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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Abtropfkorb und wischte mit dem nassen Lappen über Herd und Spüle. Na also, dachte sie zufrieden, sieht doch schon wieder ganz ordentlich aus. Sie entkleidete sich, stieg in die Badewanne, die Dose Bier stellte sie auf den Wannenrand. Dann tippte sie die Nummer von Susanne Tomlin ein. Sie telefonierten über eine Stunde, Susanne stellte keine großen Fragen und enthielt sich auch jeglicher wohlgemeinter Kommentare, sie war eben eine echte Freundin, die zuhören konnte. Und vielleicht kam der Tag, an dem Julia Durant für immer nach Frankreich zog, wie es ihr von Susanne Tomlin schon einige Male angeboten wurde. Besseres Wetter, das Meer direkt vor der Tür, die Luft zu keiner Zeit so stickig wie in Frankfurt.
    Nach dem Telefonat trocknete sie sich ab, fönte die Haare, zog eine Shorts und ein T-Shirt über und dachte nach. Sollte sie heute noch etwas tun, bügeln vielleicht? Nein, heute nicht, morgen. Nur einmal mit dem Staubsauger über den Boden fahren, den Aschenbecher leeren, den Tisch abwischen, die halb volle Dose Bier in die Spüle kippen. Und an nichts denken. Doch so sehr sie sich auch bemühte, die Morde an Selina Kautz und Gerhard Mischner gingen ihr nicht aus dem Kopf. Nachdem sie eine Stunde lang auf den Fernsehapparat gestiert hatte und die Gedanken sie nicht in Ruhe ließen, stand sie auf, ging ins Schlafzimmer und packte zwei Koffer, von denen einer ihr gehörte, und eine Reisetasche von Dominik Kuhn. Sie rief ihn an und bat ihn, er möge doch bitte so bald wie möglich seine Sachen abholen. Er versprach, innerhalb dernächsten Stunde vorbeizuschauen, ein Blick auf die Uhr, fast zehn. Sie sagte ihm, er könne bis Mitternacht kommen, sonst erst wieder am Montag, weil sie morgen ausspannen und niemanden sehen wolle.

Samstag, 19.15 Uhr
    Hellmer hatte auf dem Heimweg kurz entschlossen bei Gerber Halt gemacht, um ihn zu informieren, dass sein Alibi überprüft und er vorerst nicht länger zum Kreis der Verdächtigen gezählt wurde. Die Erleichterung war Gerber deutlich anzumerken.
    »Wenn Sie von einem Kreis von Verdächtigen sprechen, kann ich dann davon ausgehen, dass Sie bereits eine heiße Spur haben?«
    »Nein, ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Wir haben eigentlich noch überhaupt keine Spur. Wir haben aber einen zweiten Toten«, sagte er und forschte in Gerbers Gesicht nach einer Reaktion.
    »Einen zweiten Toten? Wer?«
    »Gerhard Mischner. Meine Kollegin und ich wollten ihm vorhin einen Besuch abstatten, kamen aber leider einen Tag zu spät.«
    »Heißt das, er wurde auch umgebracht?«
    »Es sieht ganz nach Selbstmord aus, er hat sich erhängt«, log Hellmer.
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte Gerber. »Ich kannte Mischner zwar kaum, aber für mich ist das ein bisschen Zufall zu viel. Außerdem sagen Sie, es sieht nach Selbstmord aus. Es könnte aber auch anders gewesen sein, oder?«
    »Dr. Gerber, wir stecken mitten in unseren Ermittlungen …«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber ich glaube nicht an Selbstmord. Und Sie doch auch nicht, wenn Sie ehrlich sind.«
    »Also gut, unter uns, wenn unser Rechtsmediziner nicht geradeeinen totalen Blackout hatte, ja, Mischner wurde aller Wahrscheinlichkeit nach umgebracht, und wir gehen davon aus, dass wir es mit demselben Täter zu tun haben, der auch Selina getötet hat.«
    Gerber fuhr sich übers Kinn. Seine Frau kam zu ihnen.
    »Habe ich das eben richtig gehört?«, sagte sie mit ungespieltem Entsetzen. »Und ich hätte es wirklich für möglich gehalten, dass er … Was geht hier bloß vor?«
    »Das würden wir auch zu gerne wissen. Ich bitte Sie aber inständig, vorerst Stillschweigen darüber zu bewahren, denn in der Zeitung wird von Selbstmord die Rede sein, da der Täter uns das glauben machen wollte.«
    »Und wie, ich meine, wie wurde er umgebracht?«
    »Dazu darf ich Ihnen leider keine Auskunft geben. Einen schönen Abend noch.«
    »Den wünsche ich Ihnen auch«, sagte Gerber und begleitete Hellmer zur Tür. »Und wenn wir irgendetwas für Sie tun können, lassen Sie es uns wissen. Wir stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
    »Ich werde gegebenenfalls auf Ihr Angebot zurückkommen.«
    Nachdem Hellmer das Haus verlassen hatte, ging Gerber zu seiner Frau und setzte sich zu ihr. »Emily, kannst du dir erklären, warum man Mischner ermordet hat? Erst Selina, dann er. Ich kann mir keinen Reim darauf machen.«
    »Denkst du vielleicht, ich?«
    »Ich sehe nur einen Zusammenhang. Es muss irgendetwas mit dem Hof zu tun

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