Kaltgestellt
werden, sie rechtzeitig kommen zu sehen.«
»Das ist kein Problem. Ich gehe gleich hinunter in mein Büro und rufe in unserer Basis in Surrey an. Dort gibt es jede Menge starker Suchscheinwerfer und einen großen Vorrat an Leuchtkugeln. Ich werde den Leuten dort sagen, sie sollen einen Lieferwagen mit dem Zeug beladen und noch heute Nacht zum Bunker schicken.«
»Marler, Sie sind ein Genie«, sagte Tweed. »Ich weiß, aber es ist immer nett, wenn es von jemand anderem bestätigt wird. Bis später.«
Nachdem Marler wieder gegangen war, sagte Tweed: »Warum habe ich nicht selbst daran gedacht?«
»Weil Sie eben kein Genie sind«, sagte Paula verschmitzt. »Ist Ihnen übrigens aufgefallen, daß ich Sie nicht nach dem Inhalt Ihrer Unterredung mit dem Premierminister gefragt habe? Aber eines würde ich doch gern wissen: Was haben Sie eigentlich mit den beiden Gesprächen in der amerikanischen Botschaft bezweckt?«
»Ich wollte die Amerikaner ebenso destabilisieren, wie sie versuchen, uns zu destabilisieren. Und es hat besser geklappt, als ich mir erhofft hatte. Morgenstern ist dabei die Schlüsselfigur.« Tweed sah auf seine Uhr.
»Mittlerweile dürfte er bereits in seiner Gulfstream hoch über dem Atlantik sein.«
»Sharon haben sie ja auch ganz schön destabilisiert.«
»Stimmt. Ihr Wutanfall war ziemlich dramatisch, fanden Sie nicht auch? Ich habe mich schon immer gefragt, wo die Frau nur ihre Ruhe hernimmt. Jetzt wissen wir es: Sie war ein schlafender Vulkan. Vorhin ist es mir gelungen, ihn zum Ausbruch zu bringen.«
»Was glauben Sie, wird Sharon jetzt tun? Nimmt sie morgen früh die nächste Maschine in die USA?«
»Möglicherweise. Aber vielleicht auch nicht.«
In ihrem weiß eingerichteten Büro in der amerikanischen Botschaft war Sharon Mandeville wieder so beherrscht wie eh und je. Sie lehnte sich in ihrem hohen Stuhl zurück und telefonierte mit Washington. »Hi, Senator, hier ist Sharon. Wie geht’s?«
»Super. Einfach super, meine Liebe. Sie werden für den Auftakt Ihres Wahlkampfs dringend zurückerwartet. Die Plakate sind schon alle gedruckt. Sie sehen großartig darauf aus. Wie eine Gewinnerin. Und die werden Sie auch sein, darauf baue ich.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar für alles, was Sie für mich getan haben, Grant. Ich hoffe, Sie wissen das.«
»Zum Teufel damit. Ich freue mich lediglich auf meinen Ruhestand und darauf, daß Sie meine Nachfolgerin werden. Vergessen Sie nicht, daß das hier ein großer Bundesstaat ist, einer, dem die Schlüsselrolle bei der Nominierung des nächsten Präsidentschaftskandidaten zukommt. Oder sollte ich besser sagen: der nächsten Präsidentschaftskandidatin?«
»So weit ist es noch nicht, Grant. Bevor ich das ganz große Amt anstreben kann, muss ich erst einmal Senatorin werden.«
»Für Sie wird das ein Spaziergang werden. Beide Wahlen werden Sie haushoch gewinnen: die zur Senatorin ebenso wie die zur Präsidentschaftskandidatin. Schließlich sind Sie eine begnadete Rednerin, das haben Sie bei unzähligen Gelegenheiten bewiesen. Überall wo Sie einen Auftritt hatten, sind die Leute völlig außer Rand und Band geraten. Ich weiß, daß die Presse und das Fernsehen bisher noch nicht darüber berichtet haben, aber genau so wollten wir es ja haben. Sie sind die große Überraschung. Ist diese Leitung eigentlich sicher?«
»Völlig sicher.«
»Ich habe nämlich einige gute Nachrichten, die Sie aber besser für sich behalten. Ihr direkter Gegenkandidat für den Posten des Senators hat das Handtuch geworfen.«
»Tatsächlich? Wie kommt denn das?«
»Das haben Sie dem weisen alten Grant zu verdanken. Ich habe ein paar Nachforschungen über ihn anstellen lassen und herausgefunden, daß er Bestechungsgelder von den Chinesen genommen hat. Er hat eine Menge Geld gebraucht, um seine Firmen am Leben zu erhalten, und das hat er aus Peking bekommen. Trotzdem ist er noch immer praktisch bankrott. Ich habe mir einen Termin bei ihm geben lassen und ihm die Kopien einiger Dokumente gezeigt, die ihn stark belasten. Ich habe ihm vorgeschlagen, er solle seine Kandidatur zurückziehen – aus Gesundheitsgründen, versteht sich –, oder ich würde die Dokumente an CNN und die New York Times weitergeben. Er wird seinen Verzicht morgen öffentlich bekannt geben.«
»Sie sind ein schlauer Fuchs. Aber das war Erpressung.«
»Sind Sie nicht froh, mich auf Ihrer Seite zu haben? Wissen Sie was?«
»Was denn, Grant?«
»Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich meinen
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