Kalter Tod
Er drehte sich in seinem Sitz und sah sich die Autos an, die auf beiden Seiten des Cahuenga geparkt waren. Auf den ersten Blick entdeckte er keinen Toyota, aber er wusste, es gab viele verschiedene Modelle und Pickups. Wenn sie das Auto nicht auf dem Parkplatz des Kopierladens fanden, müssten sie die ganzen Fahrzeuge am Straßenrand abfahren.
»Hast du eine Autonummer oder eine Beschreibung?«, fragte Walling. »Oder wenigstens die Farbe?«
»Nein, nein und nein.«
Das erinnerte Bosch an ihre Angewohnheit, mehrere Fragen auf einmal zu stellen.
Die Ampel wurde gelb, und er fuhr auf den Parkplatz. Es gab keinen freien Platz, aber er wollte ja auch nicht parken.
Er fuhr langsam an den Autos entlang. Es war kein Toyota dabei.
»Wo ist ein Toyota, wenn du einen brauchst?«, fragte er. »Er muss hier irgendwo sein.«
»Vielleicht sollten wir auf der kleinen Straße da hinten nachsehen«, schlug Walling vor.
Bosch nickte und fuhr auf die schmale Straße, die an der Rückseite des Parkplatzes entlangführte. Er wollte links abbiegen und umkehren, um wieder auf den Cahuenga Boulevard zurückzufahren. Doch als er schaute, ob rechts etwas kam, sah er ein Stück die Straße hinunter neben einem grünen Müllcontainer einen alten weißen Pick-up mit einem Campingaufsatz stehen. Der Pick-up stand zwar mit der Schnauze zu ihnen, aber Bosch konnte nicht erkennen, was für ein Fabrikat es war.
»Ist das ein Toyota?« Bosch deutete die Straße hinunter.
Walling schaute in die angegebene Richtung.
»Bosch, du bist ein Genie«, rief sie.
Bosch wendete und fuhr auf den Pick-up zu, und als sie näher kamen, konnten sie sehen, dass es tatsächlich ein Toyota war. Walling holte ihr Handy heraus, aber Bosch langte zu ihr hinüber und legte die Hand darauf.
»Lass uns erst nachsehen. Vielleicht habe ich mich auch getäuscht.«
»Nein, Bosch, du hast einen Lauf.«
Aber sie steckte das Handy weg. Bosch fuhr langsam an dem Pick-up vorbei und nahm ihn in Augenschein. Am Ende des Blocks wendete er, fuhr wieder zurück und hielt drei Meter hinter dem Pick-up an. Das hintere Nummernschild fehl te. An seiner Stelle war ein Pappschild angebracht, auf dem NUMMERNSCHILD VERLOREN stand.
Bosch wünschte, er hätte die Schlüssel dabei, die er in Digoberto Gonzalves’ Hosentasche gefunden hatte. Sie stiegen aus und näherten sich dem Pick-up von beiden Seiten. Bosch sah, dass die Heckfensterklappe des Campingaufsatzes ein paar Zentimeter offen stand. Er zog sie ganz hoch. Ein Luftdruckscharnier hielt sie selbsttätig offen. Bosch beugte sich vor, um in das Innere zu spähen. Weil der Pick-up im Schatten stand und die Fenster des Aufbaus dunkel getönt waren, war es im Innern sehr dunkel.
»Harry, hast du das Messgerät noch?«
Bosch holte den Strahlungsmesser aus der Hosentasche und hielt ihn hoch, als er sich in den dunklen Laderaum des Pick-up beugte. Kein Alarm ertönte.
Er zog sich wieder zurück und steckte das Gerät an seinen Gürtel. Dann streckte er den Arm durch das Fenster und ließ die Heckklappe des Pick-up nach unten.
Die Ladefläche des Pick-up war voll mit Gerümpel. Überall lagen leere Flaschen und Dosen, und dazwischen befanden sich ein Lederschreibtischsessel mit einem kaputten Bein, Aluminiumschrott, ein alter Wasserkühler und anderer Müll. Und ganz rechts, neben der Ausbuchtung des Radschachts, war ein grauer Bleibehälter, der aussah wie ein Wischeimer auf Rädern.
»Da«, sagte er. »Ist das die Sau?«
»Ich glaube schon«, sagte Walling aufgeregt. »Ich glaube, das ist sie!«
Es waren keine Warnaufkleber oder Strahlensymbole mehr daran angebracht. Sie waren abgezogen worden. Bosch beugte sich in den Pick-up und packte einen der Griffe. Er zog den Behälter aus dem Müll, der ihn umgab, und rollte ihn an die Heckklappe. Der Deckel war an vier Stellen befestigt.
»Sollen wir das Ding aufmachen und nachsehen, ob das Zeug noch drinnen ist?«, fragte er.
»Nein«, sagte Walling. »Wir ziehen uns zurück und verständigen das Team. Sie haben Schutzanzüge.«
Sie holte das Handy wieder heraus und forderte das Strahlungsteam und Verstärkung an. Währenddessen ging Bosch nach vorn und schaute durch das Fenster ins Führerhaus. Auf der Mittelkonsole lag auf einer glatt gestrichenen braunen Tüte ein zur Hälfte gegessener Frühstücksburrito. Auf der Beifahrerseite war weiterer Müll. Boschs Blick blieb auf einer Kamera haften, die auf einer alten Aktentasche mit kaputtem Griff auf dem Beifahrersitz lag. Die
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