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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Eltern dem Kloster zugleich einige Ländereien, den vorweggenommenen Erbteil des Kleinen. Vater und Mutter wollten mit dieser aus ihrer Sicht guten Tat wohl den Allmächtigen gnädig stimmen. Aus dem intelligenten Knaben wurde der angesehenste Theologe und bedeutendste Gelehrte des 9 . Jahrhunderts, einer der wichtigsten Köpfe der karolingischen Renaissance. Seine zahlreichen Werke – theologische Schriften, eine umfassende Enzyklopädie, Gedichte – galten das gesamte Mittelalter hindurch als vorbildlich, sie wurden kopiert und bewundert, er selbst noch 1000 Jahre später als »Praeceptor Germaniae«, Lehrer Deutschlands, verklärt.
    Von dem Moment an, als sich hinter dem kleinen Rabanus erstmals die Klosterpforten schlossen, zählte er zum auserwählten Nachwuchs einer geistigen Elite. Denn die Klosterschule in Fulda entwickelte sich in jener Zeit zu einer der bedeutendsten Lehranstalten des Reiches. Schulen unabhängig vom Klerus gab es praktisch keine. Der angehende Kleriker erhielt eine erstklassige Ausbildung: Er lernte lesen, schreiben und rechnen. Er wurde in die Bücher des Alten und Neuen Testaments eingewiesen, lernte Psalmen und natürlich die Mönchsregeln auswendig.

Seit der Antike haben Tüftler Vers-Gewebe, sogenannte Figurengedichte, erfunden. Häufig ist die Teppichform, die hier auch Rabanus in »De laudibus sanctae crucis« verwendet: Hexameter von gleicher Buchstabenzahl bilden den Grundtext, darin liefert ein Muster weiteren Sinn. So ist im Heiligenschein Ludwigs des Frommen zu lesen: »Tu Hludouuicum Christe corona« (Christus, kröne Du Ludwig).
    Dioezesanmuseum Mainz/dapd

Im Jahr 80 1 wird Rabanus Maurus zum Diakon geweiht, also in die Gemeinschaft der Geistlichen aufgenommen. Um diese Zeit herum trifft er auch zum ersten Mal Alkuin, den umfassend gebildeten Kleriker aus York, einen der wichtigsten Berater Karls des Großen, der unter anderem die Bildungsreform im fränkischen Reich vorantreibt. Einige Historiker mutmaßen, dass sich Rabanus schon vor 800 zeitweise am Königshof aufgehalten und dort Alkuin kennengelernt haben könnte. Als gesichert gilt jedenfalls, dass der junge Geistliche von 802 bis 804 in dem von Alkuin geleiteten Kloster Saint-Martin in Tours weilt und sich bei dem großen Gelehrten weiterbildet. Dort studiert er die sogenannten Artes liberales: Grammatik, Dialektik und Rhetorik sowie Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Alkuin ist es auch, der Rabanus mit dem ehrenden Beinamen Maurus versieht, was das innige Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler belegt. Schon der heilige Benedikt, einer der Begründer des christlichen Mönchtums, hatte seinen Lieblingsschüler so bezeichnet. Der Name Rabanus bedeutet der Rabe, Maurus steht für schwarz, der Mohr, was auf eine dunklere Hautfarbe des Rabanus hinweisen könnte. Jedenfalls trägt er seinen zweiten Namen zeitlebens mit Stolz, so hat er in seinen Büchern gern nur die Initiale »M« verwendet.
    Von Tours kehrt Rabanus Maurus nach Fulda zurück. Bereits um das Jahr 810 vollendet er sein im Mittelalter berühmtestes, heute nur schwer verständliches Werk »De laudibus sanctae crucis« (Vom Lob des Heiligen Kreuzes), einen Zyklus aus 28 Figurengedichten zu Ehren Gottes. Hexameter von genau gleicher Buchstabenzahl vereinigen sich darin zu einem beeindruckenden Text-Teppich. Obendrein ergeben hervorgehobene Buchstaben in den einzelnen Versen besonderen Sinn. Die hohe Kunstfertigkeit dieser Dichtung, die farbenfroh bebildert ist, erregt unter den Zeitgenossen große Bewunderung.
    Im Jahr 814 wird Rabanus Maurus zum Priester geweiht und übernimmt bald darauf die Leitung der Fuldaer Klosterschule. Anschließend steht er für über zwei Jahrzehnte, von 822 bis 84 2 , dem gesamten Kloster vor. Seine Zeit als Abt wird eine Erfolgsgeschichte: Unter seiner Leitung wächst die Zahl der Mönche auf über 600 . Die für das gesamte spätere Mittelalter bedeutende Bibliothek wird ausgebaut; Mitte des 9 . Jahrhunderts ist sie eine der umfangreichsten Büchersammlungen. Zudem modernisiert der Abt die Verwaltung des Klosters und seiner weitverstreuten Güter.
    Rabanus Maurus verfasst in Fulda zahlreiche theologische Schriften, er kommentiert nahezu die gesamte Bibel, erstellt Handbücher über den Aufbau der Kirche, über die Liturgie, die Sakramente. Er schreibt ein Buch über die Bedeutung von Zahlen und Zeitrechnung. Er ist zutiefst überzeugt, dass ein Priester seine Aufgaben, insbesondere die, den Glauben zu verkünden,

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