Kann ich den umtauschen?
Abendessen?«, fragte El.
»Heute nicht.« Flo bediente sich an Alices selbst gebackenen Keksen, die so groà geraten waren, dass Andrew sie spaÃeshalber »Alices Asphaltbrocken« genannt hatte. »Einer seiner Kumpel feiert heute seinen Junggesellenabschied in Upper Whattelly. Die sind wahrscheinlich alle schon rotzbesoffen.«
»Aber es ist doch erst halb sieben.«
»Eben.« Flo nickte vielsagend.
»Das heiÃt, Nathan wird der Hahn im Korb sein«, kombinierte El, leerte ihr Champagnerglas in einem Zug und füllte es erneut. »So ein Glückspilz ⦠Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen.«
»Er sieht verboten gut aus«, sagte Lola und lächelte Alice an.
»Ich weië, nickte El, worauf sie alle überrascht ansahen. »Ich habe letztes Jahr ein Bild von ihm im Condé Nast Traveller gesehen«, erklärte sie. »Sieht er immer noch genauso aus?«
»So ziemlich.« Alice nickte. »Abgesehen davon, dass er seitdem ziemlich abgehoben ist.«
»Alice!« Lola lachte überrascht. »Das ist das erste Mal, dass ich dich etwas Negatives über ihn sagen höre!«
»Oder über sonst irgendwen«, fügte Flo hinzu.
»Er hat den Artikel fotokopiert und im Gästeklo aufgehängt.«
»Subtile Art der Selbstverarschung«, lächelte El. »Gefällt mir.«
»Wohl kaum. Das Gästeklo ist der einzige Ort in diesem Haus, den so gut wie jeder Gast aufsucht. Obwohl«, relativierte sie ihre Aussage, weil sie sich illoyal vorkam, »ich schätze, da darf man schon mal ein bisschen abheben, war schon eine enorme Auszeichnung â eine ganze Doppelseite â¦Â«
Das Telefon klingelte.
Bella hatte sich in ihre Räumlichkeiten am anderen Ende des Hauses zurückgezogen und betrachtete ihren freien Küchenabend offenbar als einen gänzlich freien Abend. Normalerweise stürzte sie sich aufs Telefon, aber dieses Mal klingelte es so lange, bis der Anrufbeantworter in Nathans Arbeitszimmer ansprang.
»Mal hören, wer das war.« Alice stand auf. »Soll ich auf dem Rückweg noch eine Flasche mitbringen?«
»Jaaaa!«, riefen die anderen drei im Chor.
Als Alice aus der Küche in den Flur trat, der zur Eingangshalle führte, konnte sie Tatiana und Beatrice im Wohnzimmer singen hören. Sie lächelte im Glauben, es handele sich um Kinderlieder â doch dann bemerkte sie, dass sie bei Soulja Boys »Crank That« mitsangen.
Alice ging ins Arbeitszimmer. Das Display zeigte zwei Nachrichten an, sie musste wohl einen Anruf verpasst haben.
Die erste Nachricht war von ihrer Mutter, der sie in der nächsten Woche einen Besuch abstatten wollte.
»Wollte nur sichergehen, dass unsere Verabredung zum Mittagessen noch steht. Ruf mich mal an.«
Alice lächelte. Ihre Mutter wusste ganz genau, dass die Verabredung noch stand, sie hatte nämlich in zwei Wochen Geburtstag, und das gemeinsame Mittagessen war an dem Tag eine feste alljährliche Verabredung. Trotzdem musste sie sich vergewissern, dass Alice sie nicht versetzte.
»Alles Dads Schuld«, sagte sie leise. »Sein Vermächtnis an uns: Angst und Verunsicherung.«
Die zweite Nachricht war von Nathan.
»Ich binâs, Ali.« Er war der Einzige, der sie Ali nannte. Irgendwie fühlte es sich immer an, als würde er mit jemand anderem reden. »Ich bleibe heute doch in London, ich habe noch so viel zu tun, ich brauche den Samstagvormittag hier im Büro â und so habt ihr Mädels mehr Zeit für euch, ihr habt ja sicher eine Menge zu besprechen. Bin dann morgen zum Abendessen da. Ich habe mit Bella gesprochen und sie gebeten, um zwanzig Uhr im Esszimmer anzurichten.«
Alice wusste nicht recht, ob sie nun beleidigt oder erleichtert sein sollte, dass er nicht kam, löschte die Nachricht und ging zurück zu den anderen.
Sie wusste, dass sie enttäuscht sein würden, wenn sie erfuhren, dass er doch nicht kommen würde. Aber sie war eigentlich eher erleichtert, denn so würden sie einen deutlich entspannteren Abend haben.
Alice blieb wie angewurzelt stehen, als ihr bewusst wurde, was sie da gerade gedacht hatte.
Sie war erleichtert, dass Nathan nicht nach Hause kam?
Weil sie dann besser entspannen konnte?
Was zum Teufel �!?
Alice war in der Eingangshalle direkt neben einem groÃen, goldumrahmten Spiegel stehen geblieben.
Sie sah sich an.
Ihr Gesichtsausdruck war
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