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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Wolf
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Lebensraum aus solcher Nähe beobachten! Bitte, Nina!«
    »Aber Süße, das geht nicht. Wenn es Samstag gewesen wäre, aber Freitag ist unsere eigene Weihnachtsfeier …«
    »Du kannst da doch einfach kurz vorbeischauen, allen guten Tag sagen, und dann kommst du zu mir und begleitest mich in diese Schlangengrube.«
    »Es tut mir wirklich leid, Vicky!«
    »Aber es wäre so lustig gewesen. Nur du, ich und mein kleines Schwarzes von Armani …«, schniefe ich. »Wir hätten das Büfett leer fressen können, Champagner trinken bis zum Abwinken, die männlichen Begleiter meiner Kolleginnen anbaggern, und bevor wir wieder nach Hause gefahren wären, hätten wir die Tischdeko in unseren Handtaschen verschwinden lassen.«
    »Ja, das klingt verlockend!«, lacht Nina.
    »Eben. Also komm mit!«
    »Warum fragst du nicht einen der Jungs? Jan zum Beispiel?«, schlägt meine beste Freundin vor.
    Ich räuspere mich. »Ich glaube nicht, dass Jan Spaß daran hätte, mit mir auf eine Veranstaltung der Stunning Looks zu gehen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ihn kenne und weiß, dass er sich nur äußerst ungern in feinen Zwirn wirft. Und außerdem würden ihn diese oberflächlichen Gespräche über kussechten Lippenstift, die schlecht aufgespritzten Lippen von Donatella Versace und die am besten sitzenden Jeansmarken nur nerven! Was soll er denn da?«
    »Spaß mit dir haben. All das machen, was du gerade eben noch mir vorgeschlagen hast.«
    »Jan ist doch nicht schwul!«
    »Aber dein bester Freund und für so ziemlich alles zu haben.«
    »Hm …« Ich spreche nicht weiter und versuche, das komische Gefühl in meiner Magengegend zu ignorieren.
    »Sag mal, habt ihr euch gestritten, du und Jan?«, fragt Nina plötzlich.
    »Was? Nein! Wie kommst du drauf?«
    »Nur so. Ihr seid so … anders irgendwie. Und hängt gar nicht ständig zusammen rum wie sonst immer.«
    »Nein, nein. Alles bestens«, schwindele ich und bin froh, dass mich Nina jetzt nicht sehen kann, denn mein Gesicht spricht mit Sicherheit gerade Bände.
    »Dann frag Jan. Also, Vicky, ich muss jetzt wieder los. Wir sehen uns, ja? Und sei mir bitte nicht böse! Du weißt ja, dass ich unter anderen Umständen gerne mitgekommen wäre. Bis dann.«
    »Schon okay. Bis dann.« Ich lege auf und bin enttäuscht. Da habe ich ein halbes Vermögen für das passende Outfit ausgegeben, und jetzt hapert es mir an einer Begleitung. Toll. Ob ich wirklich Jan fragen sollte? Ich könnte theoretisch auch Stephan fragen, vielleicht braucht er ja Ablenkung, jetzt nachdem er sich von seiner Freundin getrennt hat. Ich seufze schwer, und Caruso klettert aus seinem Korb, kommt zu mir herüber und legt sein Kinn auf mein Knie, um mich aus großen braunen Augen treuherzig von unten herauf anzusehen.
    »Na, mein kleiner Stinker.« Ich kraule ihn liebevoll zwischen den Ohren und sehe dabei gedankenverloren aus dem Fenster. Es hat wieder angefangen zu schneien. Dicke weiße Flocken fallen von einem tristen, grauen Himmel. Schlagartig habe ich wieder diese Erinnerung im Kopf: Jans Gesicht inmitten des einsetzenden Schneegestöbers, das Knacken des Lagerfeuers, den Geschmack der Schokofrüchte und direkt vor mir die vielen kleinen Lachfältchen, die sich wie unzählige Sonnenstrahlen um seine Augen herum bildeten, während er sich mit kindlicher Begeisterung über die Schneeflocken freute. Carusos kalte Hundeschnauze fährt über meine Hand und holt mich ins Hier und Jetzt zurück. Ich drehe den Kopf, und mein Blick fällt auf Jans Brief. Und plötzlich fällt mir die Entscheidung, wen ich wegen der Weihnachtsfeier fragen soll, ganz leicht.

Der Olymp der Modezicken
     
    »Hey, ist Jan da?«
    »Hallo, Vicky. Ja klar, komm rein.« Stephan macht einen Schritt zur Seite und hält mir die Tür auf. Ich schlüpfe aus meinen schneenassen Stiefeln und folge meinem Kumpel in die Küche. »Möchtest du mit uns essen? Es gibt zwar nur Bratkartoffeln und Spiegelei, aber du weißt ja, dass selbst das in unserem Hause eine echte Delikatesse ist.« Stephan grinst.
    »Das ist nett. Ja, vielleicht …« Dann entdecke ich Jan. Er steht am Herd und brutzelt Kartoffelscheiben in einer riesigen Pfanne. Erstaunt dreht er sich zu mir herum.
    »Hallo Vicky. Das ist ja eine Überraschung.« Er strahlt mich an, und sofort beschleunigt sich mein Puls auf gefühlt über 400. Wie ich dieses Lächeln vermisst habe! Ich hatte lange Zeit richtig Angst, dass ich es nie wiedersehen könnte. Bei dem Gedanken daran wird mir ganz

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