Kampf um die Sonne (Orion 05)
... ich denke, McLane hat Urlaub und erfahre so ganz nebenbei, daß die ORION VIII auf Chroma ist.
Und Sie wissen doch, Villa, was in Kürze mit Chroma passiert?«
Villa zuckte resignierend mit den Schultern.
»Ich habe mich lange genug dagegen gewehrt«, sagte er leise. »Ich kann es wohl nicht mehr verhindern.«
»Und McLane liegt vermutlich fest auf einem Raumhafen. Die Zerstörung der ORION VIII und den Tod der Mannschaft können Sie wohl auch nicht verhindern, wie?«
Er sah auf seine Uhr.
»Dreizehn Uhr und dreißig Minuten«, sagte er. »In einigen Stunden starten die Schiffe zum Präventivschlag.«
Villa schüttelte den Kopf und klopfte mit einer Hand leicht auf die Mappe, die vor ihm auf dem Tisch lag.
»Ich habe den voraussichtlichen Zeitpunkt des Präventivschlages im beta-x-Kode nach Chroma funken lassen. Helga Legrelle wird ihn empfangen haben, und Leutnant Jagellovsk versteht den Kode. McLane ist also gewarnt.«
Wamsler blickte ihn durchbohrend an.
»Ist das wahr, Villa?«
»Werden Sie nicht persönlich, Wamsler. In diesen Dingen werde ich Sie nicht belügen.«
»Und wenn sie McLane irgendwie festhalten, wenn er verhaftet ist?« fragte Wamsler weiter.
»Das war sein Risiko«, schloß Oberst Villa.
Wamsler sprang auf und blieb vor Villa stehen. Er reckte das Handgelenk aus dem Ärmel seiner Uniform und deutete mit dem Zeigefinger auf das Zifferblatt der Uhr.
»Oberst!« sagte er in beschwörendem Ton, »es wird verdammt knapp. Die Schiffe sollen laut Kublai-Krim um achtzehn Uhr dreißig starten. Das sind ziemlich genau fünf Stunden. Diese Zeit bleibt uns noch, um etwas zu unternehmen. Sollen wir ein zweites Schiff losjagen, das Chroma warnt? Ich könnte den Gedanken, daß wir unsere eigenen Nachkommen bombardieren, nicht ertragen.«
»Diese fünf Stunden plus die Flugzeit stehen McLane zur Verfügung. Ich bin überzeugt, daß er bis gegen fünf Uhr morgens geschafft hat, daß die Versuche unterbleiben. Wir können die taktische Flotte noch hundert Meter über Chroma anhalten und zurückbeordern.«
Wamsler und Villa blickten sich an und schwiegen.
»Was tun, Villa?« fragte Wamsler.
»Warten, Marschall«, war die Antwort.
*
McLane ahnte nichts von diesem Gespräch, und er ahnte kaum etwas von der Gefahr, die sich aufmachte und sich in die Richtung des Planeten bewegte, auf dem die ORION gelandet war. Er saß noch immer mit der ersten Dame des Planeten auf dem Dachgarten.
Jetzt erhellten Kerzen aus fast barock wirkenden, schweren Leuchtern die Zone um den Tisch und die Stühle. Ein einziger Mond stand im Zenit. Aus der diffusen Dunkelheit drang die Stimme der Frau.
»Major McLane?«
»Bitte?« fragte er.
»Sind Sie zu diesem Gespräch überhaupt ermächtigt?«
McLane schwieg einige Sekunden lang, dann erwiderte er leise:
»Nicht offiziell.«
»Also gar nicht!« stellte SIE fest.
»Nein«, sagte Cliff. »Eigentlich gar nicht. Sie haben recht.«
»Sie sind also auf eigene Faust gekommen?« fragte SIE und blickte an Cliff vorbei auf die dunkle Landschaft des Parks. Cliff schwieg; die Frau wiederholte die Frage.
»Im Grund sind Sie auf eigene Faust gekommen?«
»Ja«, sagte Cliff einfach.
»Warum?« fragte die Frau.
Cliff zuckte die Achseln.
»Darüber«, sagte er, »möchte ich eigentlich keine Auskunft geben. Es sind da gewisse Dinge, die ...«
SIE unterbrach ihn.
»Warum ist nicht einer Ihrer Politiker gekommen? Oder einer der Generäle? Ich hätte sie ebenso herzlich empfangen und mit ihnen geredet.«
Cliff schwieg ratlos.
»Für einen offiziellen Vertreter sind wir der Erde wohl nicht gut genug? Ich bin etwas befremdet über diese Einstellung, muß ich sagen.«
Cliff grinste verzweifelt und fragte zurück:
»Und ich bin Ihnen wohl nicht gut genug für diese Mission?« Er betonte auffällig das vierte Wort der Frage.
»Doch!« betonte die Frau und lächelte versonnen.
Dann sprach sie weiter.
»Doch, Major McLane. Und ich werde mich bemühen, Ihnen den Aufenthalt auf Chroma so angenehm wie möglich zu machen. Wir alle werden unser Bestes tun.«
Mit nur schlecht verborgener Verzweiflung hob Cliff die Hände und bat:
»Dann fangen Sie doch endlich gleich damit an ...«
»So stürmisch?« fragte die Frau aufmerksam.
»... und stellen Sie die Sonnenversuche ein. Sofort!«
SIE ließ sich enttäuscht in den Stuhl zurückfallen.
»OH«, sagte SIE. »Das hatten wir schon einmal.«
»Können Sie diese verdammten Versuche nicht wenigstens für die Dauer der
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