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Kaltblütig

Titel: Kaltblütig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
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    c) Du sie benutzen kannst.
    Fazit: Die Korrespondenz zwischen Dir und Deiner Schwester muss sich auf reine Kontaktpflege beschränken. Konzentriere Dich auf Themen, die ihren Horizont nicht übersteigen. Behalte Deine privaten Schlussfolgerungen für Dich. Dränge sie nicht in die Defensive, und lass Dich von ihr nicht in die Defensive drängen. Denk daran, dass sie für Deine Ziele nur begrenzt Verständnis hat und empfindlich ist, was Kritik an Deinem Dad betrifft. Sei konsequent in Deiner Haltung ihr gegenüber, und bestärke sie nicht in dem Eindruck, dass Du schwach bist, nicht etwa weil Du auf ihr Wohlwollen angewiesen bist, sondern weil Du sonst mit weiteren Briefen dieser Art zu rechnen hast, die Deine ohnehin gefährlichen antisozialen Triebe noch befördern werden.
    ENDE
     
    Während Perry seine Sachen Stück um Stück durchforstete und aussortierte, wuchs der Stapel der Dinge, die ihm zu kostbar waren, als dass er sich auch nur vorübergehend von ihnen hätte trennen mögen, ins Unermessliche.
    Aber was sollte er machen? Den Bronze Star aus dem Koreakrieg durfte er unter keinen Umständen verlieren, ebenso sein High-School-Abschlusszeugnis (ausgestellt vom Leavenworth County Board of Education, nachdem er seine vorzeitig abgebrochene Schulausbildung in der Haft beendet hatte). Gleiches galt für den dicken DIN-A4-Umschlag mit Fotos hauptsächlich von ihm selbst, die von einem Porträt als hübscher kleiner Junge aus seiner Zeit bei der Handelsmarine (auf dessen Rückseite er »16 J. jung, naiv und unschuldig« gekritzelt hatte) bis zu den jüngst in Acapulco entstandenen Bildern reichten. Und dann war da noch ein halbes Hundert anderer Kleinigkeiten, die er unbedingt mitnehmen musste, darunter seine Schatzkarten, Ottos Skizzenbuch sowie zwei dicke Notizbücher, von denen ihm das dickere als persönliches Wörterbuch diente, ein buntes Sammelsurium von Vokabeln, die er für »schön« und »nützlich« hielt oder sich doch zumindest »merken« wollte.
     
    (Beispielseite: hippokratisches Gesicht = Gesichtsausdruck Schwerkranker und Sterbender; eloquent = sprachgewandt; Pönale = Strafe, Buße; kretinoid = körperlich und geistig zurückgeblieben; Perfidie = Hinterlist, Heimtücke; Hagiophobie = krankhafte Angst vor heiligen Stätten und Dingen; lithophil = in Felsspalten und unter Steinen lebend, wie bestimmte Blindkäfer und Skorpione; Anempathie = Mangel an Einfühlungsvermögen, Anteilnahme; Psiloph = jemand, der gern als Philosoph durchgehen würde; Omophagie = der Verzehr rohen Fleisches, Ritus einiger wilder Stämme; marodieren = plündern, rauben; Aphrodisiakum – eine Droge oder dergleichen, die den Geschlechtstrieb anregt; Daktylomegalie = Großwuchs der Finger; Nyktophobie = Angst vor Nacht und Dunkelheit.)
     
    Auf dem Deckel des zweiten Notizbuches markierte die vor Schnörkeln und femininen Verzierungen strotzende Handschrift, auf die er so stolz war, den Inhalt als »Das private Tagebuch von Perry Edward Smith« – eine unzutreffende Bezeichnung, denn es handelte sich mitnichten um ein Tagebuch, sondern vielmehr um eine Auswahl von obskuren Fakten (»Alle fünfzehn Jahre nähert sich der Mars der Erde. 1958 ist ein solches Jahr«), Gedichten, Literaturzitaten (»Niemand ist eine Insel, ganz für sich allein«) und aus Zeitungen und Büchern abgeschriebenen oder paraphrasierten Textpassagen. Zum Beispiel:
     
    »Groß ist die Zahl meiner Bekannten, gering die meiner Freunde; noch geringer die Zahl derer, die mich wirklich kennen.«
    »Habe von einem neuartigen Rattengift gelesen. Hochwirksam, geruchlos, geschmacklos, wird nach der Einnahme vom Körper gänzlich absorbiert, sodass es an der Leiche nicht nachzuweisen ist.«
    »Mögliche Rede: ›Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, was ich sagen wollte – ich glaube, noch nie haben so viele Menschen dazu beigetragen, dass ich so unsagbar glücklich bin. Dies ist ein wunderbarer und einzigartiger Moment, und ich stehe ohne Zweifel tief in Ihrer Schuld. Ich danke Ihnen!‹«
    »Interessanter Artikel in der Feb.-Nummer von Man to Man: ›Wie ich mir mit einem Messer den Weg zu einer Diamantengrube bahnte.‹«
    »›Ein Mensch, der sich der Freiheit mit all ihren Privilegien erfreut, wird schwerlich ermessen können, was es heißt, dieser Freiheit beraubt zu sein.‹ – Erle Stanley Gardner« ›»Was ist das Leben? Es ist der Funke eines Glühwürmchens in der Nacht. Es ist der Atem eines Büffels im Winter. Es ist wie

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