Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
laubgrünen Kapuzenumhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
Unter dem Schweiß und Schmutz einer anstrengenden Reise konnte Kali Darad ein Duftwasser erkennen, dass an eine Rose erinnerte. Doch war dieser Eindruck nur ein Hauch, der über ihr apathisches Bewusstsein strich. Schweigend sah sie den Mann an, als dieser die Hand hob und sein Pferd halten ließ.
» Heda!«, rief der Reiter, »Darf ich fragen, wohin des Weges?«
Im Augenwinkel registrierte sie, wie sich El Kadirs Hand langsam und unauffällig um den verhassten schwarzen Knochen schloss, während sie sich dem Reiter näherten.
»Kommt darauf an, wer das wissen will«, erwiderte der fette Händler argwöhnisch und ließ die Pferde langsamer werden, bis sie schnaubend neben dem Fremden zum Halten kamen.
Ein Glucksen ertönte unter der Kapuze. »Oh, ich bitte um Verzeihung.« Mit diesen Worten schlug der Mann die Kapuze zurück und enthüllte ein markantes, wettergegerbtes Gesicht mit wachsamen, funkelnden Augen. Sein schulterlanges Haar war schwarz, doch grau meliert, genauso wie der Vollbart, der die untere Hälfte seines Gesichtes bedeckte. Ein gewinnendes Lächeln lag auf seinen Zügen, als er sagte: »Ich denke, so ist es bessern, nicht wahr?«
El Kadir grunzte und ließ seinen misstrauischen Blick über die nähere Umgebung schweifen. Er vermutete einen der ältesten Tricks der Welt: Ein Vorreiter lenkt das Opfer ab, während sich der Rest der Bande von hinten her anschleicht.
Einfaltspinsel . »Was meinst du, mein Täubchen? Sind wir allein?«
Sie schwieg.
Er seufzte.
Statt auf das unverhohlene Misstrauen seines Gegenübers einzugehen, blickte der Mann zu der Harpyie auf. »Ihr führt da interessante Fracht mit Euch, werter Herr. Lasst mich raten: Ihr wollt nach Larrad, um diese Bestie an den Kolosseumsverwalter zu verkaufen, richtig?«
»Verzeiht, aber ich kenne Euren Namen immer noch nicht«, blaffte El Kadir ungehalten und seine violetten Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen.
Da räusperte sich der Fremde und wandte sich wieder dem Händler zu. »Verzeiht. Wo sind nur meine Manieren? Ich darf mich vorstellen: Mein Name ist Taros Goll. Meines Zeichens Barde und Freund der hehren Dicht- und Sangeskunst. Wenn Ihr wollt, gebe ich Euch eine Kostprobe, verehrter...«
El Kadir nannte seinen Namen und bat auch sogleich um jene angebotene Kostprobe seiner angeblichen Kunst. Soweit kam es noch, dass irgendein dahergelaufener Tagedieb sich als Barde ausgab und damit durchkam. Er schätzte die Zunft der Barden über alle Maßen und erachtete es als geradezu blasphemisch, wenn sich jemand zu Unrecht dieses Titels anmaßte. Und sollte dieses grinsende Schlitzohr ihn nicht überzeugen, würde er dafür sorgen, dass es seine Anmaßung bitter bereute. Seine dicken Finger schlossen sich so fest um den Bannknochen, dass die Knöchel in seinem Handschuh weiß hervortraten.
Taros Goll warf erneut einen Blick zu Kali Darad empor, die ihn mit großen runden Augen durchdringend anstarrte, und ein nervöses Zucken erschütterte sein unermüdliches Lächeln für einen Moment. Eigentlich hätte ihn ihr nackter Oberkörper – wie jeden Mann - in seinen Bann schlagen können, doch der bohrende Blick dieser gefühllosen, toten Augen erschütterte ihn dergestalt, als hätte sie ihn leibhaftig an der Kehle gepackt. Er schluckte trocken, wagte nicht, irgendwo anders hin zu blicken, als in dieses hübsche, und gleichzeitig schreckliche Antlitz.
Nur mit Mühe gelang es ihm, sich wieder von ihr abzuwenden, bevor er mit einem Räuspern begann, eine Ballade über eine schicksalhafte Liebe zwischen einem Mann und einer Frau anzustimmen, die damit endete, das die Geliebte versehentlich ihren Geliebten, statt ihrer verhassten Schwester vergiftete, und schließlich von ihrer Schuld und ihrem gebrochenen Herzen in den Tod getrieben wurde. Seine tiefe Stimme war von wohlklingender Klarheit und die schwere und getragene Melodie untermalte die tragische Geschichte auf unnachahmliche Weise.
El Kadir folgte dem Lied mit andächtigem Schweigen. Er kannte es zwar nicht, doch war es von derart überwältigender Schönheit, dass er sich tatsächlich am Ende sogar eine Träne aus dem Auge wischen und dem Barden Beifall zollen musste.
»Bravo, mein lieber«, applaudierte er mit seinen behandschuhten Händen; der schwarze Knochen war vergessen. »Bravo, bravo, bravo. Ihr habt eine wahrlich begnadete Stimme, werter Taros Goll. Selten habe ich derart schönes hören
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