Kaltduscher
schon!«
»Das hab ich jetzt eigentlich nur aus Spaß gesagt.«
»Egal. Jetzt noch einen Bandnamen! Schnell, du hast gerade einen Lauf!«
»Was das betrifft, können wir sowieso einpacken, weil mit Boss Dominator der weitbeste Bandname schon vergeben ist.«
»Da hat Tobi einfach mal recht.«
»Wieso? Das müsste man erst mal rechtlich abklären. Francesco, können wir uns Boss Dominator nennen?«
»Mmh? Keine Ahnung. Frag doch mal einen Anwalt.«
»Du bist Anwalt!«
»Nein, ich bin der schwulste Basser der Stadt.«
»Also ich fand Superhirn gut…«
*
Wieder eine Probe wie alle anderen. Wir treten auf der Stelle. Manchmal denke ich, als Band sind wir ebenso mies wie Herr Wohlgemuth als Kapitalist. Als wir uns gegen Mitternacht auf den Rückweg machen, habe ich Kopfschmerzen, fühle mich angestrengt, ausgelaugt und auf unangenehme Weise betrunken. Francesco und Hendrik verabschieden sich bis morgen Abend zu Hendriks Abschiedsparty. Auf der Treppe kommt uns Vollbart-Lukas mit seinen letzten Küchen-Mohikanern entgegengeeiert.
»Na-hacht. Ich glaub, das Bierfass ist leer. Wir bringen morgen ein neues mit.«
»Das sagst du auch immer.«
Erst als ich in meinem Türrahmen stehe, fällt mir wieder ein, dass ich mich nicht auf meine geliebte Matratze schmeißen kann, sondern aufs Gästehochbett muss. Jetzt finde ich die Staubhölle auf einmal doch recht deprimierend.
»Wisst ihr was?«
»Sag schnell, ich schlafe schon.«
»Wir sollten uns eine andere Wohnung suchen.«
»Hm.«
»Krach hat recht. Allein die Vorstellung, dass mir hier irgendwann noch der Baudreck ins Essen rieselt.«
»Na gut. Aber ich darf dann das Farbkonzept machen, okay?«
»Jaja.«
»Müssen wir nur noch Schweiz-Reto erklären.«
Chrallo
»In der Hose siehst du wirklich interessant aus…«
Was meint Amelie damit, interessant? Und vor allem, gehts hier um die Hose oder um mich? Frauen sprechen in Codes. Weiß man doch…
»… aber vielleicht ist die hier noch besser?«
Ich hasse diese Alibi-Umkleidekabine im Made In Berlin. Machen einen auf Kult-Secondhandshop, aber Wohlfühlfaktor Null beim Hosenprobieren. Einfach nur ein Ringsum-Vorhang mit gefühlt einem Meter Abstand zum Boden. Damit auch ja jeder meine unrasierten Unterschenkel und meine ausgewaschenen Halbsocken bei ihren ungelenken Hampeltänzen beobachten kann, die ich immer vollführe, wenn ich eine mir noch fremde Hose anprobieren will.
Nein, die geht gar nicht. Die kneift. Amelie reicht mir die nächste herein. Noch ein Hampeltanz und wieder Vorhang auf.
»Und?«
»Dreh dich mal.«
Ich mache den Tanzbär.
»In der Hose siehst du nett aus. Irgendwie gemütlich.«
Nein, das muss der Hose gegolten haben. Oder findet sie mich nett und gemütlich?
»Hier, die könnte es sein. Die ist obenrum ein bisschen enger.«
Vorhang zu, Hampeltanz, Vorhang auf, Tanzbär.
»Hm, hat was von Mick Jagger…«
Mick Jagger mit zwanzig oder Mick Jagger mit sechzig? Hallo! Das ist jetzt sehr wichtig.
»Nein, Krach, ich glaube ganz ehrlich, hier finden wir nichts.«
Endlich eine codelose Ansage. Wir tippeln die Treppe rauf und begeben uns wieder auf die Straße.
»Also, was als Nächstes?«
»Hm…«
Mist. Die übrigen Läden in der Neuen Schönhauser sind nicht meine Preisklasse. Also, ich meine, noch nicht. Aber wie sage ich das Amelie, ohne zu armselig dazustehen?
»Pass auf, Krach, lass uns weiter preislich von unten nach oben arbeiten. Made In Berlin war nichts. Jetzt gehen wir zu H&M. Wenn wir da was finden – fein. Wenn nicht, dann nächste Preisklasse und so weiter. Okay? Ich muss erst um drei in der Uni sein.«
Oh Amelie, wenn du wüsstest, wie großartig du bist.
Wir schlendern zum Alexanderplatz. Mir fällt einfach nichts ein, was ich sagen könnte. Ich fühle mich wie ein Zwölfjähriger bei seiner ersten Eisdielen-Verabredung. Macht aber nichts. Amelie plaudert munter drauflos. Über ihr Studium, über Julia, über den Sommer. Ich kann mitreden, zuhören, lächeln. Alles so wunderbar leicht. Aber irgendwie finde ich keinen sicheren Halt auf diesem Zauberteppich.
Aber vielleicht ist es bei ihr genauso wie bei diesen Frauen, die nur aufs Geld schielen. Bloß ist sie nicht scharf auf Geld, sondern auf Probleme. Ist dein Problem gelöst – oder, noch schlimmer, kommt jemand anderes, der ein größeres Problem hat –, bist du raus. Vielleicht sehe ich das aber auch zu negativ…
»Miau, miau, miauuuu!«
Amelies Handy.
»Ja bitte?…«
Ich mag es,
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