Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
wichtig?“
„Für mich schon, war es bis jetzt immer. Außerdem habe ich noch nicht einmal die Sache mit Oskar geklärt, er hat gemeint, ich bräuchte Abstand, vielleicht ist das so.“
„Abwechslung ist auch nicht schlecht.“
„Aber was soll daraus werden?“
„Muss aus allem was werden? War die Nacht schön?“
Ich seufze, und ein Gefühl der Erinnerung, ein Nachwehen des Zustandes von gestern Nacht, wärmt mich: „Es war wundervoll. Es war romantisch, es war leidenschaftlich. Es war – wahrscheinlich der beste Sex, den ich je hatte, und dabei ist Oskar …“
„Pssst,“ unterbricht Vesna, „nix von Oskar, der hat nix damit zu tun, was willst du mehr? Eine wunderbare Liebesnacht und vielleicht sogar eine nächste …“
„Ich weiß nicht, ob ich das will. Ja, schon. Nein, doch nicht.“
„Gestern hat Gefühl gewonnen, heute Vernunft. Das ist gar nicht schlecht, sage ich dir, Mira Valensky. Braucht man beides.“
Wenn es nur so einfach wäre, wie es sich bei Vesna anhört. Wie soll ich Thomas begegnen? Wird er mich ansprechen? Mich wieder einladen? Ob er so tut, als würde er mich nicht kennen? Ich meine, er kann mir ja schlecht in aller Öffentlichkeit um den Hals fallen als Rezeptionist.
Ich weiß nicht, ob eine Nacht wie diese wiederholbar ist. Eigentlich bin ich mir sicher, dass sie das nicht ist. Man sollte es auch gar nicht probieren. So etwas ergibt sich. Oder nicht.
„Und was hat dein Thomas sonst erzählt? Oder habt ihr nur Liebe gemacht?“
Ich sehe irritiert auf. Thomas hat mir viel erzählt, aber was war es gleich? Dass er die Insel liebt. Und dass Mick häufig in Schwierigkeiten war. Und dass man Angela la Croix nicht zu streng beurteilen sollte.
Vesna nickt mehrfach. Als ich davon erzähle, dass Thomas meint, Michel hätte das Angebot des Konzerns annehmen sollen, schüttelt sie heftig den Kopf.
„Freiheit – man kann das nicht kaufen. Und darf es nichtabkaufen lassen. Niemand weiß besser als ich. Ich bin für Freiheit sogar aus eigenem Land gegangen. Hoffentlich hast du Thomas nicht zu viel gesagt über uns und Golden Sand. Was weiß man, kann auch sein, er war als Spitzel auf dich angesetzt.“
„Also hör einmal …“
„Ich sage ja nicht, dass es so war, aber man darf nichts ausschließen.“
„Viel hältst du von mir ja nicht.“
„Warum? Attraktiver Frau mit Sex Geheimnis entlocken ist sicher schöner für Spitzel, aber Spitzel bleibt er deswegen trotzdem.“
„Thomas ist kein Spitzel, dazu steht er dem Pleasures zu distanziert gegenüber. Nicht wirklich kritisch – aber er hätte einiges anders gemacht. Er ist eben hin- und hergerissen zwischen Tourismuschancen einerseits und den Schildkröten und einer gelungenen, einer perfekten Entwicklung der Insel andererseits. Aber die gibt es ohnehin nicht, was ist schon perfekt? Außerdem mag er Michel und Bata. Früher war er oft bei ihnen essen.“
„Liebesthomas hat dich schön auf seine Seite vom Blick gebracht.“
„Ich erzähle nur, was er gesagt hat. Und da gibt es einiges, was mir einleuchtet.“
„Ich habe auch Neuigkeiten, das hat dir Thomas sicher nicht erzählt: Gesundheitsministerium will Golden Sand sofort schließen.“
„So etwas weiß er nicht.“
„Bist du sicher?“
Wie kann ich mir sicher sein?
Vesna schaut aufs Meer, als sie sagt: „Lass ganz besondere Liebesnacht einfach so, wie sie war. Und freue dich darüber. Manches kann man nicht verstehen, nur genießen.“
Etwas Ähnliches hat Thomas gestern auch gesagt, es war, als die untergehende Sonne ihr grünes Licht gezeigt hat.
„Bata bittet dich, mit denen im Gesundheitsministerium zu reden.“
„Sie sollten sich einen Anwalt nehmen, einen richtigen.“
„Ihr Anwalt ist momentan in Europa, Verwandtenbesuche.“
„Ich bin hier auf Urlaub.“
„Ich verspreche dir, sind wir dann auch. Wir liegen in der Sonneund alles das. Aber kannst du in Sonne liegen, wenn Michel und Bata ihr Hotel weggenommen wird?“
„Warum will man es schließen?“
„Gesundheitspolizei. Wegen Brand, Abgase, die gefährlich sind, und weitere Brandgefahr und so.“
Ablenkung. Vielleicht ist das am besten. „Okay, fahren wir.“
Wir nehmen den kürzesten Weg, ich gehe mit Vesna durch den Garten, ganz bin ich immer noch nicht da. Ich sollte die Nacht einfach als Geschenk nehmen. Punkt. Plötzlich ist Vesna verschwunden. Ich sehe mich verdattert um und laufe zwei Typen der Wachmannschaft in die Hände. Ausgerechnet Mister Netzleibchen ist dabei.
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