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Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition)

Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition)

Titel: Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Fried
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mußten höhere Abgaben leisten, während die Unfreien zur Fronarbeit herangezogen wurden und geringe Abgaben zu erwirtschaften hatten. Die Belastung lag dabei auf dem Hof, nicht auf der Person.
    Der König handelte – so zeigt das
Capitulare de villis
– wie ein sorgsamer Gutsherr oder Hausvater mit einem wachen Blick für militärischen Nutzen. Zuchthengste etwa sollten stets auf die besten Weiden geschickt werden; tauge einer nichts oder werde er zu alt, sollte es dem König gemeldet werden (c.13). Hengstfohlen sollten rechtzeitig separiert werden; nähme die Menge der Stutenfohlen zu, so sollten sie in eigenen Gehegen weiden (c. 14). Das waren kriegswichtige Maßnahmen, da das Frankenheer zunehmend beritten sein sollte. Immer wieder begegneten Hinweise auf militärischen Bedarf. So sollten die
iudices
dafür Sorge tragen, daß stabile, mit Eisenreifen verstärkte Fässer «zum Heer und in die Königspfalz» geschickt würden und keine Schläuche (c. 68).
    Karls Fürsorge erstreckte sich auch auf kleine Details. Bei den Mehlmühlen sollten Hühner und Gänse gehalten werden (c.18), bei Scheunen wenigstens 100 Hühner und 30 Gänse (c.19). Jede
villa
sollte Kuh-, Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Bocksställe aufweisen; der Kuh- und Ochsenbestand zur Fleischversorgung sollte ausreichend und ordentlich sein (c. 23). Was für die königliche Tafel bestimmt sei, sollte «gut und ausgezeichnet und bestens zubereitet» sein (c. 24). Die Wachsabgaben der
judices
waren beträchtlich, was auf ausgedehnte Imkerei verwies (c. 59). Für jede
villa
sei ein eigener Imker einzusetzen (c. 17). Honig war zwar das einzige Süßungsmittel, das damals zur Verfügung stand; doch vor allem mußte die unendliche Nachfrage nach Wachs bedient werden, dessen die Kirche und – seltener – die Zimmerbeleuchtung, mithin auch der König für seinen persönlichen Gebrauch bedurften. Das Auftreten von Wölfen soll dem König gemeldet, ihr Fell dem König übergeben werden; im Mai sollen die Welpen aufgespürt werden (c. 69). Ein Wolfsfellcape machte zwar nicht viel her, eignete sich aber bestens zum Schutz vor Regen und Schnee.
    Wald und Forsten sollten gut gehegt werden; wo man roden könne, solle man roden. Die Leute sollten dann verhindern, daß der Wald die neuen Felder wieder überwuchere. «Wo Wald sein soll, da soll nicht erlaubt sein zu fällen oder zu schädigen». Auch das Hochwild sollte gehegt werden. Beizjagd mit Habicht und Sperbern soll nur «zum Nutzen des Königs» zulässig sein, also gegen eine Pachtgebühr. Der Verwalter, die Meier und ihre Leute sollten, wenn sie ihre Schweine zur Mast in die Königswälder trieben, vorbildlich den Zehnt an den König entrichten, «auf daß auch die übrigen Leute ihren Zehnt vollständig abliefern» (c. 36). Diese Schutz- und Zinsbestimmungen entsprachen der für die zeitgenössischen Verhältnisse extensiven Waldwirtschaft. Jeder Hausbau, die Pfalzen und ihre Baulichkeiten mit Einschluß regelmäßiger Ausbesserung und Erneuerung, die Fundamente der Kirchen, deren Dächer und Dachstühle – alles erforderte kostbares Holz bester Qualität, zumal Eichen (vgl. Abb. VI). Die Fundamente der Aachener Marienkirche sicherten zahlreiche jahrzehntealte Eichen im feuchten Untergrund[ 28 ]. Die Rodung schritt rasch voran.
    Die Überschüsse der großen Grundherrschaften an Agrarprodukten dürften beträchtlich gewesen sein. Der Verkauf kam bestenfalls bei regionaler Hungersnot der breiten Bevölkerung zugute. Die Hörigen sollten «tüchtig arbeiten und sich nicht auf dem Markt tummeln» (c. 54). Kargheit und Armut dürften deren Leben bestimmt haben, Hunger und Schmalhans Küchenmeister regierten. Für das 9. Jahrhundert verweist die regelmäßig anzutreffende extreme Überzahl männlicher Individuen im Vergleich zu weiblichen in einzelnen Siedlungen gerade in der Île de France auf regelmäßige Mädchentötung – aus Not, wie anzunehmen ist. Karl forderte immer wieder Fürsorge- und Schutzmaßnahmen für die Armen, was erwarten läßt, daß schon zu seiner Zeit demographisch wirksame Eingriffe in die Reproduktionsverhältnisse vorgenommen wurden. Die Bevölkerung wuchs dennoch; und langsam wuchs auch die Zahl jener durchweg kirchlichen Einrichtungen, die Findelkinder aufnehmen konnten und wollten.
    Trotz des erkennbaren Übergewichts der Agrarproduktion herrschte keine reine Agrar- oder gar Tauschwirtschaft. Auch das geben das
Capitulare de villis
und andere Zeugnisse zu erkennen. Dort

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