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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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soll wie: »Zauberkräfte entfesseln, die mich erschrecken«.
    »Im Augenblick nicht«, sage ich.
    Er stöhnt. »Kannst du diesen Schmerz in meinem Kopf vergehen lassen?«
    »Leider nein«, lüge ich.
    Er drückt das nasse Tuch an seine Wange und seufzt. »Seit wann bist du schon … so?«, fragt er.
    »Bist du sicher, dass du es hören willst – alles? Bist du bereit für die Wahrheit?«, frage ich.
    Tom denkt einen Moment nach, und als er antwortet, ist seine Stimme fest. »Ja.«
    »Alles hat letztes Jahr an meinem Geburtstag begonnen, dem Tag, an dem Mutter gestorben ist, aber wahrscheinlich hat es schon viel früher begonnen …«
    Ich erzähle ihm von meiner Zauberkraft, dem Orden, dem Magischen Reich und der Winterwelt. Das Einzige, was ich ausspare, ist die Tatsache, dass Mutter die kleine Carolina getötet hat. Ich weiß nicht, warum ich es ihm verschweige. Vielleicht weil ich spüre, dass er dafür noch nicht bereit ist. Möglich, dass er es nie sein wird. Menschen können oft nur ein gewisses Maß an Ehrlichkeit ertragen. Und manchmal können Menschen dich auch überraschen. Ich spreche mit meinem Bruder, wie ich noch nie mit ihm gesprochen habe, und vertraue ihm. Der Fluss auf seinem Weg zum Meer ist Zeuge meines Geständnisses.
    »Es ist unglaublich«, sagt er schließlich. Er starrt auf den Boden. »Sie wollten also tatsächlich dich, nicht mich.«
    »Es tut mir leid«, sage ich.
    »Spielt keine Rolle. Eigentlich mochte ich ihren Port überhaupt nicht«, sagt er und versucht damit, seinen verletzten Stolz zu kaschieren.
    »Tom, es gibt einen Ort, wo du jederzeit willkommen bist«, erinnere ich ihn. »Mag wohl sein, dass es nicht deine erste Wahl ist, aber es sind tüchtige Männer, die deine Interessen teilen, und du könntest dich mit der Zeit mit ihnen anfreunden.« Dann wechsle ich das Thema. »Tom, es gibt etwas, was ich wissen muss. Glaubst du, ich habe Vaters Krankheit herbeigeführt, als ich versucht habe, ihm … mit der Magie die Augen zu öffnen …«
    »Gemma, er ist süchtig, herbeigeführt durch seine Trauer und seine Laster. Du hast damit nichts zu tun.«
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort. Missversteh mich nicht – du bist eine ziemliche Nervensäge.« Er betastet sein empfindliches Kinn. »Und du schlägst zu wie ein Mann. Aber du hast seine Krankheit nicht verursacht. Das hat er selbst getan.«
    Weiter unten auf dem Fluss stößt eine Schiffssirene einen düsteren Ruf aus. Er klingt traurig und vertraut, eine nächtliche Klage um etwas, was man verloren hat und nicht wiederbekommen kann.
    Tom räuspert sich. »Gemma, ich muss dir etwas sagen.«
    »Gut«, antworte ich.
    »Ich weiß, du liebst Vater über alles, aber er ist nicht der strahlende Ritter, für den du ihn hältst. Er war es nie. Gewiss, auf seine Art ist er charmant und liebevoll. Aber er ist egoistisch. Er ist ein Starrkopf, entschlossen, sein eigenes Ende herbeizuführen …«
    »Aber …«
    Tom nimmt meine beiden Hände in seine und drückt sie ein bisschen zusammen. »Gemma, du kannst ihn nicht retten. Warum kannst du das nicht akzeptieren und klammerst dich so daran?«
    Ich sehe mein Spiegelbild in der Wasseroberfläche der Themse. Mein Gesicht ist ganz verschwommen, ohne feste Kontur.
    »Weil, wenn ich das loslasse« – ich schlucke mühsam, einmal, zweimal – »dann muss ich akzeptieren, dass ich allein bin.«
    Die Schiffssirene heult wieder, als das Schiff in Richtung Meer hinausfährt. Toms Spiegelbild erscheint neben meinem, genauso unbestimmt.
    »Jeder von uns ist allein in dieser Welt, Gemma.« Er sagt es nicht bitter. »Aber du hast jemanden, wenn du es willst.«
    »Schlagen wir uns hier die Nacht um die Ohren?«, ruft Fowlson. Er und Kartik lehnen an der Kutsche wie ein Paar ausrangierter Kerzenhalter.
    Ich reiche Tom meine Hand und helfe ihm auf.
    »Also diese Magie von dir … ich nehme nicht an, dass du mich in einen Baron oder einen Herzog oder irgend so jemanden verwandeln kannst? Ein Herzogtum wäre nett. Nichts übermäßig Protziges – na ja, außer wenn’s leicht geht.«
    Ich streiche ihm diese eine rebellische Locke aus der Stirn. »Versuch nicht, dein Glück zu zwingen.«
    »Richtig.« Er grinst und seine Lippe platzt wieder auf. »Au!«
    »Thomas, ich habe die Absicht, mein eigenes Leben zu leben, wozu ich mich von jetzt an durchaus in der Lage fühle«, erkläre ich ihm auf dem Weg zu unserer Kutsche.
    »Ich werde dir keine guten Ratschläge dazu geben. Nur verwandle mich nicht in einen Wassermolch

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