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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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einhandelte. Newman dachte, daß Sharon ohne jeden Zweifel die bestaussehende Frau in dem ganzen Restaurant war und das bei einer Konkurrenz, die sich durchaus sehen lassen konnte. Ihr Tisch befand sich vor einem großen Fenster direkt über dem Fluß, so daß man den Eindruck bekam, als würde das Wasser unmittelbar unter einem hindurchgleiten. Sharon setzte sich und schaute Newman aus ihren hypnotisch wirkenden grünen Augen an. Dabei schien sie überhaupt nicht zu bemerken, was für einen Aufruhr sie an den Nebentischen verursacht hatte.
    »Ich hoffe, der Tisch ist nach Ihrem Geschmack, Bob«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    »Und ob er das ist. Sie müssen ganz schön einflußreich sein, um ihn reserviert zu bekommen.«
    »Eigentlich nicht. Ich habe es einfach auf den Namen des Botschafters gemacht. Aber da kommt schon der Kellner. Bestellen wir uns einen Aperitif.« Sharon war sehr ruhig, fast zurückhaltend. Ihre Bewegungen waren langsam und würdevoll, und sie blickte Newman ohne die leiseste Spur von Aggressivität oder Anmache in die Augen. Als die Aperitifs kamen, stießen sie miteinander an.
    »Auf einen unvergeßlichen Abend«, sagte Newman gut gelaunt.
    »Darauf trinken wir«, erwiderte Sharon mit ruhiger Stimme. »Haben Sie inzwischen in der Botschaft Fuß gefaßt?«, fragte Newman. »Es muss doch eine ziemliche Umstellung gegenüber Washington sein.«
    »London ist mir lieber. Schließlich war meine Mutter ja Engländerin. Deshalb fühle ich mich auch hier wie zu Hause. Ich habe mir bereits ein hübsches Haus in Dorset gekauft. Washington hingegen kommt mir manchmal wie ein Tollhaus vor.«
    »Und doch haben sich alle wichtigen Ereignisse in Ihrem Leben in Amerika zugetragen.«
    »Sie spielen wohl auf meine vier Ehen an. Werfen wir lieber einen Blick in die Speisekarte. Sie sind übrigens eingeladen.«
    »Eigentlich wollte ich.«
    »Ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm für Sie, aber Sie können leider gar nichts dagegen unternehmen. Ich habe hier ein Konto eröffnet.«
    »Das war ein teuflischer Schachzug«, sagte Newman grinsend. »Aber das nächste Mal bin ich dran.«
    »Ich freue mich schon darauf.« Sie brauchten eine ganze Weile, bis sie die reichhaltige Speisekarte gelesen hatten. Newman blickte aus dem Fenster und sah, wie an einer nahen Pier ein großer Lastkahn festmachte. Auf einmal kamen ihm die Worte aus Kurt Schwarz’ letztem Brief an Marler wieder in den Sinn: Geben Sie auf die Lastkähne acht. »Woran denken Sie gerade?«, wollte Sharon wissen.
    »An nichts. Ich sehe mir nur die Spiegelungen der Lichter auf dem Wasser an.«
    »Ist das nicht wunderschön?«
    »Nicht so schön wie Ihr Kleid. Dunkelrot steht Ihnen ausgezeichnet.«
    »Vielen Dank.« Newman bemerkte, daß Sharon überhaupt keinen amerikanischen Akzent hatte. Sie sprach so, als ob sie ihr ganzes Leben in England verbracht hätte. Er fand den Klang ihrer ruhigen Stimme sehr anziehend. Mit ihr zu sprechen war ebenso angenehm wie ihr Anblick. Die grünen Augen waren einfach wundervoll. Newman war dankbar, daß sie sie nicht als Waffe einsetzte, so wie andere Frauen das taten. Während er und Sharon sich das hervorragende Essen schmecken ließen, sprachen sie nur wenig miteinander. Wenn Newman seinen Blick durch das geschmackvoll eingerichtete Lokal wandern ließ, entdeckte er immer wieder Angehörige der Schickeria, die er aber fast alle nicht ausstehen konnte. Erst als sie beim Kaffee waren, kam Sharon auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen.
    »Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse deswegen, aber ich bin unter anderem auch deshalb heute Abend mit Ihnen zusammen, weil ich Ihnen etwas ausrichten soll. Man hat mich gebeten, Sie zu fragen, ob Sie nicht einen Artikel schreiben könnten, in dem Sie für eine engere Zusammenarbeit zwischen England und Amerika plädieren.«
    »Darf ich fragen, wer Ihnen den Auftrag dazu gegeben hat?«
    »Tut mir Leid, Bob, aber ich bin nicht befugt, Ihnen das mitzuteilen. Die Bitte kommt jedenfalls von sehr weit oben.« Paula und Pete Meld waren ein paar Minuten vor Sharon und Bob ins Santorini’s gekommen. Paula hatte einen ruhigen Tisch unter Howards Namen bestellt, denn Howard, der Mitglied in etlichen exklusiven Clubs war, bekam in London jeden Tisch, den er haben wollte. So kam es, daß sie in einer etwas abgetrennten Nische saßen, von der aus Paula den Fenstertisch von Sharon und Newman gut im Blickfeld hatte.
    »Na, was halten Sie von ihr?«, fragte Nield, nachdem sie mit dem Hauptgericht

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