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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einen Jungen, der vielleicht ein Zeuge gewesen sein könnte.«
    »Was soll das heißen, ein Zeuge gewesen sein könnte? Ist es ein Nachbar?«
    »Nein, ziemlich verrückte Geschichte das Ganze. Sie wissen doch, dieses Haus, von dem Sie gesagt haben, dass es mal Madonna gehört hat?«
    »Ja.«
    »Genau, aber wie gesagt, es hat ihr mal gehört und jetzt nicht mehr. Ich gehe da also rauf und läute, und der Kerl, der dort jetzt wohnt, sagt, er hat nichts gehört oder gesehen – es ist überall dasselbe, egal, wo ich frage. Aber als ich wieder gehen will, entdecke ich diesen Kerl, er hatte sich hinter den großen Sträuchern im Vorgarten versteckt. Ich ziehe meine Waffe und fordere Verstärkung an, Sie wissen schon, weil ich zuerst dachte, er könnte der Todesschütze vom Aussichtspunkt sein. Aber es stellt sich schnell heraus, dass er es nicht ist. Er ist nur so ein junger Kerl – zwanzig Jahre alt und gerade mit dem Bus aus Kanada angekommen – und er denkt, Madonna würde noch in dem Haus wohnen. Er hat einen Star-Stadtplan, auf dem das Haus noch als ihres eingezeichnet ist, und wollte sie einfach mal in echt sehen – wie ein Stalker. Er ist über die Mauer auf das Grundstück geklettert.«
    »Hat er die Schüsse gesehen?«
    »Er behauptet, er hätte nichts gehört oder gesehen, aber ich weiß nicht, Harry. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich vor Madonnas Haus rumgetrieben hat, als die Sache am Aussichtspunkt passiert ist. Und dann versteckt er sich und wartet, bis sich der ganze Trubel gelegt hat. Nur dass ich ihn vorher entdeckt habe.«
    Irgendwie leuchtete Bosch diese Geschichte nicht so recht ein.
    »Warum sollte er sich versteckt haben? Warum ist er nicht einfach abgehauen? Wir haben die Leiche doch erst drei Stunden nach den Schüssen gefunden.«
    »Ja, ich weiß. Das ergibt für mich auch keinen Sinn. Vielleicht hatte er einfach nur Schiss, oder er dachte, wenn er in der Nähe der Leiche entdeckt würde, könnte er in Verdacht geraten oder so was.«
    Bosch nickte. Das war nicht ganz von der Hand zu weisen.
    »Halten Sie ihn wegen Hausfriedensbruch fest?«, fragte er.
    »Ja. Ich habe mit dem Mann geredet, der das Haus von Madonna gekauft hat, und er würde dabei mitspielen. Er erstattet Anzeige, wenn wir das für nötig halten. Deshalb keine Sorge, wir können ihn festhalten und weiter ausquetschen.«
    »Gut. Bringen Sie ihn ins Parker Center. Stecken Sie ihn in eins der Vernehmungszimmer und lassen Sie ihn schon ein bisschen schmoren.«
    »Geht in Ordnung, Harry.«
    »Und noch was, Ignacio. Kein Wort von dem Caesium. An niemand.«
    »Alles klar.«
    Bevor Ferras wieder sagen konnte, er solle ihn Iggy nennen, drückte Bosch auf die Trenntaste. Er verfolgte das Ende von Brenners Telefonat. Ganz offensichtlich sprach der FBI-Mann nicht mit Walling. Sein Verhalten und sein Tonfall waren unterwürfig. Er sprach mit einem Vorgesetzten.
    »Dem Log hier zufolge um neunzehn Uhr«, sagte er. »Somit dürfte die Übergabe am Aussichtspunkt gegen acht stattgefunden haben. Im Moment haben sie also ungefähr sechseinhalb Stunden Vorsprung.«
    Darauf hörte sich Brenner eine Weile an, was die Person am anderen Ende der Leitung zu sagen hatte. Schließlich setzte er mehrere Male an, etwas zu erwidern, aber die andere Person ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Ja, Sir«, sagte er schließlich. »Ja, Sir. Wir kommen umgehend zurück.«
    Er klappte das Handy zu und sah Bosch an.
    »Ich fliege mit dem Hubschrauber zurück. Ich habe eine Telefonkonferenz mit Washington. Ich würde Sie gern mitnehmen, aber ich glaube, auf dem Boden kommen Sie bei den Ermittlungen eher weiter. Meine Autoschlüssel habe ich bei Agent Walling gelassen. Sie bringt mein Auto zurück.«
    »Kein Problem.«
    »Ihr Partner hat einen Zeugen gefunden? Habe ich da richtig gehört?«
    Bosch konnte nicht umhin, sich zu fragen, wie Brenner das mitbekommen hatte, während er selbst telefoniert hatte.
    »Möglicherweise, aber ich halte die Wahrscheinlichkeit nicht für sehr hoch. Ich werde gleich in die Stadt fahren, um der Sache nachzugehen.«
    Brenner nickte ernst, dann reichte er Bosch eine Visitenkarte.
    »Wenn Sie was Neues rausfinden, rufen Sie mich an. Alles, was Sie wissen müssen, um mich zu erreichen, steht da drauf. Egal, was es Neues gibt, rufen Sie an.«
    Bosch nahm die Karte an sich und steckte sie ein. Dann verließ er zusammen mit den Agenten das Labor, und wenige Minuten später sah er den Hubschrauber in den schwarzen Himmel aufsteigen. Er

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