KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
ignorierte sie. Stattdessen legte sie ihm einen Finger auf die Lippen. „Pscht“, flüsterte sie atemlos, „küss mich einfach nur, Dominic.“
Einen unendlich langen Moment bewegte er sich nicht, sondern sah sie nur weiter ausdruckslos an. Dann legte er leise stöhnend einen Arm um ihre Schenkel und den anderen um ihre Taille, hob sie hoch und küsste sie auf den Mund.
Das Gefühl seiner Lippen auf ihren war der Himmel auf Erden. Er hatte schon immer wundervoll geküsst, und das hatte sich offensichtlich nicht geändert. Er schien genauzu wissen, wie stürmisch er vorgehen durfte, wie lange er warten musste und wann der richtige Augenblick war, um sie sanft in die Unterlippe zu beißen, und wann sie voller Ungeduld darauf wartete, dass er mit der Zunge in ihren Mund vordrang. Lilah seufzte erregt auf und klammerte sich voller Verlangen an ihn.
Und dann, genauso abrupt wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei, und Dominic stellte Lilah hastig auf die Füße, riss ihre Hände von seinen Schultern herunter und wich vor ihr zurück. „Genug!“ erklärte er mit rauer Stimme.
Verwirrt ging Lilah einen Schritt auf ihn zu. „Was ist?“, fragte sie unsicher. „Stimmt etwas nicht?“
„Bitte lass das!“, erwiderte er abweisend und wich weiter vor ihr zurück, als hätte sie eine ansteckende Krankheit.
Lilah blieb erschrocken stehen. Seine Reaktion hatte sie schockiert, als hätte er ihr ins Gesicht geschlagen. Plötzlich wurde sie sich wieder ihrer Umgebung bewusst – das Wasser, das gegen ihre Waden schwappte, die im Wind raschelnden Palmen, das silberne Licht des Monds.
Und Dominic, dessen kühle Miene auf sie wirkte wie eine kalte Dusche. Er sah sie an, als wäre sie eine Fremde, die er außerdem nicht besonders mochte. Du liebe Güte, was hatte sie nur getan?
„Komm jetzt“, sagte er ausdruckslos. „Wir müssen aus dem Wasser heraus und von diesem Strand fort. Und zwar jetzt.“ Und ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging mit langen Schritten davon.
Lilah schmerzte die Kehle, ihr ganzer Körper wurde auf einmal von großer Erschöpfung übermannt. Sie schluckte die vielen Fragen mühsam hinunter, die sie Dominic so gern an den Kopf geworfen hätte. Aber im Augenblick waren sie nicht wichtig. Lilah wusste im Grunde schon alles, was sie wissen musste. Obwohl Dominic sie offensichtlichkörperlich nicht abstoßend fand – seine Erregung war nur allzu deutlich gewesen –, war sein Verlangen nach ihr nicht groß genug, als dass er vergeben und vergessen könnte, was in der Vergangenheit geschehen war.
Nun gut, dachte sie, das ist sein gutes Recht. So gedemütigt sie sich auch fühlte, so verzweifelt sie sich auch wünschte, die letzten zehn Minuten ungeschehen zu machen, ihr Gesicht zu verbergen und ihn nie wieder sehen zu müssen, musste sie doch seine Wünsche respektieren und durfte ihm nicht zu nahe kommen.
Es war das Mindeste, was sie tun konnte.
Sie blinzelte die Tränen fort, straffte die Schultern und folgte ihm.
„Was, zum Teufel, ist das?“ Dominic starrte mit einer Mischung aus Unglauben und Abscheu auf den Jeep, den er in einem dichten Gewirr aus Schlingpflanzen etwa fünfzehn Meter von der Straße entfernt versteckt hatte – oder genauer, was von dem Jeep übrig geblieben war. Und das war nicht sehr viel. Die nackte Metallkarosserie saß einsam auf rostigen Felgen. Irgendein Einheimischer hatte den Wagen nicht nur von seiner Blatttarnung befreit, sondern auch von allem anderen, was wichtig war – dem Motor, dem Kühler, dem Benzintank und allen vier Reifen. Sogar die Sitze waren verschwunden.
Dominic schloss sekundenlang die Augen. Die Situation wurde immer schwieriger für ihn, ganz besonders seit dem fantastischen Kuss, den er mit Mühe und Not beendet hatte. Was war nur in ihn gefahren? Warum konnte er nur daran denken, wie einfach es sein würde, sich und Lilah alle Sachen vom Leib zu reißen und sich in ihr zu verlieren?
Er biss grimmig die Zähne zusammen, um nicht laut zu fluchen. Na, wunderbar! Was für eine großartige Art, Lilah für ihren Mut zu belohnen, mit dem sie den Sprung hinter sich gebracht hatte, obwohl sie ganz offensichtlich ganzkrank vor Angst gewesen war. Dabei hatte sie ihm doch von vornherein gesagt, dass ihre Gefühle für ihn allein der Dankbarkeit entsprangen. Sie hatte diesen Kuss nicht gewollt, weil sie womöglich Leidenschaft für ihn empfand.
Aber hatte er darauf Rücksicht genommen? Natürlich nicht. Er war mehr als bereit
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