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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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stellen. Bleiben Sie bitte so lange zu Hause. Wir sind in etwa einer Viertelstunde bei Ihnen.«
    »Ist gut.«
    Der Beamte legte auf und sah die Eltern von Selina nachdenklich an. Nach einer Weile sagte er: »Tja, ich denke, wir sollten aufgrund der vorliegenden Fakten eine Suchmeldung herausgeben. Ich werde mich gleich mit den Kollegen von der Kripo Hofheim in Verbindung setzen, und die werden ihrerseits alles Notwendige in die Wege leiten. Unter anderem werden sie den Hessischen Rundfunk und FFH informieren, damit noch heute die Vermisstenmeldung im Radio bekannt gegeben wird. Mehr kann ich im Augenblick nicht für Sie tun. Und sollte Ihre Tochter sich bei Ihnen melden, lassen Sie mich das bitte umgehend wissen.«
    »Natürlich. Und vielen Dank.«
    »Das ist unsere Aufgabe. Hoffen wir nur, dass die Sache ein gutes Ende nimmt«, sagte er, wobei Peter Kautz nicht die besorgte Miene entging.
    Er seufzte auf, seine Frau hatte wieder Tränen in den Augen. Sie verließen das Revier und fuhren heim. Um halb fünf hielten sie vor dem Haus, das Peter Kautz selbst entworfen hatte, kurz nachdem er vor acht Jahren sein eigenes Architekturbüro eröffnet hatte.Ein weißer, hübsch verzierter, kaum mannshoher Eisenzaun, eine Doppelgarage mit reichlich Platz für den Jaguar und das 500er Mercedes Coupé, eine mittelgroße Rasenfläche mit einem Pool. Doch das alles war jetzt nur noch nebensächlich. Alles, was sie wollten, war, ihre Tochter wiederzusehen und in die Arme zu schließen. Die Hoffnung schwand jedoch mit jeder Minute mehr, die verstrich.

Donnerstag, 16.58 Uhr
    Julia Durant war heute etwas früher gegangen, weil sie noch einen Friseurtermin hatte und sich danach einen gemütlichen Abend allein machen wollte. Sie setzte sich um zehn vor fünf in ihren Corsa. Der Tag war anstrengend gewesen, nicht weil sie einen besonderen Fall zu bearbeiten hatte – die letzten zwei Wochen waren sogar bis auf einen Mord an einem der Polizei hinlänglich bekannten Junkie und Dealer in der Taunusanlage, um den sich jedoch die Kollegen aus dem Rauschgiftdezernat und der Mordkommission gleichzeitig kümmerten, erstaunlich ruhig gewesen –, sondern weil die Aufarbeitung eines riesigen Stapels liegen gebliebener Akten für sie schlimmer war als jede andere Arbeit. Akten zu wälzen, Berichte zu schreiben hasste sie wie die Pest, und sie wünschte sich an solchen Tagen immer, ein paar Heinzelmännchen würden über Nacht kommen und am nächsten Morgen wäre der Schreibtisch blitzblank aufgeräumt. Das Einzige, was sie tröstete, war, dass es Hellmer und Kullmer nicht anders erging, die die Büroroutine ebenso hassten.
    Um halb sechs hatte sie ihren Termin, anschließend würde sie ein langes Bad nehmen, das Buch über übersinnliche Phänomene zu Ende lesen und nebenbei Musik hören und früh zu Bett gehen. Dominik Kuhn, mit dem sie seit etwas über einem Jahr zusammen war, hatte angerufen und gesagt, er habe noch eine Sitzung,was nichts anderes hieß, als dass er mit Sicherheit nicht vor dreiundzwanzig Uhr, vermutlich aber erst gegen Mitternacht nach Hause kommen würde, denn die Sitzungen endeten meist damit, dass in irgendeinem Lokal noch etwas getrunken wurde und er die Zeit darüber vergaß. Aber es machte ihr nicht viel aus, zumindest nicht mehr. In letzter Zeit war ihr Zusammenleben längst nicht mehr das, was sie sich unter einer Partnerschaft vorstellte. Sie merkte, wie ihre Interessen nicht miteinander harmonierten und wie ihre so unterschiedlichen Berufe einfach nicht förderlich für eine Beziehung, ja, eigentlich sogar die reinsten Beziehungskiller waren. Außerdem mochte sie es nicht, wenn er ständig Fragen stellte, die ihre Arbeit betrafen, auch wenn er mittlerweile nicht mehr für die Bild-Zeitung, sondern als Pressesprecher für FFH tätig war, aber dennoch über exzellente Kontakte, vielleicht sogar bessere als zuvor, zu den elektronischen und Printmedien verfügte. Sie war sich im Klaren, dass sein Job all seine Kraft in Anspruch nahm, und sie bewunderte auch seinen Einsatzwillen, auf der Karriereleiter noch weiter nach oben zu klettern, dennoch wünschte sie sich wenigstens ab und zu ein wenig mehr Zuwendung seinerseits.
    Und wenn er zu Hause war, war er meist müde und abgespannt, und es war schon eine ganze Weile vergangen, seit sie zuletzt gemeinsam etwas unternommen hatten. In den letzten Wochen ertappte sie sich immer häufiger dabei, wie sie daran dachte, dass es besser wäre, wenn er wieder in seine Wohnung ziehen

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