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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Alles. Kartik zieht sein Messer. Miss McChennmine geht voran, dicht gefolgt von Kartik und Fowlson. Einen Schritt dahinter Felicity und Ann fest Hand in Hand. Ich gehe als Letzte, drehe mich dabei alle paar Schritte um und starre in die Dunkelheit hinter mir.
    Ohne Zwischenfall tasten wir uns den Flur entlang. Doch um die Treppe zu erreichen, müssen wir am Marmorsaal mit seinen jüngst befreiten Bewohnern vorbei. Eine Tür ist noch geschlossen, aber die andere steht offen. Ich weiß nicht, wie wir es vermeiden können, gesehen zu werden. Wir drücken uns flach gegen die Wand und horchen.
    Kartik deutet auf die Treppe. Miss McChennmine bewegt sich Schritt um Schritt darauf zu und wir anderen folgen. Tief gebückt steigen wir die Stufen hinauf. Durch die Gitterstäbe des Geländers sehe ich, wie die Fabelwesen im Marmorsaal ihr Unwesen treiben und alles verwüsten. Der Fußboden ist mit Glasscherben von zerbrochenen Lampen, Polsterfüllungen, herausgetrennten Bücherseiten übersät. Sie reißen die Schals von Felicitys Zelt und zerfetzen sie. Es ist schrecklich, das alles mitanzusehen. Aber es bleibt keine Zeit zum Trauern. Wir müssen in die Sicherheit des Magischen Reichs gelangen, obwohl es keine echte Sicherheit, nur eine kurze Atempause bedeutet.
    Oben angekommen lassen wir die Vorsicht fahren und stolpern in den Ostflügel. Wir stehen auf dem halb fertigen Turm, verborgen durch die ausgefranste Mauer. Jenseits des Rasens sehe ich, wie die Reiter ausschwärmen und jede Hoffnung auf ein Entkommen zunichtemachen. Sie rufen dem Klatschmohnkrieger zu, der das geheime Tor bewacht.
    »Sie sind drinnen«, frohlockt er.
    »Dann sitzen sie in der Falle«, ruft einer der Todesschergen genauso fröhlich zurück. Er reitet zur Küchentür, durch die wir hineingekommen sind. Er wird uns bald finden. Und er wird die anderen mitbringen. Wir sitzen so gut wie fest.
    »Gemma«, sagt Felicity. Wilde Angst blickt aus ihren Augen.
    Ein Kratzen am Eingang zum Ostflügel verrät uns, dass sie dort draußen warten.
    Kartik fasst nach meiner Hand und drückt sie. Fowlson nimmt Miss McChennmines Hand.
    »Ich lass nicht zu, dass sie dich kriegen, Sahirah«, sagt er.
    Ich merke Anns Angst an der Art, wie sie atmet.
    »Ich wünschte, ich hätte mein Schwert«, flüstert Felicity. Dann murmelt sie wie ein zärtliches Gebet: »Pippa, Pippa, Pippa …«
    »Nehmt meine Hände«, sage ich.
    Kartik ist verwirrt. »Was …«
    »Nehmt meine Hände und lasst sie nicht los!«
    »Rufen Sie jetzt nicht die Magie zu Hilfe, Miss Doyle. Es ist nicht klug«, sagt Miss McChennmine.
    »Wir haben keine Wahl«, antworte ich. »Ich werde versuchen, das Tor aus Licht erscheinen zu lassen.«
    »Aber das ist uns seit Monaten nicht mehr gelungen«, sagt Ann.
    »Es ist Zeit, es wieder zu versuchen«, antworte ich.
    Das Gebrüll, das vom Rasen schallt, lässt uns erschauern. »Was, wenn du es nicht schaffst?«, flüstert Felicity.
    Ich schüttle den Kopf. »Daran darf ich nicht denken. Ich werde alle Hilfe brauchen. Legt eure Hände auf meine«, sage ich. Als ich das Gewicht ihrer Hände fühle, schließe ich die Augen und konzentriere mich. »Denkt an das Tor aus Licht.«
    Ich höre das Kratzen an der Tür zum Ostflügel. Das Krächzen über uns, das Flattern der Flügel. Sie haben uns gefunden. Konzentrier dich, Gemma. Das Tor aus Licht, das Tor aus Licht, das Tor aus Licht.
    Nicht lange und das bekannte Kribbeln fängt an. Nur zögerlich zuerst, aber allmählich erfasst es meinen ganzen Körper wie ein reißender Strom und weckt alle meine Sinne.
    Ich öffne die Augen und da ist das Tor aus Licht und wartet auf uns.
    »Du hast es geschafft, Gemma«, sagt Felicity mit einem Seufzer der Erleichterung.
    »Keine Zeit für Gratulationen«, sage ich. »Los!«
    Ich öffne das Tor und wir alle stürzen fast gleichzeitig hindurch, gerade als die Todesschergen die Tür des Ostflügels durchbrechen. Sie heulen, dass mir das Blut in den Adern gefriert.
    »Gemma!«, ruft Ann.
    »Jetzt schließe es wieder«, beschwöre ich noch einmal die Magie und sie lässt mich gottlob nicht im Stich. Als das Tor aus Licht verschwindet, sehe ich gerade noch den Reiter in seinem langen zerfetzten Gewand.
    Wir laufen ins Magische Reich, so schnell wir können. »Wir haben nicht viel Zeit. Sie werden auf dem anderen Weg hereinkommen. Wir müssen zum Garten und die Medusa finden«, sage ich nach Atem ringend. Meine Lungen stehen in Flammen.
    »Warte!«, sagt Kartik. »Wir wissen nicht, was uns

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