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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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»Wo sollte er denn groß hin?« Sie hatten ihrem Zeugen gerade unter dem Namen Stephen King ein Hotelzimmer gebucht. Jesse Mitford war zu einem wichtigen Plus geworden. Er war Boschs Ass im Ärmel. Auch wenn er ihnen keine Beschreibung des Mannes hatte geben können, der Stanley Kent erschossen und das Caesium in seinen Besitz gebracht hatte, hatte er den Ermittlern zu einem klareren Bild von dem verholfen, was auf dem Mulholland-Aussichtspunkt passiert war. Er wäre auch von Nutzen, wenn die Ermittlungen jemals zu einer Festnahme und einem Prozess führten. Seine Aussagen konnten als Schilderung des Tathergangs verwendet werden. Ein Ankläger konnte ihn dafür verwenden, für die Geschworenen die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden, und das machte ihn wertvoll, unabhängig davon, ob er den Todesschützen identifizieren konnte oder nicht.
    Nach Rücksprache mit Lieutenant Gandle hatte Bosch entschieden, dass sie den jungen Herumtreiber nicht aus den Augen verlieren sollten. Gandle genehmigte einen Hotel-Voucher, um Mitford vier Tage lang im Mark Twain unterzubringen. Bis dahin sähen sie klarer, welche Richtung der Fall einschlagen würde.
    Bosch und Ferras stiegen in den Crown Victoria, den Ferras aus dem LAPD-Wagenpark geholt hatte, und fuhren die Wilcox hinunter zum Sunset. Am Steuer war Bosch. An einer Ampel holte er sein Handy heraus. Er hatte noch nichts von Rachel Walling gehört, weshalb er die Nummer wählte, die ihr Partner ihm gegeben hatte. Brenner meldete sich sofort, und Bosch packte es vorsichtig an.
    »Ich wollte mich nur noch mal vergewissern, ob es dabei bleibt«, sagte er. »Die Besprechung findet um neun statt?«
    Bosch wollte sich erst vergewissern, dass er noch an den Ermittlungen beteiligt war, bevor er Brenner irgendetwas Neues erzählte.
    »Äh, ja … ja, die Besprechung findet statt, aber erst später.«
    »Wann später?«
    »Ich glaube, um zehn. Wir geben Ihnen Bescheid.«
    Die Antwort hörte sich nicht so an, als wäre es beschlossene Sache, dass die Polizei an der Besprechung teilnahm. Bosch beschloss, Brenner darauf festzunageln.
    »Wo findet sie statt? Bei Tactical?«
    Bosch wusste von seiner früheren Zusammenarbeit mit Walling, dass die Tactical Unit an einem geheimen Ort untergebracht war. Er wollte sehen, ob sich Brenner verspräche.
    »Nein, downtown, im Federal Building. Im vierzehnten Stock. Fragen Sie einfach nach der TIU-Besprechung. Ist bei der Vernehmung des Zeugen was rausgekommen?«
    Bosch beschloss, sich bedeckt zu halten, solange er nicht klarer sah, wie sein Status war.
    »Er hat die Schüsse aus der Ferne beobachtet. Anschließend hat er den Transfer gesehen. Seinen Aussagen zufolge hat alles ein Mann getan, Stanley Kent erschossen und dann die Sau aus dem Porsche in den Kofferraum eines anderen Autos gebracht. Der andere Kerl saß die ganze Zeit in einem anderen Auto und sah bloß zu.«
    »Autonummer?«
    »Leider nicht. Wahrscheinlich wurde für den Abtransport des Caesiums Mrs. Kents Wagen benutzt. Auf diese Weise haben sie keine Strahlungsspuren in ihrem eigenen.«
    »Irgendwas über den Täter, den er gesehen hat?«
    »Wie gesagt, er konnte ihn nicht identifizieren. Er trug eine Skimaske. Abgesehen davon, nichts.«
    Brenner antwortete erst nach einer kurzen Pause.
    »Schade. Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    »Mit dem Jungen? Wir haben ihn gerade in einem Hotel untergebracht.«
    »Und wo wohnt er?«
    »In Halifax, Kanada.«
    »Sie wissen genau, was ich meine, Bosch.«
    Bosch registrierte die Veränderung in Brenners Ton. Das und auch die Verwendung seines Nachnamens. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich Brenner nur beiläufig nach Jesse Mitfords Aufenthaltsort erkundigte.
    »Er hat hier keinen festen Wohnsitz«, antwortete er. »Er ist ein Rumtreiber. Wir haben ihn gerade vor dem Denny’s am Sunset abgesetzt. Da wollte er hin. Wir haben ihm einen Zwanziger fürs Frühstück gegeben.«
    Bosch spürte, wie ihn Ferras ansah, als er log.
    »Könnten Sie kurz dran bleiben, Harry?«, sagte Brenner. »Bei mir kommt gerade ein anderer Anruf rein. Das könnte Washington sein.«
    Wieder zurück bei Vornamen, stellte Bosch fest.
    »Sicher, Jack, aber wir können auch schon Schluss machen.«
    »Nein, bleiben Sie dran.«
    Bosch hörte Musik aus dem Hörer kommen und sah zu Ferras hinüber.
    »Warum haben Sie ihm erzählt«, begann sein Partner, »wir hätten …«
    Bosch legte einen Finger an seine Lippen, und Ferras verstummte.
    »Warten Sie kurz«, sagte

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