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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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selbst. Die Magie flackert und erlischt. An die Stelle meines Gesichts tritt das Gesicht einer Hadschin. Ihre braunen Augen starren zu den beiden empor.
    Der dunkle Geist heult zornig auf. »Sie täuschen uns! Das ist sie nicht!«
    »Finde sie. Die Richtige.«
    »Dort drüben«, ruft eine von uns.
    »Nein, ich bin’s. Ich bin die Auserwählte!«, ruft eine andere vom Schlachtfeld.
    »Ich bin die, die ihr sucht«, meldet sich eine dritte Stimme.
    Die dunklen Geister kreischen. »Sie verwirren uns! Wie können wir siegen, wenn sie die Magie gegen uns verwenden?«
    Ein Klatschmohnkrieger brüllt: »Es ist die dort bei dem Felsen!«
    »Nein, es ist diese da neben mir, glaub mir!«
    Wir sind überall und das macht sie völlig kopflos. Sie fangen an, aufeinander einzuschlagen.
    Ich übertöne ihren Lärm. »Warum wollt ihr für den Ruhm des Baumes kämpfen? Für die Todesschergen? Sie werden euch sterben lassen und sich die ganze Magie selbst einverleiben. Der Baum wird euch beherrschen, wie es der Orden getan hat.«
    Die dunklen Geister beäugen mich misstrauisch, aber sie hören zu.
    Eine von uns ruft: »Ihr werdet immer Sklaven eines Mächtigeren sein. Glaubt ihr wirklich, dass sie redlich mit euch teilen werden?«
    Amar reitet im Passgang auf seiner weißen Stute. »Hört nicht auf sie! Sie sind Betrüger!«
    Ein Skelett mit langen zerschlissenen Mottenflügeln schüttelt seinen Speer über seinem Kopf. »Warum sollten wir ihnen die Magie geben, wenn wir sie für uns selbst behalten können?«
    »Was versprecht ihr uns?«, fragt ein anderer Mann. Seine Haut ist wie ein grauer Regen.
    »Ruhe!« Die Todesschergen öffnen ihre grässlichen Umhänge und enthüllen die schreienden Seelen darin. »Ihr seht, was ihr sehen sollt.«
    Die dunklen Geister der Winterwelt kauern sich nieder und sind wieder im Bann ihrer Anführer.
    Sie wirkt ihren Zauber gegen uns. Findet das Mädchen, das richtige Mädchen, sagt der Baum. Lasst euch nicht von ihnen täuschen. Sie wird diejenige sein, die sie zu schützen versuchen.
    Ein Todesscherge stürzt sich auf die Medusa. Die Medusa fixiert ihn mit ihrem Blick und das Scheusal fällt in Trance. Das Schwert blitzt auf. Es saust von hoch oben herab und der Scherge fällt, niedergemäht wie ein Schössling in einem heftigen Unwetter. Was von ihm geblieben ist, wirbelt wie ein Sandsturm aus seinem Körper und in den Baum Aller Seelen. Der Baum empfängt es mit einem schrecklichen Schrei. Unter lautem Knarren strecken sich die Zweige weiter und höher hinaus; die Wurzeln graben sich tiefer in den gefroren Erdboden. Der Baum strahlt vor neuer Energie.
    »Medusa!«, brülle ich durch den Hagel von Pfeilen und das Kampfgetöse. »Wir müssen aufhören!«
    Sie wagt nicht, mich anzusehen. »Warum?«
    »Je mehr wir töten, umso mächtiger wird der Baum. Er nimmt die Seelen in sich auf! Wir schlagen sie nicht; wir stärken sie!«
    Ich suche das Schlachtfeld ab und ich erspähe Kartik, der zu seinem Bruder läuft. Es ist Kartik ohne seine Tarnung, seine dunklen Locken umrahmen sein Gesicht wie eine Löwenmähne. Er läuft mit Anmut und Kraft. Ich blicke mich um und sehe die Gesichtszüge von Felicity und Philon durch meine eigenen schimmern. Die Magie hält nicht! Es ist nur eine Frage von Minuten, bis ich entdeckt werde und dann …
    Ich höre Philon aufschreien. Das große, elegante Zwitterwesen wurde von einem Todesschergen verwundet, seine Axt beiseitegeschleudert. Zum Denken habe ich jetzt keine Zeit. Ich muss zum Baum gelangen.
    Ich raffe meine Röcke und renne, so schnell ich kann. Im Laufen packe ich die Axt. Beinahe rutsche ich auf dem Eis und Blut aus, aber nichts kann mich aufhalten. Ich renne geradewegs zu dem Baum.
    Sie kommt ! ,schreit der Baum. Seine Wurzeln greifen nach mir, sie schlingen sich um meine Fesseln und ziehen mich unsanft zu Boden. Die Axt fliegt mir aus der Hand und landet knapp außer meiner Reichweite.
    »Gemma …«
    Ich blicke hoch. Im Labyrinth der Äste über mir steckt Circe in einem Kokon aus Zweigen, Ranken und Brennnesseln. Ihr Gesicht ist grau und ihr Mund geschwollen und voller Blasen. In ihrer Hand ist der Dolch.
    »Gemma«, ruft sie mit erstickter Stimme. »Sie müssen ihn … vernichten …«
    Die Zweige ziehen sich enger um ihren Hals zusammen, um sie am Weitersprechen zu hindern. Stattdessen lässt sie den Dolch herunterfallen. Ich taste zwischen den dicken Wurzeln danach.
    Gemma, willst du all das aufgeben? Wofür? Was bleibt dir, wenn du mich vernichtest?,

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