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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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zu, bis er wieder in seinem Fenster verschwindet.
    »Republikflucht geglückt!«
    »Was der Typ wohl jetzt macht?«
    Reto nimmt Diana sanft am Arm und führt sie aus der Küche. Sie hat Tränen in den Augen.
    »Was hat sie denn?«
    »Keine Ahnung.«
    NÄÄÄÄÄÄÄÄT!
    »Ups, das ist bestimmt der Stasi-Opa, was meint ihr?«
    »Weiß nicht. Wir sollten wirklich mal einen Türspion einbauen.«
    »Das ist aber spießig.«
    »Sollen wir jetzt aufmachen oder nicht?«
    »Tja, schwierig. Der hat dermaßen einen an der Waffel. Wer weiß, ob der nicht noch irgendwo eine Knarre im Schrank hat.«
    »Oh, darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht.«
    »Ich frag einfach, wer da ist.«
    Gonzo pirscht sich zur Tür und presst sich neben ihr an die Wand.
    »Wer ist da, bitte?«
    »Expresspaket.«
    …
    »Erwartet jemand von euch ein Expresspaket?«
    »Nein. Mach nicht auf. Das ist er. Bestimmt.«
    »Quatsch, der hätte Öxprössbogeht gesagt.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Gonzo öffnet langsam die Tür.
    »Na endlich. Einmal Paket für Krachowitzer, bitte schön, einmal hier unterschreiben, danke schön, und tschüss.«
    Wir atmen auf. Nur Gonzo guckt ziemlich elend drein, während er mir das Paket überreicht.
    »Oh, von Amelie.«
    Etwa eine Lasagne? Bitte nicht. Das würde jetzt alles mit einem Schlag doppelt so kompliziert machen… Nein, viel zu klein und zu leicht. Ich entferne eine Lage Paketpapier, danach eine Lage Blumenwiesen-Geschenkpapier, danach eine Pappverpackung.
    Ein Schlips.
    Ein Sesamstraßenschlips. Mit Ernie und Bert drauf. Aber nicht als Foto, sondern als Comicfiguren. Total unauthentisch. Ernie und Bert als Comic, das gehört verboten. Wenn, dann nur als Foto-Love-Story.
    Dabei liegt eine Karte mit dem gleichen Motiv.
     
    Lieber Krach,
    alles Liebe und Gute zum Geburtstag! Ich wünsche Dir einen rundrum schönen Tag. Ich glaube, wir haben gestern einen großen Fehler gemacht. Ich hoffe, du siehst das genau so. Ich bin heute mit Julia aufs Land gefahren. Ich hoffe, alles wird wieder gut.
     
    Liebe Grüße, Amelie
     
    PS: Ich soll dich auch lieb von Lambert grüßen.
    PS 2: Ich wünsche dir alles Gute für die Aufnahmeprüfung morgen.
     
    Eigentlich hätte es die Karte nicht gebraucht. Der Schlips sagt alles. Ich wehre die Versuche der anderen, mich zu überreden, ihn anzuziehen, ab und sage, ich muss aufs Klo. Im Vorbeigehen hänge ich den Schlips an den Inzaghi-Hass-Altar.
    Retos Klo ist ein guter Ort. Man kann zuschließen, und bis auf eine Kleinigkeit verbinde ich sehr positive Erinnerungen mit ihm. Ich setze mich auf den Klodeckel und hole mein Handy raus.
    liebe julia, so unwahrscheinlich alles klingt, was amelie dir gerade erzählt – es ist wirklich genau so gewesen. lass uns reden.
    Abgeschickt.
    bitte!
    Abgeschickt.
    und es tut mir sehr leid, dass ich dir selber arschloch gesmst habe.
    Abgeschickt.
    ich nehme es zurück. du findest, das geht nicht so einfach? dann pass mal auf: hcolhcsra rebles. okay?
    Abgeschickt.
    und wirklich: es war nicht das, wonach es ausgesehen hat.
    Abgeschickt.
    echt nicht.
    Abgeschickt.
    Ich weiß zwar nicht, ob das hilft, aber ich fühle mich besser. Ich falte Amelies Karte zusammen, stecke sie in die Hosentasche und gehe wieder zurück in die Küche.
    Tja, stimmt natürlich, was Amelie geschrieben hat. Die Aufnahmeprüfung steht morgen an. Aber was soll ich mich jetzt noch groß reinhängen. Bei Ladidadidam hat die ganze Überei ja auch nichts genützt. Irgendwie entscheiden am Ende doch immer nur kleine Details und Zufälle. Da kann ich mir jetzt auch einfach mal mein Bier schmecken lassen.
    Caio wedelt mit einem Zettel herum.
    »Was ist das hier eigentlich, Krach?«
    »Zeig mal. Ach, das ist die Kopie von meiner Anmeldung für die Aufnahmeprüfung an der Ernst Busch. Lustig. Musste ich eben gerade auch dran denken. Ist ja schon morgen.«
    »Hm, und du willst also die Anfangsszene von Warten auf Godot spielen?«
    »Na klar, Klassiker, aber kein Mainstream, schöne kurze, knackige Sätze, ist doch gut, oder?«
    »Aber das ist ein Dialog.«
    »Na und? Ich spreche den Estragon und einer von der Schauspielschule liest die Vladimir-Passagen rein.«
    »Hast du mal das Kleingedruckte gelesen?«
    »Wieso?«
    »Da steht, dass sie bei Dialogszenen keinen Partner stellen. Du musst deine Stellen quasi ins Leere sprechen.«
    »Was? Ouh… Aber, warte mal, das ist vielleicht gar nicht so schlimm.«
    »Versuchs doch mal.«
    Ich setze mich auf den Boden und mime den Estragon, der,

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