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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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schaut hinter die Vorhänge. Er dreht sich um, schüttelt den Kopf. »Nichts.«
    Brigid stößt einen Seufzer der Erleichterung aus. Es ist so warm im Saal.
    »Bis nach Mitternacht bewegen wir uns nicht aus dem Raum«, flüstert Mrs Nightwing. »Nur zur Sicherheit. Danach …« Sie bricht ab, runzelt die Stirn.
    »Was ist?«, fragt Felicity.
    Mrs Nightwing starrt auf die Säule in der Mitte des Marmorsaals. »Die … die Säule hat sich bewegt.«
    Mein Herz schlägt rascher. Instinktiv weiche ich zurück. Das Zischen der Lampen wird lauter. Die Flammen flackern in ihren Glaskäfigen, als fürchteten sie sich. Wir lauschen angestrengt auf irgendeinen Laut, der die unwillkommenen Gäste verrät. Ich höre unser abgehacktes Atmen. Das Kratzen von Zweigen gegen die Fensterscheiben. Das Zischen und Knallen der Lampen. Sie bilden eine seltsame Symphonie des Schreckens.
    Vor unseren Augen dehnen und strecken sich die Geschöpfe auf der Säule und erwachen aus ihrer Versteinerung.
    Brigid reißt vor Entsetzen die Augen auf. »Süßer Jesus …«
    Die Nymphe befreit sich als Erste. Mit einem Plumps landet sie auf dem Boden, ein ans Licht kommendes Insekt. Aber im Nu wächst sie zu ihrer vollen Größe.
    »Hallo, meine Süßen«, zischt sie. »Zeit für das Opfer.«
    Eine nach der anderen schälen sich die Gestalten aus dem Marmor – eine Kralle hier, ein Huf dort. Das Geflüster schwillt zu einem markerschütternden Chor an. » Es ist Zeit für das Opfer, Opfer, Opfer …«
    Der Raum erhellt sich, bis meine Augen schmerzen. Die Flammen in den Lampen dehnen sich aus. Sie drücken gegen das Gehäuse und lecken am Glas. Mit einem gewaltigen Krach explodieren die Lampen. Ein Schauer von Glas regnet auf uns herab. Die Mädchen wachen schreiend auf. Die nackten Flammen flackern zornig gegen die Wände. Es scheint, als seien wir inmitten einer Laterna-magica- Schau.Aber was ich aus der Säule hervorkommen sehe, ist keine Illusion.
    »Unser Opfer …«
    »Mrs Nightwing!«, schreien zwei kleine Mädchen, als ein Satyr nach ihnen greift und sie nur knapp verfehlt.
    »Rasch ! Rasch zu mir ! «, ruft Mrs Nightwing durch den Lärm und die Mädchen stürzen zu ihr.
    »Zur Hölle ! « Sprachlos starrt Fowlson einem grässlichen geflügelten Biest nach, das durch den Saal schießt.
    »Hugo! Die Kinder!«, brüllt Miss McChennmine und Fowlson schnappt unverzüglich zwei Mädchen in seiner nächsten Nähe und schubst sie zu der massiven Flügeltür, weg von der Säule. Kartik umklammert meine Hand und zieht mich gerade noch rechtzeitig fort, als die Nymphe nach mir greift. Ich packe den Schürhaken und verwende ihn als Schwert, um sie abzuwehren. Brigid betet laut ihren Rosenkranz, während sie die jüngeren Mädchen auf den Flur hinausschiebt, wo sie halbwegs sicher sind.
    »Gemma! Komm!« Felicity und Ann winken mir vom Flur. Kartik und ich haben den ganzen Saal zu durchqueren. Kartik hat sein Messer gezückt und ich habe den Schürhaken.
    »Gemma, rechts von dir!«, ruft er.
    Ich drehe meinen Kopf nach links und das geflügelte Biest reißt mit seinen Krallen an meinem Haar.
    »Ihhh«, kreische ich. Blitzschnell fahre ich herum und stoße mit dem Schürhaken zu. Das Biest lässt von mir ab und Kartik zerrt mich zur Tür, die wir mit unserem vollen Körpergewicht zudrücken. Ann nimmt einen Regenschirm aus einem Ständer und schiebt ihn durch die Türgriffe. Ich stecke von der anderen Seite den Schürhaken hindurch.
    »Ich … habe … rechts … gesagt«, keucht Kartik.
    »Heilige Maria Muttergottes«, murmelt Brigid. Einige der kleinen Mädchen hängen schreiend und wimmernd an ihren Röcken. Das Spiel gefällt ihnen nicht mehr.
    »Na, na«, sagt Brigid und versucht vergeblich, sie zu trösten.
    Cecily, Martha und Elizabeth sitzen zusammengekauert und stoßen ein gemeinsames lang gezogenes Geheul aus.
    »Gemmai Benutz deine Magie! Gib uns etwas davon ab!«, fleht Felicity.
    »Nein!«, schreit Mutter Elena gellend. »Das darf sie nicht. Die Magie ist jetzt unberechenbar. In der Dunkelheit besteht kein Gleichgewicht.« Sie sticht sich in den Finger und markiert die Tür mit ihrem Blut. »Es wird nicht lange halten, aber es verschafft uns Zeit.«
    »Was tun wir jetzt?«, fragt Ann.
    Kartik antwortet: »Wir bleiben zusammen und wir bleiben am Leben.«
    *
    Der Flur ist dunkel. Alle Lampen sind erloschen. Mrs Nightwing und Miss McChennmine zünden Laternen an. Die Flammen werfen lange Schatten, die teuflisch an den Wänden tanzen.
    »In die

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