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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kilometer südlich von Mailand. Auch die Langobarden selbst haben sie 571 erst nach dreijähriger Belagerung eingenommen. Pippin stand 755 und wieder 756 vor den Toren, aber er machte bald kehrt und verwüstete nur umliegende Ortschaften. Zu hoch waren die schon von Ostgotenkönig Theoderich verstärkten Wälle auf den Überresten der römischen Garnison Ticinum aus dem dritten Jahrhundert.
    Aber Karl bleibt eisern, auch im Angesicht haushoher Schutzmauern. Er will mit der Herrschaft der Langobarden ein für alle Mal Schluss machen. Aus dem Heerlager der Franken wird eine feste Siedlung; die Belagerer bauen sogleich eine Kapelle. Karls Frau Hildegarde trifft mit ihrem Hofstaat ein. Ihre Tochter Adalhaid wird hier geboren, das zweite Kind der neuen Ehe. Weihnachten feiert man vor der belagerten Stadt. Zum Osterfest zieht Karl mit großem Gefolge nach Rom. Die Einwohner empfangen ihn begeistert, und Papst Hadrian huldigt dem »Patricius Romanorum«.
    Desiderius muss einsehen, dass die Franken nicht nachgeben werden. Sie haben die Stadt mit Gräben und festem Schanzwerk umzogen; ein Ausbruch erscheint unmöglich. Zwei Monate später, am 4 . Juni 774 , kapituliert er schließlich und übergibt die Stadt kampflos. Über neun Monate hat Pavia der Belagerung standgehalten; die Einwohner sind von Hunger und Seuchen gezeichnet.
    Der letzte langobardische König wird gefangen genommen. Karl tötet ihn nicht, geht aber auch kein Risiko ein: Er lässt Desiderius und dessen Frau Ansa ins Frankenreich deportieren, wo sie im Königskloster Corbie bei Amiens den Rest ihres Lebens fristen dürfen. Verona, die zweite große Bastion der Langobarden, kapituliert ebenfalls ohne Kampf – ein Segen für Karl, gilt doch auch diese Stadt als schwer einnehmbar. Hier fallen den Franken die Kinder Karlmanns in die Hände. Über ihr Schicksal schweigen die Chroniken; gut möglich, dass man die Thronrivalen verschwinden ließ.
    Der Eroberer Karl krönt sich ohne große Formalitäten zum neuen König. Er ist nun »Rex Francorum et Langobardorum« – und damit unumstrittener Herr Ober- und Mittelitaliens. So wächst sein Reich zum Imperium.

Bayerische Schmach
    Wie Karl seinen Vetter Tassilo unterjochte
    Von Steffen Winter
Das Lechfeld bei Augsburg gilt den Deutschen gemeinhin als Ort der Heldentaten. Otto I. schlug hier 955 die heidnischen Reiter der Ungarn vernichtend. Die Schlacht vom 10. August markiert für manchen sogar seither die Geburtsstunde der deutschen Nation.
Den Bayern jedoch ist auf dem Lechfeld nicht nach Party zumute. Die weite Ebene zwischen den Flüssen Wertach und Lech steht auch für Bayerns bitterste Niederlage: 787 besiegelte hier Herzog Tassilo III. das Ende der Unabhängigkeit seines Stammes. Bayern unterwarf sich schmachvoll Karl dem Großen. Die Schande ist unvergessen. Man kann noch heute einiges darüber nachlesen, etwa im Internet unter www.geschichtsforum.de . Dort wurde die Frage erörtert, wie groß Karl der Große wirklich war. Die Antwort aus Bayern kam prompt: Der fränkische Despot habe »unser schönes Bayern geraubt!! Pfui Teufel!!«
Karl der Große war immerhin ein Vetter des glücklosen bayerischen Herzogs, was anfangs für ein nicht immer reibungsloses, aber einigermaßen gütliches Nebeneinander mit weitgehender Unabhängigkeit der Bayern sorgte. Tassilo strebte nicht nach Königswürden, berief aber bedeutende Synoden ein und hatte eigene Ideen für die Außenpolitik seines Herzogtums. Um 781 kippte dann die Stimmung. Historiker können noch immer nur schwer einschätzen, was genau passierte. Die Quellenlage ist unbefriedigend: Es gibt so gut wie keine bayerischen Unterlagen zur Politik dieser Zeit. Was die Forschung weiß, stammt aus dem ersten Teil der fränkischen Reichsannalen. Und dort kommt Tassilo derart negativ weg, dass der Verdacht besteht, der Autor wollte mit dem tendenziösen Bericht im Nachhinein Karls Coup für die Geschichtsschreibung legitimieren.
Klar ist, dass Karl die Autonomie des Vetters nicht länger dulden mochte. Er brachte Papst Hadrian I. auf seine Seite, schickte Truppen Richtung Bayern und marschierte selbst auf das Lechfeld bei Augsburg. Ein zweites Heer aus Thüringern, Ostfranken und Sachsen sammelte sich an der Donau. Ein drittes zog in Italien gen Bozen. Derart eingekesselt, kapitulierte Tassilo auf dem Lechfeld und übergab Karl sein Herzogtum. Es war nur der Auftakt eines langen Martyriums. Tassilo musste zwölf Geiseln stellen, darunter seinen Sohn Theodo. 788

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