevor du schießt«, hatte sie zu ihm gesagt, »atme tief ein und hole das Ziel so dicht an dein geistiges Auge heran, dass es fast die Spitze deines Pfeils berührt. Dann atme aus und lass den Pfeil fliegen.« Eine Lektion, die sie in der Zeit ausgiebig miteinander geübt hatten – nur hatte er dabei nie einen Bogen benutzt.
Die Hand des Magiers begann zu leuchten.
Langsam, sich mit aller Kraft zur Ruhe zwingend, sog Taros Goll tief die Luft ein und stellte sich vor, wie sein Ziel langsam auf ihn zu wanderte.
»Taros«, keuchte Kali Darad erneut und erstarrte, als die Magie des Zauberers mit kalten suchenden Fingern über ihren Verstand glitt, und jeden Moment seine grausamen, besitzergreifenden Krallen darin zu versenken drohte.
Das Ziel des Barden kam näher und näher, bis er es praktisch gar nicht mehr verfehlen konnte. Gleich würde es die Spitze seines Pfeils berühren.
Da schloss der Magier seine blau leuchtende Hand und der Zauber schlug zu. Kali Darad schrie innerlich verzweifelt auf, als ihr die Kontrolle über sich selbst mit einem Mal entrissen, und sie ein weiteres Mal in das Gefängnis ihres eigenen Körpers geworfen wurde. Er hatte sie. Es war vorbei.
Im selben Moment, als die Augen der Harpyie leer wurden, atmete Taros Goll aus und ließ den Pfeil los.
Nicht einen Herzschlag später schrie das Pferd des Magiers schrill auf und brach mit einem gefiederten Schaft in der Brust zusammen. Ross und Reiter überschlugen sich, Gras und aufgerissene Erde wurden umher geschleudert. Der Axtkämpfer, der dicht hinter dem Magier her geritten war, vermochte nicht mehr rechtzeitig zu reagieren und stürzte mitsamt seinem Pferd über die Stute des Magiers. Das unglückselige Pferd wieherte herzzerreißend, als es krachend auf der anderen Seite aufschlug und seinen Reiter mit einem hässlichen Knirschen unter sich begrub; der panische Aufschrei des Kämpfers verstummte schlagartig.
Da brachen Taros Goll und Kali Darad in euphorisches Jubelgeschrei aus und fielen sich in die Arme, während die übrigen Reiter ebenfalls die Verfolgung abbrachen, um sich um ihre gestürzten Kameraden zu kümmern. Vor allem Kali Darad war erleichtert, denn mit dem Sturz des Zauberers war auch sein magischer Würgegriff von ihr abgefallen.
»Du hast es geschafft«, flüsterte sie ihrem Meisterschützen ins Ohr. »Getroffen. Bravo. Du hast mich gerettet.«
Und dabei habe ich eigentlich auf seine Brust gezielt . »Ich habe dir doch gesagt, ich kann schießen«, zwinkerte er ihr zu, gab ihr einen Kuss und kehrte wieder auf den Kutschbock zurück; sie hatten den Wald fast erreicht. Nur noch hundert Schritt trennten sie von seinem schützenden Zwielicht.
»Oh nein«, stöhnte er, als sein Blick auf das schaumbedeckte taumelnde Pferd fiel.
»Was ist los?«, fragte Kali Darad und lugte unter seinem Arm hindurch. Sofort stieg ihr der intensive Geruch des über jedes Maß erschöpften Tieres in die Nase. »Oh. Pferd stirbt.«
»Ja«, nickte er betreten zu dieser knochentrockenen Bemerkung. »Das gute Tier hat nicht mehr lange zu leben. Verdammt nochmal!«
»In dem Wald sind wir sicher«, meinte sie und lächelte aufmunternd zu ihm auf.
Sein Lächeln war eher gezwungen, als er den Arm um sie legte und ihre Wange streichelte. Das hoffe ich, liebes. Das hoffe ich sehr. Dann nahm er die Zügel wieder in die Hand. Zum allerletzten Mal.
Als sie den Wald erreichten, war aus dem märtyrerhaften Galopp ein schicksalsergebener Trab geworden. Mit Selbstvorwürfen beladen zügelte Taros Goll das schaumbedeckte, pfeifend röchelnde Pferd und betrachtete es einen Moment lang schweigend. Es war vorbei. Für das Pferd würde ihre Reise an dieser Stelle enden. Er hätte gerne noch etwas gesagt,
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