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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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liege, beide Arme brutal nach hinten gebogen.
    »Weshalb sind Sie sich denn so sicher, dass eine Bombe in dem Karton drin ist? Welche Indizien sprechen für Ihre Vermutung?« fragt entweder Herbert, Norbert, Alfred oder Manfred.
    »Ich hin mir da ganz sicher. Meine Frau hat das nämlich behauptet. Und die lag mit ihrer Nase selten falsch. Die Frau ist der reinste Spürhund. Aber für euch ist sie unbrauchbar: Sie ist nur auf Geld trainiert, nicht auf Sprengstoff oder Drogen. Bisher hat sie in der Wohnung jedes Versteck herausbekommen, in dem ich Geld deponiert habe.«
    »Tut mir leid, aber wir können Ihnen bei Ihrem Problem nicht helfen.«
    »Ich weiß, bei der Frau kann mir niemand mehr helfen! Seit langem verstecke ich mein Geld deshalb auch am Arbeitsplatz.«
    »Nein, nein, was ich sagen möchte, ist, wir können Ihnen mit der angeblichen Bombe nicht weiterhelfen«, meint der dickste der vier Polizisten, während er es sich mit seinen beiden Knien auf meinem Nacken noch gemütlicher macht.
    »Ich hab’ eine Idee, wie Sie mir alle helfen könnten: Indem Sie alle von mir runtersteigen.«
    Nach kurzer Beratungspause verlassen Herbert, Norbert, Alfred und Manfred einer nach dem anderen meinen Rücken und stecken ihre Pistolen wieder ein.
    »Na gut, meine Herren, wenn Sie mir nicht helfen können, dann gehe ich halt wieder«, rufe ich um einige Zentner erleichtert.
    »Halt, halt, vergessen Sie Ihre Bombe nicht! Nehmen Sie das Ding bloß mit!«
    Verärgert klemme ich mein Paket wieder unter den Arm und sage trotzig: »Also, zu euch tapferen Helden komme ich erst wieder, wenn jemand meiner kleinen Tochter das Fahrrad geklaut ha t und ich genau weiß, wer das war!«
    »Warten Sie mal, wir könnten Sie mit Ihrem Paket ja zur Kriminalpolizei schicken«, ruft der mutigste Polizist, dessen Namen ich nicht weiß, »jagen Sie diesen arroganten Besserwissern von der Kripo auch mal einen Schrecken ein!«
    Wenig später sitze ich mit einer Bombe auf dem Schoß in einem Polizeiauto. Dafür wurde extra über Funk ein ahnungsloser Kollege zum Polizeirevier gerufen, weil sich alle fünf geweigert haben, mich und meine Bombe zur
    Kriminalpolizei zu fahren. Mit Blaulicht und Sirene werde ich durch die Stadt kutschiert. Ich komme mir sehr sehr wichtig vor!
    Überall, wo ich mit meinem kleinen Paket auftauche, werde ich bestens hofiert. Dieser kleine Karton hat mich innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere Klassen in der Gesellschaft nach oben katapultiert. Ich könnte mich daran gewöhnen, so bedeutsam und prominent zu sein. Ich genieße es, auf die gleiche Stufe gestellt zu werden, wie die Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Mit meinem Turban auf dem Kopf fühle ich mich wie der König von Indien. Und in der Schatulle auf meinem Schoß befindet sich der weltgrößte Smaragd als Gastgeschenk für meine Freundin Silvia!
    »Eure Hoheit, wir sind da«, ruft mein Fahrer in der grünen Livree schüchtern nach hinten.
    »Sahib Manjid, sind wir schon da? Bei der Königin von Schweden? Ich hoffe, der Gustav wartet auch auf der Treppe.«
    »Wir sind bei der Kripo, spinnen Sie nicht rum. Steigen Sie schon aus, Mann!«
    Meine Herrschaft hat leider nur 14 Minuten gedauert. Mehr war auch mit einer so kleinen, mickrigen Bombe nicht drin. Jetzt leuchtet mir aber ein, warum die Diktatoren auf der ganzen Welt mit allen Tricks versuchen, eine Atombombe in ihre Hand zu bekommen. Gleich morgen früh werde ich auch versuchen, mich auf dein Schwarzmarkt mit Atomwaffen zu versorgen. Aber mit dem bisschen Öl, das ich besitze, habe ich nur geringe Chancen, deutsche Spitzenmanager dafür zu gewinnen, extra für mich mehrere Giftgas- und Nuklearfabriken zu bauen,
    beziehungsweise speziell für mich interkontinentale Raketen zu entwickeln. Dafür müssten die Bohrtürme in meinem Schrebergarten wesentlich mehr Öl liefern. Leider habe ich in der Küche zur Zeit bestenfalls einen Liter Olivenöl vorrätig: kaltgepresst, leicht bekömmlich, naturtrüb!
    Andererseits wären ein paar niedliche Boden-Raketen mit atomaren Sprengköpfen auf meinem Balkon neben dem Blumenkasten mit den Stiefmütterchen gar nicht mal so schlecht. Diese Raketen, programmiert mit den Zielkoordinaten für die Ausländerbehörde, würden mir in meinem Streit mit dieser Frau Kottzmeyer-Göbelsberg völlig neue Perspektiven eröffnen! Dann erst wären die Kräfteverhältnisse auf beiden Seiten etwas gerechter verteilt: Abschiebeurteil gegen Atombombe! Der Herr von der Kripo empfängt mich mit

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