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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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erinnern sich die Leute ganz schnell wieder daran, dass Klassendenken komplett aus der Mode ist.
    Als ich die Schritte meines Chefs in der Mittelhalle höre, packe ich den Block schnell wieder weg. Ich weiß zwar nicht, ob er überhaupt was dagegen hätte, aber sicher ist sicher.
    »Hallo, Oliver.«
    »Guten Tag, Herr Dr. Grobe.«
    »Also, es ist wie verhext…«
    »Soll ich wieder ins Lager? Kein Problem.«
    »Ja… aber ich sehe gerade, Sie haben sich heute extra schick gemacht. Nein, lassen Sie mal. Das soll André machen. Ich mag ja keine Kleiderordnungen, aber ich finde es sehr gut, wenn das Aufsichtspersonal von selbst versteht, dass das nicht irgendein Ort ist, an dem man irgendwie rumlaufen kann. Nein, nein, das macht André. Der ist in Jeans da.«
    Ach so, ich hab ja die Anzughose an. Hatte ich schon vergessen. Schon lustig. Dr. Grobe findet mich irgendwie gut. Ich habe schon dutzende Jobs durch, aber ich war noch nie der Liebling des Chefs. Und den Aufpasser-Job habe ich mit so geringen Ambitionen angetreten, dass ich fest mit einer Karriere als meistgehasster Mitarbeiter gerechnet habe. Aber nein, ausgerechnet hier werde ich Chef-Liebling. Ich schwöre, ich habe nie etwas Besonderes dafür getan. Irgendwie fügt sich so was von selbst.
    Der Oberlippenbart-Mann geht ein paar Schritte nach links… Ungewöhnlicher Gang… nein, da steckt etwas Spezielles dahinter… Irgendwas mit Kunst… verflixt, ich komm nicht drauf. Ich habe zu wenig Informationen… hey, vielleicht ist er ein Meisterdieb? So was wie Sir Charles Lytton in Der rosarote Panther? Auch wenn er nicht mal annähernd die Klasse von David Niven hat… Vielleicht sollte ich besser Dr. Grobe Bescheid sagen…
     
    *
     
    Beim nachmittäglichen Nachhausekommen habe ich eigentlich fest mit einem dieser beiden Szenarien gerechnet:
    A) Alle schlafen noch (wahrscheinlicher).
    B) Sie sind schon aufgestanden und haben mit dem Aufräumen angefangen.
    Aber als ich die Wohnungstür aufschließe, schlägt mir weder der klassische Nach-Party-Kollektiv-Komaschlaf-Muff entgegen, noch rieche ich den Hangover-Putzkolonne-am-Werk-Duft, in dem sich Siff-Schwaden mit Putzmittel-Aromen und Frischluftbrisen vermengen. Stattdessen riecht es einfach nur so, als hätte die Party niemals aufgehört, und eine aufgeregte Kleingruppe sitzt in der Küche und diskutiert aufgeregt. Gonzo, Tobi, Reto, Francesco, Hendrik, Amelie mit Lambert auf dem Schoß und, wahrscheinlich nur um das Überraschungsmoment perfekt zu machen, Hacker-Arne. Aus der Anlage krächzt der höhenlastige Mitschnitt, den Caio gestern während unseres Auftritts gemacht hat, und im Hintergrund Presslufthämmern die Georgier, als hätte es hier nie eine Razzia gegeben.
    Anscheinend besteht mein Gesicht aus tausend Fragezeichen. Jedenfalls versuchen alle gleichzeitig, mich auf den Stand der Dinge zu bringen, während ich noch in der Küchentür stehe.
    »Stell dir vor, die beiden Galeriekokser von unten haben uns eingeladen, heute Abend auf ihrer Vernissage-Party zu spielen.«
    »Die fanden uns richtig gut.«
    »Jauuuuul!«
    »Keine Angst, Lambert, das ist nur Oliver. Der ist ganz lieb.«
    »Und Arne hat bis eben noch an deinem Staub-PC rumgefrickelt.«
    »Hat nur keiner bemerkt, dass er die ganze Nacht in Francescos Zimmer war.«
    »Nicht mal Francesco selbst, als er sich schlafen gelegt hat.«
    »Na ja, bemerkt schon, aber ich habe ihn für eine Kuh gehalten.«
    »Kein Wunder, wenn du sonst nie kiffst, aber gestern gleich drei Gramm Reto-Bio-Spezial wegsaugst.«
    »Jedenfalls brauchen wir jetzt sofort einen Bandnamen. In zwei Stunden soll der Gig auf Kiss FM angesagt werden.«
    »Also ich finde Superhirn gut.«
    »Komisch, die Berliner sehen von meinem Gras immer Chrühe. Elvin und Adrian von der Werbeagenturch haben das auch erzählt…«
    »Arne, was hast du eigentlich die ganze Nacht mit Krachs PC angestellt? Ich meine, außer Anti-Staub-Software installiert?«
    »Bleibt doch mal bei der Sache! Wir brauchen einen Bandnamen.«
    »Warum bist du heute eigentlich so schick, Krach?«
    »Irgendwas, was zu Anarcho-Breitcore passt. Los, jetzt! Jeder macht einen Vorschlag. Einfach aus dem Bauch heraus. Hendrik?«
    »Spreizdübel… hey, du hast gesagt, einfach aus dem Bauch raus. Hab ich gemacht. Sag erst mal selbst was.«
    »Äh… äh… äh, Colorcode, ach nee…«
    »Volvomagnet.«
    »Arbeitsspeicher.«
    »Kniekick.«
    »Rensenbrink.«
    »Also, ich finde Superhirn

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