KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
unerklärlicherweise blieb sie einfach wie angewurzelt stehen. Es herrschte einige Sekunden Stille. Und dann hörte Lilah sich antworten, und noch dazu mit einer leisen Stimme, die völlig uncharakteristisch für sie war: „Ich heiße Lilah Cantrell.“
„Lilah“, wiederholte er. „Perfekt. Ein hübscher Name für ein hübsches Mädchen.“ Er lächelte, und Lilah hatte plötzlich weiche Knie. „Komm, Lilah, geh mit mir aus. Bitte.“
Sie wusste, dass es besser wäre, wenn sie ihn abwies. Sie konnte sich die Reaktion ihrer Großmutter lebhaft vorstellen, wenn sie erfuhr, dass ihre Enkelin mit einem ihrer Angestellten ausgehen wollte. Aber ihre Großmutter würde noch einige Tage auf Hochzeitsreise sein, und bis auf die Hausangestellten war Lilah allein zu Haus, wie üblich. Und bis zum zweiten Semester an der Stanford-Universität waren es noch so viele Wochen …
Aber obwohl Lilah nicht besonders viel Freude am Ausgehen hatte, war Dominic so ganz anders als die unsensiblen oder langweiligen jungen Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. In den letzten fünf Minuten hatte er es geschafft, ihre Welt auf den Kopf zu stellen, sie zu überraschen, zu ärgern und zu faszinieren. Das Klügste wäre, Nein zu sagen.
Ach, komm schon, sagte eine kleine Stimme in ihr. Hast du es nicht satt, ständig das Richtige zu tun, immer die gute Studentin und die pflichtbewusste Enkelin zu sein? Du bist schließlich kein Kind mehr. Und was Gran auch sagen mag, du gleichst deiner Mutter überhaupt nicht …
„Du hast doch keine Angst vor mir, oder?“, fragte Dominic.
Sie straffte unwillkürlich die Schultern. „Unsinn.“
„Dann beweise es mir.“ Er sah sie erwartungsvoll an.
„Na schön.“ Sie gab sich alle Mühe, gleichgültig zu klingen, was nicht sehr leicht war, wenn ihr das Herz so raste wie jetzt. „Ich nehme an, ich könnte mir etwas Zeit nehmen.“
Er lächelte zufrieden. „Prima. Ich hole dich um acht ab.“ Er wandte sich halb zum Gehen, drehte sich aber kurz wieder um. „Oh, und noch etwas, Lilah.“
„Was?“
„Zieh eine Hose an.“
„Warum?“
Er setzte eine geheimnisvolle Miene auf. „Das wirst du heute Abend herausfinden.“ Selbstsicher wie ein Prinz ging er davon, und Lilah sah ihm verblüfft nach und zweifelte jetzt schon an der Weisheit ihrer Entscheidung.
Sie bekam eine erste Ahnung davon, worauf sie sich eingelassen hatte, als er an jenem Abend auf einem glänzenden schwarzen Motorrad vorfuhr. Wieder war Lilah froh, dass Gran fort war. Widerwillig ließ sie sich von Dominic auf das Motorrad helfen. Dort blieb ihr allerdings nichts anderes übrig, als die Arme um seine schlanke Taille zu schlingen, die Wange an seinen Rücken zu schmiegen und darauf zu vertrauen, dass er auf sie aufpassen würde.
Wenn sie später an diesen ersten Abend zurückdachte, wurde ihr klar, dass diese Fahrt so war wie später ihre Beziehung – wild, beängstigend und herrlich aufregend. Schon nach einigen Stunden hatte sie sich in ihn verliebt, und nur wenige Tage später wurden sie ein Liebespaar. Und danach …
„Lilah? Bist du wach?“
Sie öffnete die Augen mit einem Ruck und blinzelte erstaunt, als sie sah, dass es während ihrer Reise zurück in die Vergangenheit Nacht geworden war. Der Zellenblock lag in tiefer Finsternis da, bis auf einen schwachen Lichtstreifen, der durch das kleine, vergitterte Fenster drang. Eswar gerade hell genug, dass sie Dominic sehen konnte, der sich über sie beugte. Verblüfft sah sie zu ihm auf und wusste auf einmal nicht mehr, ob sie nicht doch noch träumte. „Aber … wie bist du hier hereingekommen?“
„Ich hatte einen Dietrich in meinem Stiefel.“ Er reichte ihr die Hand. „Komm. Es wird höchste Zeit, dass wir von hier verschwinden.“ Er schloss seine schwieligen Finger um ihre.
Lilah hielt bei der Berührung den Atem an. Sie kam unsicher auf die Beine und versuchte sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass nach wochenlangem Warten endlich etwas passieren sollte. Inzwischen führte Dominic sie von ihrer Zelle in seine.
Sie folgte ihm, den Blick auf seinen breiten Rücken gerichtet, als er plötzlich ohne Warnung zur Seite trat. Wind schlug ihr ins Gesicht, und dann sah Lilah die mannshohe Öffnung in der Wand, die den Blick auf einen riesigen, von unzähligen Sternen übersäten Himmel freigab.
„Du lieber Himmel.“ Sie machte vorsichtig einen Schritt vorwärts, reckte den Hals und sah nach unten. Unter ihr –wie ihr schien, Meilen von ihr entfernt
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