Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
richtigen Preis würde ich es tun.«
»Aber es war doch mehr als ein paar Monate, nicht wahr?«
»Teufel, ja«, sagte Ommi. »Ich habe gemerkt, dass es um Sindri ging. Er war höllisch nervös, hat mit seinen Schlüsseln gespielt, auf den Nägeln gekaut und so weiter. Ihr hättet Hackfleisch aus ihm gemacht«, meinte er mit einem dünnen Lächeln. »Jedenfalls war ich völlig überrascht, als sie mir verrieten, dass es um Mord ging. Ich sagte, hallo, das ist aber heftiger, als ich dachte.«
Ommi schoss einen Stein weg, der Richtung Zaun hüpfte. »Aber dieser Jónas ist ein durchtriebener Kerl. Er sagte, ich hätte schon zugesagt, jetzt müssten wir uns nur noch über den Preis einig werden.«
»Ich nehme an, ihr seid euch einig geworden.«
»Scheiße, ja. Mein Leben wäre nicht mehr lebenswert gewesen, wenn ich ihnen einen Korb gegeben hätte.«
»Wie viel?«
»Zwei Millionen im Jahr, plus einen Bonus von fünf Millionen, wenn ich rauskomme. Er hat Stein und Bein geschworen, dass die Haftstrafe nicht länger als zehn Jahre dauern würde. Nach höchstens sechs oder sieben Jahren wäre ich wieder draußen.«
»Warst du einverstanden?«
»Ich habe ihn auf zweieinhalb im Jahr raufgehandelt, plus acht am Ende, dann haben wir das Ganze per Handschlag besiegelt.«
»Damit war es also beschlossene Sache. Was geschah dann?«
»Sie fuhren in die Stadt zurück. Ich sollte in dem Haus bleiben und warten. Sie stellten mir Wodka und Bier hin und sagten, ich solle mich mit dem Fernseher amüsieren, bis ich Besuch bekäme. Also haben wir es uns gemütlich gemacht, Selma und ich. Eine Woche später ist die Polizei aufgetaucht, und ich habe einfach die Hände hochgehoben, und das war’s.«
Gunna nickte. Die meisten Details hatten sie nicht überrascht. Sie war lediglich erstaunt, dass Ommi so offen war, nachdem er so lange Zeit Stillschweigen bewahrt hatte. Sie machten am Ende des Hofes erneut kehrt. Sie bemerkte, dass Ommi inzwischen richtig fror.
»Willst du wieder hineingehen?«
»Noch nicht.«
»Du hast also einen hübschen Notgroschen bekommen, damit du schweigst. Was ist schiefgelaufen?«
Ommi verzog das Gesicht. »Ich sag dir was, ich habe mich so langsam richtig wohl hier drin gefühlt. Ich habe aufgehört zu rauchen und jeden Tag trainiert. Mein Bizeps hat drei Zentimeter an Umfang zugelegt. Ich hab mich gut gefühlt. Dann habe ich irgendwann die Gerüchte gehört. Sindri sei ins Ausland gegangen. Dagegen war nichts einzuwenden. Als Nächstes habe ich erfahren, dass Bjartmar in Schwierigkeiten stecken würde. Er sei aus dem Drogengeschäft und aus dem Nachtclubgeschäft ausgestiegen und anständig geworden. Wenn ich angerufen habe, ließ er sich immer verleugnen. Das ist schiefgelaufen. Das Geld konnte nicht auf mein Konto fließen, also wollte ich, dass das Geld auf Selmas Konto überwiesen wird. Aber Bjartmar sagte, er würde es für mich anlegen und eine gute Rendite erzielen, dann hätte ich am Ende eine schöne Summe zusammen.«
»Und hat er das gemacht?«
»Ja. Er hat das Geld an der Börse investiert, hier und dort, einen Teil auch in Bankaktien. Das ganze verdammte Geld war futsch, als die Banken pleitegingen.«
»Danach hast du beschlossen, abzuhauen.«
»Genau. Ich konnte Bjartmar und Jónas nicht erreichen. Skaris Nummer war nicht herauszufinden, es war, als wäre er vom Erdboden verschluckt. Selma hat für mich ein paar Fragen gestellt, aber ihre Mum und Jónas waren inzwischen zerstritten. Ich habe keine Antworten bekommen, also bin ich hingegangen und habe selbst nachgefragt. Ich dachte, wenn alle Stricke reißen, könnte ich immer noch zu euch kommen und auspacken.«
Ommi sah Gunna zum ersten Mal direkt an, seit sie zu ihrem Spaziergang aufgebrochen waren. »Ich habe geglaubt, sie hätten mich übers Ohr gehauen.«
»Sieht so aus, als hättest du recht.«
»Vielleicht. Ich habe Jónas und Bjartmar immer noch nicht erwischt. Ich bin immer nur bis zu ihren Sekretärinnen vorgedrungen, und ihre Büros sind wie das hier«, sagte er bitter und machte eine Handbewegung, die die Mauern und die Zäune umfasste. Gunna erinnerte sich an die Videoüberwachung vor den Geschäftsräumen von Bjartmar und Jónas.
»Hast du das Feuer in Bjartmars Haus gelegt?«
»Das hat Addi gemacht. Es sollte eine Warnung sein.«
»Und Svana? Warum bist du zu ihr gegangen?«
»Um über sie an Bjartmar heranzukommen. Ich hatte gehört, dass sie ihn immer noch ab und zu fickt. Also bin ich eines Morgens vor dem
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