Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
über die Lippen.
Aidan schloss die Wunde in seiner Brust und vermied jede schnelle Bewegung, um seine Gefährtin nicht zu erschrecken.
Langsam setzte er sich auf. »Beruhige dich, Alexandria. Du hast noch nicht genug Nahrung zu dir genommen, um wieder ganz bei Kräften zu sein.«
»Ich glaube einfach nicht, dass du so etwas tun konntest! Ich sollte eigentlich tot sein. Du hast mir versprochen, dich um Joshua zu kümmern. Was hast du getan?« Sie lehnte sich erschöpft an die Wand und rang nach Atem. Ihre Knie fühlten sich zittrig an. Aidan hatte sie belogen. Belogen.
»Du hast dafür gesorgt, dass ich am Leben blieb, Alexandria.
Doch ohne dich kann ich nicht leben. Wir sind miteinander verbunden, und keiner von uns kann ohne den anderen existieren.«
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Aidan sprach mit sanfter Stimme und machte keine Anstalten, sich ihr zu nähern.
»Ich wollte dein Leben retten. Wir wussten beide, was das bedeuten würde.« Verzweifelt presste sich Alexandria die Faust vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. So konnte und wollte sie nicht leben.
»Ich wusste, was es bedeutete, cara, aber du nicht.«
»Du bist ein Lügner. Wie kann ich dir auch nur ein Wort glauben? Du hast mich zu dem gemacht, was du bist, und jetzt zwingst du mich dazu, Blut zu trinken. Aber ich werde es nicht tun, Aidan. Es ist mir egal, was du mit mir machst. Niemals werde ich das Blut eines Menschen trinken.« Alexandria schauderte und sank langsam in sich zusammen, bis sie schließlich auf dem Boden kauerte.
Aidan atmete tief durch und wählte seine Worte sehr sorgfältig.
Alexandria hatte sich gänzlich von ihm zurückgezogen und ihn aus ihren Gedanken vertrieben. Jedenfalls glaubte sie das. Doch Aidan kannte ihre Seele inzwischen sehr genau, und es gelang ihm, die telepathische Verbindung vorsichtig herzustellen. »Ich habe dich nie belogen, Alexandria. Du hast nur geglaubt, dass du dein Leben aufgeben musst, um meines zu retten«, widersprach Aidan mit samtiger Stimme.
»Aber du hattest Angst um Stefan.«
»Warum sollte ich ihn am Leben lassen wollen, um dann dich zu töten? Das ergibt doch keinen Sinn. Ich konnte nicht darauf vertrauen, rechtzeitig von Stefan abzulassen. Ich hatte viel Blut verloren und konnte meinen Überlebensinstinkt nicht kontrollieren.
Nur du warst vor mir sicher.«
Der Klang von Aidans melodischer Stimme schien Alexandria einzuhüllen und tief in ihre Seele vorzudringen. Sie beruhigte sich ein wenig. »Warum? Wieso war ich sicher vor dir? Du bist seit vielen Jahren mit Stefan befreundet, mich dagegen kennst du kaum. Wie kann er in Gefahr schweben und ich nicht?«
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»Du bist meine Gefährtin. Ich könnte dir niemals etwas antun.
Um deinetwillen konnte ich mich zurückhalten. Außerdem war es mir möglich, dir zurückzugeben, was du verloren hast. Ich habe es dir schon mehrmals erklärt, Alexandria, aber du willst es ja nicht einmal zur Kenntnis nehmen.«
»Ich verstehe das alles nicht!«, rief sie verzweifelt. »Ich weiß nur, dass ich dich nicht mehr sehen will. Du verwirrst mich so sehr, dass ich nicht mehr weiß, ob du meine Gedanken kontrollierst oder nicht.«
»Du bist keine Gefangene in diesem Haus, Alexandria. Allerdings musst du dich damit abfinden, dass du nicht lange von mir getrennt sein kannst. Ich muss dich und Joshua beschützen.«
»Ich will die Stadt verlassen. Schließlich scheint es hier ja geradezu vor Vampiren zu wimmeln. Warum sollte ich bleiben wollen?« Alexandrias Tonfall schwankte zwischen Bitterkeit und Hysterie.
»Aber wohin willst du denn umziehen? Wovon willst du leben?
Und wer soll sich tagsüber um Joshua kümmern wenn du ruhen musst?«
Alexandria hielt sich die Ohren zu. »Halt den Mund, Aidan. Ich will nichts mehr hören.« Dann hob sie den Kopf und blickte Aidan in die Augen. Langsam und unsicher stand sie auf und stützte sich an der Wand ab.
Auch Aidan erhob sich. Erwirkte so stark und unbesiegbar!
Alexandria konnte es kaum fassen, dass sie gewagt hatte, ihm zu widersprechen. Sie spürte, wie hungrig sie war. Das Blut, das Aidan ihr gegeben hatte, reichte nicht aus, und jede ihrer Zellen schien nach Nahrung zu schreien. Alexandria schlug sich die Hand vor den Mund. Sie war böse und verdorben - genau wie Aidan. Keiner von ihnen hatte es verdient zu leben.
Das stimmt nicht, Alexandria. Es ist einfach nicht wahr.
Mit fließenden Bewegungen ging Aidan auf sie zu, während seine samtige Stimme ihren Geist erfüllte.
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Verwirrt rieb sich Alexandria die Stirn.
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