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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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praktisch und emotional.«
    Wie Mercury Medical sich um Bodil Berntsens Gefühlsleben kümmern wollte, war für Sara ein Rätsel, aber sie zweifelte nicht daran, dass die finanzielle Entschädigung großzügig ausfallen würde.
    »Danach wird Folgendes geschehen«, sagte Otto Schultz, ehe er das Mikrofon aus dem Gestell löste, es in die rechte Hand nahm und die Rednerbühne verließ. »Wir rufen alle Deimos vom Markt zurück«, sagte er zu einer jungen Frau in der ersten Reihe. »Wirklich alle. Außerdem gilt für alle Patienten auf der Welt, denen ein Deimos implantiert wurde, das Angebot, den ICD sowie den Gesundheitszustand innerhalb von drei Wochen im nächstgelegenen Krankenhaus überprüfen zu lassen. Auf unsere Kosten natürlich. Des Weiteren wird Mercury Medical in Zusammenarbeit mit den amerikanischen Gesundheitsbehörden eine unabhängige Kommission einsetzen, die alle Todesfälle bei Patienten mit implantierten Deimos untersuchen wird. Der Zeitrahmen für diese Arbeit wird sehr eng sein.«
    Sara bemerkte, dass der Mann neben ihr ein iPhone hervorgezogen hatte, das er in Hüfthöhe hielt, während sein Daumen über das Display strich.
    »Das wird natürlich sehr viel kosten«, sagte Otto Schultz, der jetzt auf die Rednertribüne zurückgekehrt war. »Sehr, sehr viel. Derzeit trägt ungefähr eine Million Patienten einen Deimos in der Brust, und nicht zuletzt die logistischen Herausforderungen sind gewaltig. Wir werden uns auf die tüchtigsten Ärzte in aller Welt verlassen müssen.«
    Er stellte das Mikrofon zurück ins Gestell. »Und es muss schnell gehen!«
    Jetzt schlug er sich mit der rechten Faust in die linke Handfläche. »Wir scheuen in dieser Angelegenheit keine Kosten. Wir haben einen Fehler begangen, wir werden den Schaden, soweit es möglich ist, wiedergutmachen, und wir werden alle Kräfte einsetzen, um einen ähnlichen Fall unmöglich zu machen.«
    »Das wird verdammt teuer«, flüsterte eine große Frau und beugte sich zu dem Mann mit dem iPhone vor.
    »Weiß nicht so recht«, flüsterte der Mann. »Langfristig gesehen ist es doch das Einzige, was der Typ tun kann.«
    »Pst«, sagte Sara verärgert.
    »Ich werde heute keine Fragen beantworten«, sagte Otto Schultz und schob sein Kinn vor.
    Zum ersten Mal wurde im Saal ein unzufriedenes Gemurmel laut.
    »Ganz einfach, weil ich Ihnen schon geantwortet habe«, sagte Otto Schultz so laut, dass das Mikrofon kaum nötig gewesen wäre. »Auf die einzige, große, wichtige und entscheidende Frage: Wie wird Mercury Medical sich in dieser Situation verhalten, ist die Antwort gegeben: Wir werden alles tun.«
    Wieder trat Totenstille ein. Sogar einige Fotografen ließen ihre Kameras sinken und starrten den riesigen Mann an.
    »Alles«, wiederholte er mit Nachdruck und ließ seine Blicke durch den Saal wandern. »Ladies and Gentlemen, ich danke für die Aufmerksamkeit. Ich habe eine große Aufgabe zu erledigen.«
    Mit energischen Schritten ging er zu der Tür, durch die er hereingekommen war. Ein Saalordner hielt sie für einen Moment auf, und als Mercury Medicals legendärer CEO Raum 405 verlassen hatte, wurde sie hinter ihm nachdrücklich abgeschlossen.
    Der Lärmpegel stieg dramatisch.
    »Wasn’t that an overkill?«, fragte der Mann, dessen iPhone-Display die Aktienkurse zeigte.
    »Es geht ja trotz allem nur um zwei Todesfälle«, sagte die große Frau.
    »Die Götter mögen wissen, welche Folgen das für den Aktienmarkt hat«, sagte der Mann auf ihrer anderen Seite. Er schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Otto Schultz kriegt die volle Punktzahl für seinen Stil, aber ob der Inhalt gut genug war, um den Sturz abzubremsen?«
    Sara sagte nichts. Sie stand nur da, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf voller widersprüchlicher Gedanken. Dieser Auftritt hatte es nicht leichter gemacht, das zu verstehen, was sie vor einigen Stunden erfahren hatte.
    Im Gegenteil. Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf Jerry zu warten.
    Und Morten Mundal zu suchen, dachte sie und verließ mit der Menschenmenge den Saal. Sein Name stand auf der Teilnehmerliste von Mercury Medical, aber Sara musste wissen, ob er wirklich gekommen war.
    Nicht, um mit ihm zu sprechen, sondern um festzustellen, was sie von ihm zu halten hatte.
1.15 p.m.
Grand Hyatt Denver, 1750 Welton Street, Denver, Colorado
     
    »Jerry. Ich habe mich noch nie so gefreut, dich zu sehen!«
    Sie umarmte ihren Vetter und zog ihn in die Suite. Er ließ seine Tasche zu Boden fallen und

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