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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Familie.
    Gonzo kommt wieder und verteilt die Biere.
    »Könnt ihr mal bisschen zusammenrücken?«
    »Na gut.«
    »Ächz.«
    »Junge, Junge. Fünf Leute hält die Bank aber gerade noch so aus.«
    »Jetzt noch ein Grill mit Würsten drauf wär gut.«
    »Mach doch, Tobi.«
    »Habt ihr eigentlich schon Francesco Bescheid gesagt wegen seinem Zimmer?«
    »Ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Hm.«
    Ich muss Julia smsen. Aber direkt neben Amelie geht das ja nicht. Ich sollte mal aufs Klo gehen…
    »Wer darf eigentlich als Erster auf Retos neues Klo?«
    »Reto natürlich.«
    »Und wenn er gar nicht muss?«
    »Typisch Krach. Dauernd über Problemen grübeln, die eigentlich keine sind.«
    »Mit so einem Denken zieht man am Ende nur echte Probleme an.«
    »HEY, DIS IST NIKT EINER PLATZ FÜR SUNBATHING MIT EINER HUND! DIS IST EINER EINGANG FÜR EINER FUCKING INDEPENDENT-KONSTGALLERY!«
    Die Stimme kenne ich. Ich schiele unter meinem Mützenschirm heraus und sehe den britischen Zottelkünstler von der Vernissage-Party.
    »Hör auf, ihn zu tätscheln, Gonzo, das ist keine Kuh.«
    »We are sitting here because our flatmate is building a new toilet and the drillingmachine makes the dog nervous.«
    »AND UAS SOLL DIS BULLSHIT FLIEGMASCHIN HIER… AUTSCH!«
    »
Don’t touch.
«
    Der Zottelbrite hält sich die Hand, mit der er in einen der Rotoren gelangt hat, und geht kopfschüttelnd zur Eingangstür der Koksergalerie.
    »HEY, DIESER GALLERY HAT NIE GEOFFNET, HAT SIE?«
    »Only when there is party.«
    Er tritt wütend gegen die Tür.
    »IK WETTE SIE HABE NIKT VERKAUFT EINER EINZIGER BILD.«
    »You want a beer?«
    »We have real Bavarian beer, fresh from the barrel.«
    »Ektes Bavarian Bier?«
    »Yes. You want?«
    »Unbedinkt.«
    Tobi beschreibt ihm mühsam den Weg zum Fass. Jetzt aufzustehen wäre wirklich zu viel verlangt. Nicht einmal Amelie macht Anstalten.
    »Aber ihr solltet jetzt wirklich Francesco Bescheid sagen. Der kommt doch gleich noch zur Probe, oder? Nicht dass er einen Schock kriegt.«
    »Den kann man jetzt nicht anrufen. Der ist sicher in einer Sitzung.«
    »Und eine SMS?«
    »Was soll ich denn da smsen? dein zimmer ist im arsch, lg tobi?«
    »Bin ich froh, dass ich nicht hier wohne.«
    Der Künstler kommt mit einem Glas voll Schaum zurück. Briten. Von Pop verstehen sie eine Menge, aber nicht von Getränken. Er scheint trotzdem zufrieden zu sein.
    »Wow, die einer Zimmer bei euk ist voller Mull.«
    »Oh, that is where our flatmate Francesco lives.«
    »He is seldom here.«
    »Ueiß er daruber Bescheid?«
    »No.«
    »Holy shit, ihr solltet es ihm sagen. Konnt ihr etwas zusammenrucken?«
    »Na gut.«
    »Ächz.«
    »Oh Boy, dieser Bank hält bestimmt nikt nok mehr als sieben Leuter aus, hält sie?«
    Ich sollte jetzt wirklich Julia was smsen. Wenn der Joint fertig geraucht ist, verzieh ich mich mal kurz.
    »Warum makt dis Bavarian Bier bei mir so viel Schaum?«
    »Because you didn’t use the Zapfingmachine correctly.«
    Hm, Julia will »reden!«. Komisch. Irgendwie mache ich mir jetzt doch Sorgen. In »arschloch« hat einfach mehr Emotion dringesteckt. Hoffentlich will sie mir jetzt nicht einfach nur auseinandersetzen, dass das Ganze ein Unfall war. Wobei, ein Unfall ist gut… Aber trotzdem, warum fürchte ich mich eigentlich davor? Würde wenigstens für klare Verhältnisse sorgen. Und ob das mit Amelie wirklich nur Zwangsemotionen sind, da könnte ich schon auch noch mal drüber nachdenken…
    Eine Viertelstunde später stößt Reto endlich zu uns. Verschwitzt, glücklich, mit Bier und frischer Tüte in der Hand.
    »Freunde, die Toilette ist fertig.«
    »Wow.«
    »Fantastisch.«
    »Chrönnt irch etwas zusammenrückchren?«
    »Na klar.«
    »Ächz.«
    KRAAAAACKS!
    Das war mit Ansage.
    »Entschuldigung. Irch habe gedacht, die Bank hält acht Leute aus.«
    »Tja, hier ist eben nicht die Schweiz.«
    »Die haben die Galeriekokser gebaut.«
    »Ach so.«
    »Jauuuuuuuuul!«
    »Ruhig, Lambert.«
    »Ist der Joint trocken geblieben?«
    »Ja.«
    Tobi und Arne gehen nach oben und füllen die Gläser wieder auf, die beim Sturz ausgekippt sind. Wir anderen bleiben einfach so, wie wir gelandet sind, auf den Banktrümmern sitzen und lehnen uns an die Hauswand. Amelie hat es beim Sturz etwas gedreht, so dass sie mit dem Oberkörper halb auf mir und mit den Beinen auf Gonzo liegt. Sie lächelt und bleibt einfach so. Ich kann nicht anders. Ich muss meine Nase kurz in ihre Haare stecken und an ihrem Kopf reiben. Sie lässt es geschehen.

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