Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marietta Slomka
Vom Netzwerk:
konservativen Partei gefunden. Der heutige Premierminister David Cameron schob seine konservative Partei deutlich nach links. Mehr zur Mitte also.
    O-Ton Abkürzung für »Original-Ton«, ein aufgenommenes Statement in Fernsehen oder Radio, wie ein direktes Zitat in einem Zeitungsartikel. Um die O-Töne herum textet der Journalist seinen Bericht beziehungsweise belegt, garniert oder würzt ihn mit den Aussagen von Politikern, Experten, Bürgern, Zeitzeugen etc., die gegebenenfalls auch als O-Töne zu Wort kommen. Üblicherweise wird in einem Fernseh- oder Radiobericht abgewogen zwischen den O-Tönen (man hört jemanden original reden) und den Texten, Erklärungen und Kommentaren, die der Journalist spricht. O-Töne sind zum einen authentische Dokumente (»So hat der das wirklich gesagt«), zum anderen wirken sie belebend und sind deshalb auch ein stilistisches Mittel, um einen Bericht abwechslungsreich zu gestalten.
    Pakete schnüren Wenn ein politischer Kompromiss gefunden werden muss, dann macht man das häufig, in dem man »ein Paket schnürt«. Das ist natürlich nicht wörtlich gemeint, niemand hantiert mit Kartons und Paketschnur. Sondern im übertragenen Sinne: Man verbindet zum Beispiel zwei Gesetzesvorhaben miteinander. Man macht an einer Stelle ein Zugeständnis und bekommt dafür an anderer Stelle eine Gegenleistung. Beide Parteien bekommen damit etwas, und beide müssen zugleich etwas akzeptieren, was ihnen nicht gefällt. Über beides wird gleichzeitig abgestimmt, man stimmt also für ein »Paket«, und so kommen Gesetze durch, die einzeln nicht akzeptiert worden wären, weil es dafür keine Mehrheit gegeben hätte.
    Parteifreund In der Politik nennt man ironisch gern folgende Steigerung: »Freund, Feind, Parteifreund«. Also: Die Parteifreunde heißen nur Freunde, sind in Wahrheit aber oft die schlimmsten Feinde. Innerhalb einer Partei gibt es nun mal Konkurrenz um die wichtigsten Posten. Während man mit Gegnern anderer Parteien offen streitet und konkurriert, muss man das innerhalb einer Partei anders machen: verdeckt und die Form wahrend. Man kann zu einem Parteikollegen nicht öffentlich sagen: Du bist ein Idiot, ich kann das alles besser! Damit würde man der gesamten Partei schaden, sozusagen die eigene Familie beleidigen, und nach außen wirken wie ein zerstrittener Haufen. Also wird nicht offen gekämpft, sondern es wird intrigiert. Manchmal fallen sich dann auch Leute in den Rücken, die sich zugleich öffentlich den Anschein geben, bestens miteinander zu können. Parteifreunde sind in der Regel nun mal keine echten privaten Freunde, sondern in erster Linie Arbeitskollegen. Und bei denen hört die Freundschaft bekanntlich auch schnell auf, wenn es darum geht, wer eine Gehaltserhöhung bekommt oder wer seinen Job verliert. In welcher Tonlage manchmal innerparteilich geredet wird, wurde zum Beispiel überdeutlich, als der ehemalige baden-württembergische CDU -Ministerpräsident Stefan Mappus einen Deal mit dem Energiekonzern EnBW einfädeln wollte. Bei diesem Geschäft wurde er von einem guten Freund beraten, dem damaligen Deutschland-Chef der Investmentbank Morgan Stanley. Die E-Mails, die zwischen den beiden und Dritten hin- und hergingen, wurden später öffentlich. Darin finden sich Sprüche wie »Mappus kann Angela mit seinen Truppen töten«. Der Bankchef meinte damit, dass der Ministerpräsident mit seiner Landes- CDU eine gewichtige Anzahl von Delegierten auf dem Bundesparteitag stellt, also großen Einfluss auf die Bundespolitik und die Kanzlerin hat. Auch wenn das die Worte des Banker-Freundes waren und nicht Mappus’ eigene – ungefähr so geht es durchaus zu, wenn »Parteifreunde« übereinander reden.
    Manche Politiker behaupten, dass es in der Politik überhaupt keine Freundschaften gibt. Andere sind auch privat mit »Parteifreunden« befreundet – oder sogar mit Mitgliedern anderer Parteien. Man kann sich nämlich durchaus mögen, auch wenn man politisch unterschiedliche Meinungen vertritt! So wohnten in Bonn zum Beispiel ein Grüner (Cem Özdemir) und ein FDP -Politiker (Mehmet Gürcan Daimagüler) zusammen in einer WG. Und die Brüder Bernhard Vogel ( CDU ) und Hans-Joachim Vogel ( SPD ) machten in gegnerischen Parteien Karriere, ohne dass daran der Familienfrieden zerbrach.
    Salon-Sozi Spöttisch gemeinter Begriff für einen sozialistischen oder sozialdemokratischen Politiker, der gern besonders radikal linke Positionen vertritt, zugleich aber auch in der High Society eine

Weitere Kostenlose Bücher