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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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musste. Die neugierigsten Fragen stellte häufig Karl selbst – von theologischen Feinheiten bis zu den Ursachen für Sonnenfinsternisse. Einen kleinen Zirkel von Sprachkundlern, Wissenschaftlern und Dichtern, viele Nichtfranken, hatte der Regent schon um sich. Mit der Gelehrteste war der Westgote Theodulf. Scharfzüngig und überwältigend belesen, regte er die Runde gern zu dichterischen Wettkämpfen an. Dass nun der ebenso vielseitig gebildete Alkuin hinzustoßen sollte, löste Freude und Konkurrenzgefühle aus.
    Natürlich konnte der Magister von der Insel nicht einfach desertieren; erst einmal erfüllte Alkuin den Auftrag, seinem neuen Yorker Erzbischof das römische Pallium zu bringen, die Stola aus Lammwolle, die seine geistliche Würde bezeichnete. Doch die Verbindung zum König riss nicht mehr ab; vieles von der Korrespondenz ist erhalten. Und spätestens seit Herbst 786 war »Albinus«, wie er sich lateinisch nannte, am fränkischen Hof tätig – »der Gelehrteste, der überhaupt zu finden war«, wie später Karls Biograf Einhard schreiben sollte.
    Alkuin war ein kleiner, nur wenig robuster, dafür sehr heimatliebender Northumbrier, der warmen Haferbrei mit Butter und Honig liebte und dazu gern Wein oder Bier, manchmal gar beides nebeneinander, trank. Er wirkte durch seine Gegenwart offenkundig anregend und scheint fast sofort als Oberhaupt der Hofschule akzeptiert gewesen zu sein. Scherzverse mit manchmal schwer enträtselbaren Anspielungen entstanden; die Tischrunde, bei der sich König Karl nach klösterlichem Vorbild gern bedeutende Werke vorlesen ließ – am liebsten Augustins philosophisch tiefgründigen Weltgeschichtsentwurf vom »Gottesstaat« –, durfte sich als geistiges Zentrum des Reiches empfinden.
    Aber es gab ja auch genug zu tun. Längst hatten sich Karls Pläne zur umfassenden Schul- und Bildungsreform konkretisiert. Ende März 789 war die »Admonitio generalis« (»Allgemeine Anmahnung«) erschienen. Der maßgeblich von Alkuin redigierte 82 -Punkte-Plan, der eine Vorlage von Papst Hadrian verarbeitete, sollte der Sicherung und dem Ausbau kirchlicher Ordnung und Bildung dienen. Korrekte Bücher mit offiziell überprüften Glaubens- und Segensformeln bildeten eine wichtige Grundlage, denn »nach unkorrigierten Büchern betet man schlecht«. Möglichst nicht nur angehende Kleriker sollten Lesen und Schreiben lernen. Bei der Pflege geistlichen Gesangs, der sich von Gegend zu Gegend sehr auseinanderentwickelt hatte, sei Rom das Vorbild. Sogar die Zeitrechnung und Grundkenntnisse in der Mathematik sollten die Schulen vermitteln, Priester mit Wissensprüfungen rechnen müssen. Karl selbst trat in der »Admonitio« als »Helfer« seiner Kirche auf, die das Gottesvolk »auf die Weide des ewigen Lebens führen lernen« sollte. Er verglich sich aber auch mit Josia, dem alttestamentlichen König von Juda, der Götzendiener bekämpfte und sein Volk bedrängte, zur Verehrung des wahren Gottes zurückzukehren. Am liebsten hätte er zwölf Kirchenlehrer vom Rang eines Augustinus oder Hieronymus in die Klöster aussenden mögen, damit die Bildung rascher vorankomme, schrieb der König an Alkuin.
    Von Anfang an scheint der Diakon aus York Chefpädagoge der Initiative gewesen zu sein – schon weil Karl und er darin einig waren, dass der beste Unterricht im geschickten Fragen bestehe. Entsprechend verfasste Alkuin Lehrbücher in Dialogform für die Schulstoffe, von der Rechtschreibung angefangen. Das meiste darin entsprach nahezu wörtlich altvertrauten Standardwerken – aber jetzt war es so aufbereitet, dass auch weniger Beschlagene die »dulcis ratio«, die süße Einsicht der Vernunft, nachvollziehen und weitergeben konnten. Anhand der Psalmen, die sich als Gedichte lernen und auch singen ließen, sollten die jüngeren Schüler begreifen, wie man mit Sprache und Sinn umgeht. Formeln und Muster der Grammatik destillierte Alkuin aus bewährten Lehrbüchern, am liebsten dem besonders gründlichen Priscian.
    Auch für die höhere Bildung nutzte der Mann aus York ein altes Raster, das für Jahrhunderte Bestand haben sollte: Zu den Grundfächern Grammatik, Rhetorik und Dialektik kamen die vier höheren Wissensgebiete Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie; alles zusammen nannte sich die »sieben freien Künste«. Die konnte man nicht nur durch den Bibelspruch von den »sieben Säulen der Weisheit« rechtfertigen, sie seien auch, erklärte Alkuin, in der Natur geradezu angelegt.
    Dass die Bibel als

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