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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Fieber. Knapp 40 Grad. Ich habe ihm noch eine Ibuprofen gegeben und ihm ein Schale mit Eiswasser ans Bett gestellt.«
    »Vielen Dank, Chali. Sehr nett von dir, dass du heute so lange geblieben bist.«
    »Wie war’s?«
    »Nicht sonderlich feierlich. Am Ende der Versammlung haben sie ihm die Medaille überreicht und ein paar nette Worte gesagt. Spaß gemacht hat ihm das nicht.«
    »Detective Staples hat ein schlechtes Selbstbild. Ich finde, er ist auch mit einem Auge sehr attraktiv.«
    »Das werde ich ihm ausrichten.«
    »Nein, tun Sie das bitte nicht!«, rief sie scheinbar entsetzt, doch dann kicherte sie.
    »Es wird dich freuen zu erfahren, dass ich einen Weihnachtsbaum gekauft habe, der morgen früh angeliefert wird.«
    »Sehr schön. Ben und ich können ihn dann am Nachmittag schmücken.« Als strenggläubige Christin wäre Chali garantiert enttäuscht gewesen, hätte ich das bevorstehende Weihnachtsfest einfach ignoriert, auch wenn sie mich dafür nie und nimmer kritisiert hätte.
    »Ich bin total geschafft«, sagte ich. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich gleich ins Bett gehe?« Sie hatte einen Schlüssel und konnte kommen und gehen, wie es ihr beliebte.
    »Ja, aber ...«, begann Chali, erhob sich vom Tisch und setzte sich dann wieder. »Es gibt da etwas, über das ich gern mit Ihnen reden möchte. Mir ist etwas eingefallen, und ich wollte ...«
    Ihre Miene verriet, dass sie ein ernstes Anliegen hatte. Wenn mich etwas an Chali störte, dann ihr ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis. Sie war die geborene Kommunikatorin, hätte studieren und einen Medienberuf ergreifen oder Bloggerin werden sollen. Stattdessen war sie in einem kleinen Kaff in Zentralindien aufgewachsen und hatte sich Lesen und Schreiben, so gut es eben ging, selbst beigebracht.
    »Macht es dir etwas aus, wenn wir das auf morgen verschieben? In den letzten zwei Tagen habe ich kaum geschlafen, und mir fallen jetzt wirklich gleich die Augen zu.«
    Sie stand zögernd auf. »Einverstanden. Das kann warten. Ich gehe jetzt nach Hause und gönne mir ein Bad.«
    »Du solltest dich auch ausruhen«, meinte ich. »Ehe du dich’s versiehst, landet Dathi.«
    »Am 1. Januar«, frohlockte sie mit einem strahlenden Lächeln. »Schöner kann das neue Jahr gar nicht anfangen.«
    »Noch mal danke, Chali.«
    »Gute Nacht.«
    Als ich in ihre dunklen Augen blickte, überkam mich plötzlich ein seltsames Unbehagen, ein Art Vorahnung. Doch ich ignorierte es und wollte nicht mehr reden, denn ich hatte einen langen, schweren Tag hinter mir.
    »Gute Nacht. Wir sehen uns morgen.«

KAPITEL 6
    Ich trat ein paar Schritte zurück und betrachtete den Baum, der nun einen Großteil unseres Wohnzimmers beanspruchte. Liebend gern würde ich ihn heute Nachmittag zusammen mit Ben und Chali schmücken, doch das ging nicht, denn ich hatte meiner Mutter versprochen, sie zum Arzt zu begleiten. Inzwischen war es kurz vor zwölf. In zwanzig Minuten würden Ben und Chali nach Hause kommen, und ich hatte noch so viel zu erledigen.
    Ich ging mit meinem Laptop nach unten. Vor dem Schlafzimmer blieb ich stehen, legte das Ohr an die Tür und lauschte. Es war still darin; offenbar schlief Mac. Doch dann vernahm ich, wie er wieder einen von diesen besorgniserregenden Hustenanfällen bekam. Ich wartete, bis das Husten aufgehört hatte, ehe ich die Tür öffnete, um nachzusehen, ob er aufgewacht war. Der dritte Tag einer Grippe war wie das Auge eines Orkans; man konnte nur warten, bis der Sturm weiterzog. Doch dieser Husten gefiel mir ganz und gar nicht.
    Ich setzte mich in Macs Arbeitszimmer, um noch ein bisschen zu arbeiten, bis Ben und Chali auftauchten und zu Mittag aßen. Bis dahin konnte ich ein paar Bewerbungen sichten, denn inzwischen war ich mehr denn je der Überzeugung, dass wir dringend Unterstützung brauchten. Am Vormittag hatte ich bereits fünfzig Lebensläufe überflogen, und es gingen immer noch E-Mails ein. Falls dieser Zustrom bis zum Abend nicht abflaute, musste ich das Inserat, das für sieben Tage geschaltet war, vorzeitig beenden. Ich las ein Dutzend neue Bewerbungsschreiben und speicherte sie in verschiedenen Ordnern – »ja«, »nein«, »vielleicht« -, als mein Handy klingelte. Den ersten Ziffern auf dem Display konnte ich entnehmen, dass jemand aus Bens Kindergarten mich anrief.
    »Karin? Hier spricht Alyssa von Open House.«
    »Er musste doch nicht schon wieder auf die Bank, oder?« Ich war schon einmal von Bens Kindergärtnerin angerufen worden, als mein sturer

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