Kalte Spuren (German Edition)
Hannigan. Und auch Sie, Frau Pothoff.«
Er sah, wie sie auf das Blatt Papier starrte. Ihr Blick war undeutbar, doch es war offensichtlich, dass sie die Tatsache schockierte, ihren Namen auf einer Liste internationaler Militärs und Spezialagenten wiederzufinden.
»Ich behaupte einfach mal, wer immer die Jungs vom BKA und der Bundespolizei beauftragt hat, uns auszuknipsen, ist hinter dieser Liste her.«
Veronica Pothoff lehnte den Kopf am Sitz an und starrte durch die Windschutzscheibe nach draußen auf das stille Hafenbecken.
»Sind es grüne Pillen?«, fragte sie.
Markus netzte seine Lippen. »Ja.«
»Und das Zeug, was Vandengard Lomi spritzte, war auch grün?«
»So sah es jedenfalls im Licht der Toilette aus. Warum?«
Er hörte einen tiefen Seufzer. Die MAD -Mitarbeiterin schloss die Augen und sackte so tief es ging in den Fahrersitz des BMW .
»Vor ein paar Tagen bekam ich ein Päckchen nach Hause geliefert. Unbekannter Absender. Es enthielt drei Dinge. Eine Packung grüner Tabletten, einen Kasten mit einer Spritze und einer Ampulle mit einem ebenfalls grünen Serum. Und das hier.«
Pothoff hielt eine Speicherkarte hoch, die sie aus ihrer Tasche zog. Eine microSD, ganz ähnlich der, die Markus in die Hände gelangt war.
»Also kannten Sie die Liste schon.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hatte das Passwort nicht. Es sollte mir zugespielt werden, sobald ich mir die Injektion gespritzt habe. Was ich natürlich nicht tat.«
»Oh Mann. Im Gegensatz zu Vandengard. So wie es aussieht, hat er sich das Zeugs gespritzt und anschließend dieser Italienerin.« Markus beugte sich vor und deutete auf die Liste in Pothoffs Händen. »Was bedeutet das?«
Sein Finger blieb neben Allegra Lomis Namen liegen und zeigte auf die Buchstabenkürzel AISE . Dann fuhr er herunter bis zu Desmond Vandengard und den dahinter stehenden Buchstaben SAS .
Pothoff sah auf die Liste. »Das sind die Abkürzungen der Einheiten. Die meisten vom Militär, andere Geheimdiensten zugeordnet. Sehen Sie, hinter meinem Namen steht der MAD . Unsere italienische Freundin ist eine Agentin der Agenzia Informazioni e Sicurezza Esterna, dem italienischen Pendant zum Bundesnachrichtendienst. Und Vandengard ist Major bei einer britischen Spezialeinheit, den sogenannten Special Air Services, etwas vergleichbar mit der deutschen GSG 9 oder der amerikanischen Delta Force.«
Markus rieb sich die Stirn und stöhnte leise. »Ich bin nicht gut in so was. Eigentlich studiere ich Bauingenieurwesen. Aber wenn wir mal die vagen Fakten zusammentragen und den Faden etwas weiterspinnen, können wir vielleicht davon ausgehen, dass jeder auf der Liste in den letzten Tagen ein Päckchen bekommen hat mit dem giftgrünen Zeug, den Tabletten und der Speicherkarte.«
Pothoff rang sich ein Lächeln ab. »Sie sind doch ganz gut darin. Leider wissen wir nur von drei der zwanzig Namen etwas. Ich weiß nicht, ob das ausreicht, um zu verallgemeinern. Aber ja, gehen wir davon aus, dass jeder das Päckchen erhalten hat.«
»Aber wozu?«
Die Agentin schnalzte mit der Zunge. »Fangen wir hinten an. Bei der Liste. Anscheinend soll jeder der Beteiligten die Namen der anderen kennen. Da Vandengard zusammen mit Lomi gesichtet wurde, können wir vielleicht davon ausgehen, dass alle Leute auf der Liste irgendwie zusammengehören. Vielleicht sollen sie sich treffen.«
»Möglich«, sagte Markus. Wenn jeder ein Päckchen bekommen hatte, dann musste es auch zwei für den Briten und die Italienerin geben. Also waren die beiden zumindest im Besitz einer Speicherkarte und einer Tablettendosis. »Und dieses Serum?«
»Ich hab es in Köln zur Analyse ins Labor gegeben«, sagte Pothoff. »Bisher keine Rückmeldung. Aber nachdem, was heute passiert ist, werde ich wohl auch keine bekommen.«
Markus hob die Tablettendose und schüttelte sie. Es raschelte. »Bleiben uns noch die Pillen. Wir könnten sie woanders untersuchen lassen. Vielleicht an der Uni.«
Die Frau hob eine Braue, schüttelte dann den Kopf. »Keine Chance. Wir müssen verschwinden. Die Stadt ist hier nicht mehr sicher. Ganz Nordrhein-Westfalen ist nicht mehr sicher. Wir müssen untertauchen.«
»Aber das ist doch …« Markus presste die Lippen aufeinander. »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
»Veronica.« Die Agentin hielt ihm die Hand hin. »Wenn unser Überleben schon voneinander abhängt.«
Er drückte die Hand und sah der Frau dabei in die Augen. »Markus. Wo wir jetzt die Vorstellungsrunde beendet haben
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