Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
befand. Gerade als er die Hand zum Anklopfen hob, ging die Tür von allein auf, und Sharon Mandeville stand vor ihm. Noch bevor einer der Männer den Raum der Sicherheitsabteilung wieder verlassen konnte, befand sich Tweed schon in Sharon Mandevilles Büro. Tweed hatte das Gefühl, als hätte er Sharon Mandeville erst tags zuvor zum letzten Mal gesehen. Ihr Benehmen war zurückhaltend, aber ungezwungen. Tweed stellte fest, daß sie eher wie eine 32-Jährige als wie eine 42-Jährige aussah. Sie geleitete ihn zu zwei lederbezogenen Drehstühlen neben dem massiven Schreibtisch und bat ihn, sich in einen davon zu setzen. Danach nahm sie nicht etwa hinter ihrem Schreibtisch, sondern gleich neben Tweed in dem freien Stuhl Platz.
    »Danke, daß Sie so schnell Zeit für mich hatten«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme, in der keinerlei amerikanischer Akzent zu erkennen war.
    »Sicher möchten Sie einen Kaffee trinken. Draußen ist es bitterkalt.«
    »Ein Kaffee wäre schön.«
    »Schwarz, wenn ich mich recht erinnere. Ohne Milch und Zucker.«
    »Sie haben ein bemerkenswertes Gedächtnis.«
    »Sie tragen übrigens denselben Anzug wie damals in Washington. Ich mag es, wenn Männer gut gekleidet sind.«
    »Ihr Gedächtnis erstaunt mich aufs Neue.«
    »Wir Frauen merken uns eben solche kleinen Dinge.« Während Sharon Mandeville sich mit Tweed unterhielt, goß sie aus einer silbernen Kanne Kaffee in zwei Tassen, die auf einem Silbertablett auf dem Beistelltischchen standen. Tweed sah ihr dabei zu und bemerkte, wie schön ihr auffallend dickes blondes Haar war, das ihr in sanften Locken fast bis auf die Schultern fiel. Wie bereits bei ihrem ersten Zusammentreffen in Washington waren es aber ihre grünen Augen, die ihn am meisten faszinierten. Das Kinn wirkte energisch, ohne aber die Schönheit des Gesichts, das einen hellen Teint besaß, zu stören. Die Stirn war hoch und der Mund breit, wobei die Lippen aber schmal waren. Sharon Mandeville war eins achtundsechzig groß und schlank. Sie trug ein hellgrünes Kleid mit hohem Kragen, das gut zur intensiven Farbe der Augen paßte. Graziös schlug sie die makellosen Beine übereinander, nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse und wandte sich, nachdem sie diese wieder abgesetzt hatte, an ihren Besucher.
    »Darf ich fragen, was Sie nach England führt?«, fragte Tweed.
    »Eigentlich ist das vertraulich, aber Ihnen werde ich es trotzdem sagen. Bei unserer ersten Begegnung habe ich den Eindruck gewonnen, daß man Ihnen vertrauen kann.« Sie hielt inne und blickte mit ihren hypnotisch wirkenden Augen in die seinen. Sharon Mandeville ist schon eine sehr ungewöhnliche Frau, dachte Tweed, und das liegt nicht nur an ihrer Schönheit oder an ihren graziösen Bewegungen. Jedes Mal, wenn sie einen Raum voller Menschen betrat, hörten die Männer mit ihrer Unterhaltung auf und starrten sie an. Sie war eine Frau, die Eindruck machte. »Ich bin mir nicht sicher, was genau meine Aufgabe hier ist«, fuhr sie fort.
    »Ich weiß nicht weshalb, aber ich komme ziemlich gut mit der Frau des Präsidenten aus. Sie hat mich schon in der Vergangenheit öfter mit wichtigen Aufgaben betraut. Eines weiß ich allerdings: Ich soll hier ein Auge auf Ed Osborne werfen, den neuen Stellvertretenden Direktor der CIA. Er ist ein ungeschliffener Edelstein, und ich soll ihm ein bißchen den Weg ebnen. ›Sehen Sie zu, daß er die Tommys nicht zu sehr vor den Kopf stößt‹, hat die Präsidentengattin zu mir gesagt. Ich selbst mag das Wort Tommy übrigens nicht. Osborne wird bestimmt versuchen, mit Ihnen in Kontakt zu treten.«
    »Wieso sollte er das?«, fragte Tweed mit Unschuldsmiene. »Er hat mir erzählt, daß Sie mit seinem Amtsvorgänger Cord Dillon befreundet sind.«
    »Das stimmt. Was macht Cord jetzt eigentlich?«
    »Ich vermute, daß er sich zur Ruhe gesetzt hat. Als ich Ed dieselbe Frage gestellt habe, hat er nur gesagt: ›Der ist irgendwo beim Angeln‹, was ich wiederum ziemlich vielsagend fand.« Sie hielt inne, um eine Zigarette aus einem silbernen Etui zu nehmen. Tweed holte ein Feuerzeug aus der Jackettasche und gab ihr Feuer.
    »Danke.« Ziemlich untypisch, dachte Tweed. Viele andere Amerikanerinnen hätten geantwortet: ›Danke, aber das kann ich schon selbst.‹ »Ich biete Ihnen keine an, weil ich weiß, daß Sie Nichtraucher sind«, sagte Sharon Mandeville.
    »Sie wissen ja dermaßen viel über mich, daß Sie glatt eine Akte über mich zusammenstellen könnten«, sagte Tweed lächelnd. Sharon

Weitere Kostenlose Bücher