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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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anbieten kann.«
    Manchmal komme ich aber auch auf Themen…
    »Wieso? Müffel ich etwa?«
    Ja, nach Gonzo. Natürlich, so bin ich auf das Thema gekommen.
    »Nein. Ich dachte nur als Vergeltung, äh Vergebung, ich meine, als Dank…«
    »Irgendwie bist du ganz schön durcheinander, oder?«
    »Mag sein.«
    Flatsch!
    Also dass Amelie mir jetzt einen Schwall eiskaltes Wasser über den Kopf gießt, kommt etwa genau so unerwartet wie das GROOOOOOOOOH!!! in dem Traum vor ein paar Tagen. Vor allem, weil mir nicht klar ist, mit welchem Arm sie das gemacht hat. Soweit ich sehen kann, hat sie keinen von denen, die ihr zur Verfügung stehen, hochgehoben.
    »Prust! Heeeeeeh!«
    »Schau mich nicht so an. Ich wars nicht.«
    »Was…?«
    Ich drehe mich einmal um die eigene Achse. Nichts. Nur ein ganz leiser Luftzug von… Ah, natürlich. Ich reiße den Kopf hoch. Oben an der Decke schwebt Arnes Quadrokopter. Ihm ist über Nacht ein Roboterarm gewachsen, der ein umgekipptes Wasserglas in der Klaue hält.
    »Sehr witzig.«
    Amelie tupft mich mit einem Küchenhandtuch trocken.
    »He, was ist? Kann dein drittklassiger Flugclown nicht mehr sprechen, Arne?«
    Der Quadrokopter schaut mich stumm an.
    Schaut mich stumm an?
    Tatsächlich. Eine kleine Kamera thront in der Mitte zwischen den vier Rotoren und glotzt blöd. Mir reichts. Ich gehe in Tobis Zimmer. Er und Arne fläzen auf dem Sofa und starren erschöpft, aber glücklich kichernd auf einen Laptop mit Joystick.
    »Sorry, Krach, wir mussten den Lautsprecher vom Quadrokopter runternehmen. Wär sonst zu schwer geworden.«
    »Was-soll-das?«
    »Erklär ich dir später. Ich muss jetzt erst mal in die Heia.«
    Tobi fingert kurz am Joystick rum, der Quadrokopter kommt in einem eleganten Schwung durch die Tür geflogen und landet sanft auf seinem Schreibtisch. Arne ist währenddessen schon in seiner Sofaecke weggedämmert.
     
    *
     
    Das Gewitter ist doch noch nicht runtergekommen. Dafür drückt die Schwüle jetzt umso mehr. Man kann so langsam laufen, wie man will, man fühlt sich trotzdem sofort nassgeschwitzt.
    Dass der Bushido-Rauswurf so viel Staub aufwirbelt, hätte ich nicht gedacht. Um die ganzen Aufmacher-Artikel zu lesen, die die Zeitungen dem Thema gewidmet haben, müsste ich eine halbe Stunde um den Zeitungsstand am U-Bahnhof herumschleichen. Der Tenor ist aber schon auf den ersten Blick eindeutig.
     
    Berliner Theater zu spießig für Künstler von der Straße?
    Bushido: »Die verstehen uns nicht«
    Peymann schießt doppeltes Eigentor
    Massenhafte Premierenkartenrückgaben –
    Keiner will Arturo Ui ohne Bushido sehen
    Bushido-Rauswurf: Ist Peymann am Ende?
     
    Das meinen die wirklich ernst. Hm. Ich hole mein Handy raus.
    »Hallo Mama… also, folgende Idee, ich lade Papa und dich als Geburtstagsüberraschung ins Theater ein, und zwar… ja, ja…, ja, genau in das Stück, über das gerade in der Zeitung… nein, das Berliner Ensemble ist nicht spießig, nur weil… ja… ja genau, Brecht… ja, das war der mit Arbeiterklasse und so. Passt doch super zu Papa, weißt schon, als Betriebsrat… eben, genau… ja, eben, die Premiere ist zufällig genau… prima, dann besorg ich heute noch Karten… nein, ich glaub, da kriegt man locker noch was… ja, ich weiß, am nächsten Tag ist Gottesdienst mit Onkel Heinz im Dom… okay, machs gut, freu mich schon, tschüss.«
    Ha, zwei Fliegen mit einer Klappe. Super Geburtstagsgeschenk und feine solidarische Geste für das Berliner Ensemble. Kann ich mich mal ein wenig für die ganzen erschlichenen Mitarbeiterpreis-Mittagessen revanchieren. Hose habe ich auch. U-Bahn kommt genau in dem Moment, als ich den Bahnsteig betrete. Endlich geht mal was vorwärts.
    So, jetzt die Fahrzeit nutzen. Konzentration. Aufnahmeprüfung, ich stehe vor der Jury.
    Mein Name ist Oliver Krachowitzer und ich spreche, wie Sie aus Ihren Unterlagen ersehen können, den Estragon aus Samuel Becketts »Warten auf Godot«, Beginn erster Akt…
    Nein, viel zu steif. Ich muss irgendwie entspannter rüberkommen… Und überhaupt, vielleicht sollte ich lieber noch schnell auf irgendwas aus »Arturo Ui« umschwenken? Das würde zeigen, dass ich voll im aktuellen Theatergeschehen drinstecke. Hm.

Donner
     
    Der Museumsdienst war heute, dank Klimaanlage, sehr erholsam. Nur den Bierfleck in meiner Hose hätte ich mir mal besser gestern Abend rauswaschen sollen. Hab ich erst im Museum gemerkt, dass der ziemlich rausknallt. Musste ich die ganze Zeit meinen

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