Kaltgestellt
Eierköpfen«, sagte er und steuerte die Tür zum Keller an.
»Die brüten gerade ein neues Spielzeug für Marler aus.«
»Nun sagen Sie schon, wer da drinnen ist, George«, sagte Tweed, nachdem die drei verschwunden waren und er allein mit Paula und dem Wachmann in der Eingangshalle war. »Chief Inspector Roy Buchanan«, sagte George. »Er wartet schon seit einer Stunde. Und wissen Sie, was er zu mir gesagt hat?«
»Spucken Sie’s schon aus!«
»Wenn jemand von der Metropolitan Police für ihn anruft, soll ich sagen, ich hätte ihn nicht gesehen.«
»Hat er tatsächlich den Ausdruck ›Metropolitan Police‹ gebraucht?«, fragte Tweed ungläubig. »Wortwörtlich.« Tweed und Paula betraten den Warteraum. »Tut mir Leid, daß ich Sie so lange habe warten lassen, Roy«, sagte Tweed zu Buchanan. »Sie hätten mich vorher anrufen sollen.«
»Das habe ich absichtlich nicht getan. Es könnte sein, daß ich eine Wanze in meinem Büro habe.« Paula starrte den Besucher an. Normalerweise legte Buchanan ein lässiges, fast sarkastisches Benehmen an den Tag, aber jetzt sah er aus wie ein Mann, der unter starkem Druck stand. Unwillkürlich mußte sie daran denken, daß auch Guy Strangeways sich von einem liebenswürdigen Gesellschaftsmenschen in ein angespanntes Nervenbündel verwandelt hatte. In Irongates war er ihr so vorgekommen, als trüge er eine kaum mehr auszuhaltende Last auf seinen Schultern. Was um alles in der Welt war nur mit diesen beiden Männern geschehen? »Roy«, sagte Tweed forsch, »oben in meinem Büro sind Newman, Nield und Marler. Und natürlich Monica. Wäre es Ihnen lieber, wenn sie nicht hören, was Sie mir zu sagen haben?«
»Nein, sie sollen es sogar hören. Denn ihnen kann man wenigstens vertrauen.« Als sie alle miteinander in Tweeds Büro waren, fragte Monica, ob sie Kaffee machen solle. Buchanan nahm das Angebot dankbar an. Paula spürte, daß auch Monica die merkwürdige Veränderung des Chief Inspector aufgefallen zu sein schien. Normalerweise lehnte sich ihr Gast genüßlich in einem der Sessel zurück, jetzt aber hockte er stocksteif da.
»Dann schießen Sie mal los, Roy«, sagte Tweed.
»Etwas Schreckliches geht in diesem Land vor sich«, begann Buchanan.
»Es ist, als ob ein riesiger Oktopus seine Tentakel nach allen Führungspositionen ausstrecken würde. Ich zum Beispiel wurde aufgefordert, die Amerikaner in Ruhe zu lassen.«
»Inwieweit?«, fragte Tweed.
»Zunächst einmal darf ich die Vorfälle in der Albemarle Street nicht mehr weiter untersuchen. Angeblich gibt es keine Zeugen.«
»Aber das ist doch Humbug!«, sagte Paula aufgebracht. »Ich beispielsweise bin eine Zeugin – falls Tweed mich aussagen lässt. Allerdings dürfte ich nicht die Identität des Mannes preisgeben, auf den geschossen wurde.«
»Ich weiß, daß es Cord Dillon war, der frühere Stellvertretende Direktor der CIA«, sagte der Chief Inspector. »Tweed hat es mir am Telefon erzählt. Ich vermute mal, daß Sie Dillon irgendwo versteckt halten. Außer Ihnen gibt es leider keine weiteren Zeugen.«
»Die Straße war leer«, sagte Paula vehement. »Außerdem war es eine eiskalte Nacht, und das Ganze ist nach zehn Uhr abends passiert. Da ist es nicht verwunderlich, daß niemand den Schuß gehört hat.«
»Als Nächstes hat man mir nahe gelegt, den Bericht über den Unfall mit dem Lincoln Continental verschwinden zu lassen, den Newman mit dem Geländewagen gerammt hat. Wieder hieß es, ich solle die Amerikaner nicht belästigen.«
»Wer hat das von Ihnen verlangt?«, fragte Tweed. »Der Commissioner höchstpersönlich. Er hat mich heute Vormittag in sein Büro rufen lassen. Zu einem Gespräch unter vier Augen. Er war geradezu kleinlaut und hat sich fast für sein Ansinnen entschuldigt. In letzter Zeit mehren sich die Gerüchte, daß er abgelöst werden soll. Und dabei gibt es im ganzen Land keinen besseren Mann für seinen Job.«
»Hat er mit sich reden lassen?«, fragte Tweed. »Eigentlich nicht. Aber als er mich zur Tür brachte, hat er zu mir gesagt: ›Sie müssen sich Ihr eigenes Urteil bilden.‹«
Das Telefon klingelte. Monica, die Buchanan gerade eine Tasse Kaffee gebracht hatte, hob den Hörer ab. Sie hörte kurz zu und blickte dann hinüber zu Tweed. »Tut mir Leid, daß ich Sie unterbrechen muss, aber Butler ruft aus dem Keller an. Er sagt, es sei dringend.«
»Was ist los, Harry?«, fragte Tweed, nachdem er seinen eigenen Hörer abgehoben hatte.
»Ich muss Ihnen ein Geständnis machen«,
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