KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
– schlugen die Wellen gegen steile Klippen. „Das kann nicht dein Ernst sein. Das hier soll unser Fluchtweg sein?“
„Stimmt.“ Im Gegensatz zum Ozean war Dominic ihr plötzlich viel zu nah. Sein Atem strich über ihre Schläfe, und Lilah bekam überall eine Gänsehaut.
Sie versuchte, sich nichts von ihrer Nervosität anmerken zu lassen. „Das müssen mindestens dreißig Meter sein.“
„Eher fünfzehn.“
„Aber wie sollen wir da hinunterkommen?“
„Ganz Einfach.“ Seine Augen funkelten humorvoll. „Wir werden springen.“
Sekundenlang glaubte Lilah, dass sie nicht richtig gehört hatte, aber dann fürchtete sie genau das Gegenteil. „Du machst Witze, nicht wahr?“
„Nein.“
„Aber das ist Wahnsinn! Wenn uns der Fall nicht tötet, werden die Wellen uns gegen die Klippen schmettern und uns den Rest geben. Wenn wir nicht vorher schon auf einen Felsen unter dem Wasser aufprallen.“
„Es gibt keine Felsen unter der Wasseroberfläche“, sagte er ruhig. „Und im Augenblick herrscht Ebbe. Die Wellen sehen viel schlimmer aus, als sie es sind. Es ist ein sicherer Sprung, und das Wasser ist tief genug, um keine Gefahr für uns zu sein. Ich habe es überprüft.“
Der Gedanke beruhigte sie tatsächlich, was an sich schon verrückt war. Wenn es einen Mann gab, dem man nicht trauen durfte, dann Dominic. Andererseits blieb ihr keine andere Wahl. Sie wollte gar nicht daran denken, was geschehen würde, wenn sie am nächsten Morgen noch in ihren Zellen waren und die Wache Dominics Werk entdeckte.
„Sieh mal“, sagte er leise. Sein Gesicht lag im Schatten, und Lilah fand, dass seine Stimme nun noch bezwingender klang. „Ich weiß, dass du immer schon Probleme mit Höhen …“
„Nein, schon gut. Wenn du …“ Sie schluckte mühsam. „Wenn das hier unsere einzige Chance ist, dann werden wir es tun.“
Er trat vor, sodass er im Mondlicht stand und Lilah den seltsamen Ausdruck auf seinem Gesicht sehen konnte. „Du meinst, ich werde dich nicht fesseln und knebeln müssen, damit du springst?“
Sie erschrak. „Nein, natürlich nicht.“
„Wie schade.“ Er lächelte wieder auf seine unnachahmliche Weise, die Lilah jedes Mal erschauern ließ. „Dann lass es uns wagen.“
„Jetzt?“ Sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Ja, jetzt.“ Bevor sie sich bewegen konnte, kam er zu ihr und schlang die Arme um sie.
Einen Moment lang rief seine Nähe so überwältigende Gefühle in ihr wach, dass Lilah vergaß, Angst zu haben. Und dann vergaß sie auch alles andere, denn Dominic hob sie hoch, ging mit zwei Schritten zu der Öffnung in der Wand und sprang mit ihr in die windgepeitschte Leere.
4. KAPITEL
Der Nachtwind zerzauste die Kronen der Palmen in der kleinen Bucht, und der Mond spielte mit einigen Wolken Verstecken. Aber er schenkte genug Licht, um Dominic und Lilah den Weg zu leuchten, während sie durch das Wasser auf den schmalen Strandstreifen zuwateten.
„Ganz ruhig“, sagte Dominic, als eine etwas größere Welle Lilah taumeln ließ, und streckte die Hand nach ihr aus, um sie zu stützen.
„Es geht schon“, erwiderte sie sofort. Es war eine Sache, von ihm berührt zu werden, wenn die Angst sie überwältigte und sie an nichts anderes denken konnte. Aber wenn sie nichts ablenkte, wurde sie sich auf einmal viel zu sehr der Tatsache bewusst, wie leicht es für sie wäre, ein wenig dichter an ihn heranzugehen, sich an ihn zu schmiegen und ihrer Sehnsucht nach seiner Umarmung nachzugeben.
Ihre Gedanken bestürzten sie, und sie schüttelte seine Hand abrupter ab als beabsichtigt. „Ich bin nur ein wenig müde.“
„Na ja, nach einem solchen Sprung ins Wasser und dem anstrengenden Schwimmen durch die Wellen ist das nur normal.“
Normal? Für sie vielleicht. Aber für ihn? Lilah warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. Dominic bewegte sich mühelos durch das kniehohe Wasser. Das T-Shirt und die Hose klebten an seinem muskulösen Körper wie eine zweiteHaut, und er kam ihr überlebensgroß vor wie ein Held aus der Sagenwelt, der plötzlich zum Leben erwacht war. Trotz der Strapazen der letzten halben Stunde war er voller Energie, als wäre er nur kurz eine Länge in einem vorgeheizten Swimmingpool geschwommen. Aber inzwischen wusste sie ja aus bester Erfahrung, dass er wirklich so gut war in seinem Job, wie er behauptet hatte.
Es war seine Gelassenheit gewesen und seine innere Stärke, die ihr geholfen hatten, den scheinbar unendlichen Sprung in die Tiefe
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