Kampf dem Kamikaze-Kapitalismus: Es gibt Alternativen zum herrschenden System (German Edition)
vernichten, ist dies eines der deutlichsten Anzeichen dafür, dass man Fortschritte erzielt hat. Wahrscheinlich wird jeder wirkungsvolle Weg zur Revolution unzählige Augenblicke der Vereinnahmung, unzählige siegreiche Kämpfe, unzählige kleine aufständische Momente oder auch Augenblicke der Flucht und der heimlichen Autonomie beinhalten. Ich möchte ungern darüber spekulieren, wie es sich wirklich abspielen könnte. Doch der erste Schritt in diese Richtung muss sein, dass wir erkennen, dass wir in Wirklichkeit durchaus erfolgreich sind. Eigentlich waren wir in letzter Zeit tatsächlich ziemlich erfolgreich. Die Frage ist, wie wir diesen Kreislauf der Begeisterung und Resignation durchbrechen und verschiedene strategische Vorstellungen ( je mehr, desto besser) entwickeln, wie diese Siege aufeinander aufbauen können, damit daraus eine kumulative Bewegung für eine neue Gesellschaft erwächst.
Geteilte Hoffnung
Wir scheinen in eine Sackgasse geraten zu sein. Der Kapitalismus, wie wir ihn kennen, zerfällt. Finanzinstitutionen wanken und zerbröckeln allmählich, doch eine Alternative ist nicht in Sicht. Der organisierte Widerstand scheint nur noch aus vereinzelten, zersplitterten Grüppchen zu bestehen; die Bewegung für globale Gerechtigkeit ist inzwischen ein bloßer Schatten ihrer selbst. Es besteht Grund zu der Annahme, dass es den Kapitalismus in ungefähr einer Generation nicht mehr geben wird: aus dem einfachen Grund, dass es unmöglich ist (worauf bereits viele hingewiesen haben), eine Maschine des immerwährenden Wachstums auf einem endlichen Planeten kontinuierlich am Laufen zu halten. Die reflexhafte Reaktion vieler Menschen, wenn sie mit dieser Aussicht konfrontiert werden, ist Furcht; sie klammern sich an das, was sie kennen, weil sie sich schlicht keine Alternative vorstellen können, die nicht noch repressiver und zerstörerischer wäre. Und dies gilt sogar für »Progressive« und nicht wenige vorgebliche Antikapitalisten.
Die erste Frage, die wir uns in diesem Zusammenhang stellen sollten, ist: Wie kam es dazu? Ist es denn normal, dass Menschen sich noch nicht einmal vorstellen können, wie eine bessere Welt auch nur aussehen könnte?
Hoffnungslosigkeit ist nicht angeboren. Sie muss erst erzeugt werden. Wenn wir diese Situation wirklich verstehen wollen, müssen wir uns zunächst darüber klar werden, dass in den
letzten dreißig Jahren ein riesiger bürokratischer Apparat zur Erzeugung und Aufrechterhaltung von Hoffnungslosigkeit geschaffen wurde, eine Art gewaltige Maschine, die in erster Linie dazu gedacht ist, jegliches Nachdenken über mögliche alternative Zukunftsentwürfe bereits im Keim zu ersticken. Dem liegt eine wahre Besessenheit seitens der Mächtigen der Welt zugrunde, die verhindern wollen, dass gesellschaftliche Bewegungen wachsen, gedeihen und Alternativen vorschlagen. Genauso wenig dürfen sie zulassen, dass diejenigen, die die bestehenden Machtverhältnisse in Frage stellen, jemals unter irgendwelchen Umständen einen Sieg davontragen. Doch zu diesem Zweck müssen ein riesiger Apparat an Armeen, Gefängnissen und Polizeikräften, verschiedene Arten von privaten Sicherheitsfirmen ebenso wie polizeiliche Nachrichtendienste und Militärgeheimdienstapparate geschaffen werden. Des Weiteren werden alle erdenklichen Arten von Propagandamaschinen benötigt. Diese greifen mögliche Alternativen jedoch normalerweise nicht direkt an, sondern schaffen vielmehr ein alles beherrschendes Klima der Angst, der hurrapatriotischen Konformität und der schlichten Resignation, in dem jeder Gedanke daran, die Welt verändern zu können, wie bloße Tagträumerei erscheinen muss. Den Verfechtern »freier Märkte« scheint weitaus mehr daran gelegen zu sein, diesen Apparat weiterbestehen zu lassen, als irgendeine Art von tragfähiger Marktwirtschaft aufrechtzuerhalten. Wie sonst ließe sich beispielsweise erklären, was sich in der früheren Sowjetunion abgespielt hat? Eigentlich hätte man doch davon ausgehen müssen, dass es nach dem Ende des Kalten Kriegs zu einer Auflösung der Armee und des KGB sowie zu einem Wiederaufbau der Fabriken kommt. Doch in Wirklichkeit passierte genau das Gegenteil. Dies ist nur ein Extrembeispiel für das, was überall auf der Welt geschieht. Wirtschaftlich gesehen ist
dieser Apparat eine bloße Belastung; die ganzen Schusswaffen, Überwachungskameras und die Propagandamaschinerie sind unverhältnismäßig teuer und produzieren im Grunde überhaupt nichts, was
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