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Kapital: Roman (German Edition)

Kapital: Roman (German Edition)

Titel: Kapital: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchaster
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etwas schmierigen Mann namens Michael Lipton-Miller überreicht, der den Club vertrat.
    »Das war ja ein bisschen enttäuschend«, sagte Lothar, während Mickey sich wieder hinsetzte.
    Wenn Roger an den Abend zurückdachte, dann konnte er keinen einzelnen, ganz bestimmten Moment ausmachen, an dem ihm klargeworden war, dass er sich in Matya verliebt hatte. Es hatte mit der Art und Weise zu tun, wie sie seinen Kollegen in die Augen schaute. Es lag durchaus nicht einfach nur an ihrem Aussehen – obwohl man zugeben musste, dass ihr langes, sehr dunkles, fast rabenschwarzes Haar, das sie heute Abend offen trug und das auf das leuchtend jadegrüne Kleid herabfiel, welches wiederum ihre Größe, ihre fantastische Figur und ihren etwas zu breiten und deshalb natürlich absolut perfekt geformten Hintern betonte … – nun, Roger wäre der Letzte gewesen, der behauptet hätte, ihr Aussehen würde keine große Rolle dabei spielen. Er würde dieses Aussehen bis zum letzten Blutstropfen verteidigen und niemandem erlauben, auch nur den geringsten Einwand dagegen vorzubringen. Für dieses Aussehen würde er die Standarte erheben und mit geschwungener Axt mitten in den Feind hineinstürmen, bereit zu sterben, bereit zu töten, bereit zu … Roger führte diesen Gedanken nicht zu Ende. Möge es genügen, ins Protokoll aufzunehmen, dass Matya es ihm angetan hatte. Aber das, was ihn erst richtig und unwiderruflich dazu brachte, sein Herz an sie zu verlieren, war diese besondere Art, die sie an sich hatte. Sie erschien ihm so ruhig und still und traurig. Umgeben von lärmenden, angeberischen Bankern und ihren penetranten oder wichtigtuerischen oder ängstlich besorgten oder krankhaft ehrgeizigen Frauen, schien sie aus einer anderen Welt zu stammen; einem Ort, an dem die Menschen ihre eigenen Bürden schulterten, einem Ort, der bedeutender, wirklicher und ehrbarer war als dieser. Roger wusste nicht, dass Matya einen Großteil des Abends damit verbrachte, an ihre Heimat zu denken, aber er spürte, dass sie in Gedanken woanders war; und es war dieses Andere, das ihm letztlich den Rest gab. Sie war wie eine Gräfin. Das wurde sein heimlicher Spitzname für sie, den er nur in seinen Gedanken benutzte: die Gräfin. Seine Gräfin.
    Roger hatte in weiser Voraussicht ein Taxi gebucht, das sie morgens um halb eins abholen sollte, denn er wusste nur zu gut, wie heftig sich ein wild drängelnder Mob von betrunkenen Finanzhaien spät in der Nacht um ein Taxi streiten konnte. Er hatte genug Alkohol intus, um während der Heimfahrt darüber nachzusinnen, wie schön es doch wäre, sofort mit ihr ins Bett zu steigen und es ihr mit dem tollsten Sex ihres ganzen Lebens zu besorgen, ihr Haar auf dem Kissen ausgebreitet, mit dem Gesicht nach oben, dann mit dem Gesicht nach unten, dann wieder mit dem Gesicht nach oben … und dann Rosen und Champagner am nächsten Morgen, und selben Tags die ganze Geschichte wieder von vorne beginnen. Während er diesen Gedanken nachhing, merkte er plötzlich, dass er einen riesigen Ständer hatte, gerade in dem Moment, als das Auto in seine Straße einbog. Er wühlte in seiner Hosentasche herum und tat so, als suchte er nach seiner Brieftasche, um Zeit zu gewinnen, seine Erektion wieder loszuwerden. Dabei versuchte er, an andere Dinge zu denken als daran, wie gut sie in nichts als einem Höschen aussehen würde. Also dachte er für einen Augenblick an seinen Job – etwas, das ihm in letzter Zeit immer schwerer fiel, insbesondere dann, wenn er sich tatsächlich bei der Arbeit befand. Aber ein paar Sekunden der Kontemplation darüber, wie es sein würde, die wöchentliche Bilanz zu erstellen, um sie dann Lothar vorzulegen, und siehe da: Die Erektion war weg.
    Roger stieg aus und gab dem Taxifahrer drei Zwanzigpfundscheine, zusammen mit Matyas Adresse. Er wagte es nicht, ihr einen Gutenachtkuss zu geben, aus Angst, er könne sich zu mehr hinreißen lassen.
    »Ich hoffe, Sie hatten ein wenig Spaß«, sagte er durch das offene Fenster des Taxis, während der Motor in der sonst nächtlich stillen Straße vor sich hin ratterte.
    »Es war wunderschön«, sagte Matya.
    »Wir sehen uns morgen«, sagte Roger. Aber das würden sie wohl eher nicht tun – er würde schon weg sein, lange bevor sie eintraf,und erst zurückkommen, wenn sie schon nach Hause gegangen war. Dann stieg er die Treppe nach oben, kletterte neben seine fest schlafende Frau ins Bett und blieb noch lange Zeit wach liegen.

60
    Bei Pinker Lloyd waren spätestens um

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