Kalte Spuren (German Edition)
Aussicht auf das genießen, was sich unten in der Meerenge befand.
»Willkommen bei Gaia’s Dawn«, sagte Jae Narwick. »Wir machen dort weiter, wo Greenpeace an seine Grenzen stößt. Unsere Organisation beschäftigt sich mit der Erforschung und der Akquisition alternativer Technologien zur Entlastung der Umwelt, Erschließung neuer Rohstoffquellen für die Energiegewinnung und der Produktion von Materialien auf alternativer, von Erdöl unabhängiger Basis, wie beispielsweise Kunststoff.«
»Sie sind also eine … Art Firma?«, fragte Markus und konnte den Blick von dem, was Narwick als Operationsbasis bezeichnet hatte, nicht lösen. Unter ihnen schwamm im Ärmelkanal eine für zivile Zwecke umgebaute Fregatte mit einem geräumigen Hubschrauberlandeplatz auf dem Achterdeck. Die Aufschrift am Bug kennzeichnete das Schiff als die La Lumière .
»Beeindruckend, nicht?«, fragte Narwick und lächelte Markus an. »Eine ausgemusterte britische Fregatte der Broadsword -Klasse. Für unsere Zwecke umgebaut. Knapp hundertfünfzig Meter lang und macht zweiunddreißig Knoten. Wir haben die Mannschaftsquartiere um- und ausgebaut, um mehr Platz und Komfort zu schaffen. Statt der ursprünglichen Besatzung von zweihundertfünfundsechzig Mann haben wir jetzt Raum für knapp sechzig Personen. Neben der eigentlichen Besatzung hält sich eine wissenschaftliche Rumpfcrew an Bord auf.« Narwicks Lächeln wurde breiter. »Und die La Lumière ist natürlich mein Zuhause und das meiner Mädchen.«
Er zwinkerte den beiden Frauen in engem Schwarz zu.
Meine Mädchen. Markus verdrehte die Augen.
Waren die beiden nicht nur seine Leibwächter, sondern auch noch zu seinem Vergnügen da? Markus seufzte. Der geschniegelte Brite konnte es sich sicher leisten.
Sie landeten auf dem Hubschrauberdeck achtern. Noch während die Rotoren ausliefen und der Motor des Sea King erstarb, wurden Markus und Veronica getrennt.
»Sandra wird Ihnen Ihr Quartier zeigen, Herr de Vries«, sagte Narwick und wies in eine Richtung an Deck, während er selbst, Veronica und Paula einen anderen Weg einschlugen.
Markus wollte ihnen nach, da spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
»Hier entlang.«
Er sah Sandra an. »Aber …«
»Keine Sorge, passiert schon nichts.« Sie hatte sich den Ledermantel übergeworfen und ging voran über das Landedeck zu einer Luke. Davor standen zwei Männer in schwarz-blauen Overalls und dicken Parkas, mit Maschinenpistolen bewaffnet.
Markus wurde unwillkürlich übel. Wir machen da weiter, wo Greenpeace an seine Grenzen stößt, dachte er an Narwicks Worte, während sich sein Blick auf die Waffen der Wächter heftete. Alles in allem schien es keine friedliche, sondern eher eine radikale Revolution zu werden. Wer baute sich schon eine militärische Fregatte zur Operationsbasis um, wenn er nicht auch daran dachte, ihr Potenzial zu nutzen? Ganz zu schweigen von ihrer Kampfkraft. Auch wenn Markus beim Anflug keine Geschütztürme entdeckt hatte, war ihm alles andere als wohl bei dem Gedanken, sich auf einem ehemaligen Kriegsschiff in der Gesellschaft dubioser Fanatiker aufzuhalten.
Er folgte Sandra durch einen engen, niedrigen Korridor bis zu einer Abzweigung. Der Gang wurde breiter, die Decke höher. Offenbar befanden sie sich jetzt in dem ausgebauten Teil der La Lumière, in dem die militärische Kälte und Schlichtheit einer komfortablen Eleganz weichen musste. Die Wände waren nicht mehr nackt, sondern mit etlichen gerahmten Bildern verziert. Davon bestanden die meisten aus Kunstdrucken mit Landschafts- oder Stadtaufnahmen. Der Boden war mit einem Teppich ausgelegt. Zu beiden Seiten daneben konnte Markus den Stahl des ursprünglichen Korridors sehen, der zu einer Zeit, da die Fregatte noch im Dienst der Royal Navy gestanden hatte, überall vorherrschte.
Sandra führte Markus zu einer weiteren Abzweigung. Sie bogen nach links ab und blieben vor einer Tür stehen, die alles andere als ein Schott mit Schließrad darstellte. Die Frau betätigte einen Schalter an einem Paneel neben dem Eingang, woraufhin sich die Metallwand beiseiteschob. Sandra machte eine einladende Geste in Richtung des dahinter liegenden Raumes.
»Ihr Quartier«, sagte sie.
Licht flammte auf der anderen Seite auf. Das Quartier glich eher eine Suite. Ein riesiger Raum mit Sitzecke, großem Flachbildschirm an einer Wand, einem Tresen mit Barhockern auf der gegenüberliegenden Seite und genug Raum, um an einem halben Dutzend Stehtischen eine kleine Party zu
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